Die Gartenparty
ist einfach herrlich.«
»Hast du gefragt, wo ich hin will?« fragte er brüsk.
»Ich glaube schon, Larry.«
»Nun, wenn du’s genau wissen willst: Ich fahre in mein Büro und übernachte dort. Das mache ich immer, wenn ich’s zu Hause nicht mehr aushalten kann.«
Das klang bedrohlich nach einer Einleitung zu weiteren Ergüssen über die häuslichen Schwierigkeiten der Connors. Nancy verhielt sich still in der Hoffnung, Larry würde das Thema wechseln oder weiterfahren. Doch er tat keins von beiden.
In der nächtlichen Stille wurde sich Nancy plötzlich eines rhythmischen Geräusches bewußt, dessen Ursache sie nicht sogleich erkannte. Dann stellte sich heraus, daß es von Larry kam, der immer wieder voll Verzweiflung mit der Faust auf das Lenkrad schlug. Es dauerte nur ein paar Sekunden lang, dann sagte er ruhig:
»Weißt du noch, was ich dir heute abend gesagt habe, Nancy?«
»Worüber?«
»Daß ich will, du möchtest verstehen, wie die Dinge wirklich liegen?«
»Ja, ich glaube…«
»Dann vergiß es nicht. Gute Nacht, Nancy.«
»Gute Nacht, Larry. Sehen wir uns morgen?«
»Ich glaube nicht. Vielleicht.«
Er setzte zurück auf die Straße, wendete und fuhr davon in Richtung Stadt. Verdammt noch mal, dachte Nancy. Jetzt hatte er sie wieder so aufgeregt, daß es ihr unmöglich war, schlafen zu gehen. Sie wünschte, Larry Connor würde die Freundlichkeit besitzen, nicht immer Dinge zu sagen, die etwas oder nichts, oder alles bedeuten konnten.
Nancy ging zurück, setzte sich wieder auf die Stufen vor der Haustür und versuchte herauszufinden, was Larry mit seinen Worten hatte sagen wollen. Doch was es auch sein mochte, er und Lila mußten nach ihrer Heimkunft von der Party noch einmal Streit gehabt haben, sonst wäre er nicht noch so spät in der Nacht in sein Büro gefahren. War es vielleicht, weil er mit ihr gesprochen, sie geküßt hatte? Nancy sagte sich, daß ihr Schuldgefühl absurd sei, denn die Tatsache, daß sie zugehört und sich hatte küssen lassen, war nicht ihrem eigenen Wunsch, sondern einem Gefühl nachbarlicher Zusammengehörigkeit entsprungen.
Nach etwa zehn Minuten stand Nancy auf und wanderte ums Haus herum in den Garten. Sie wünschte, sie hätte Zigaretten bei sich. Und dann erkannte sie plötzlich, daß ihr Verlangen nach einer Zigarette durch einen winzigen, glühenden Punkt gegenüber, im Garten der Walters, hervorgerufen worden war. Da drüben rauchte jemand. Sicher Stanley, denn Mae war Nichtraucherin. Vermutlich konnte der Arme nicht schlafen.
Nancy trat an den Lattenzaun und spähte hinüber in den Garten, wo der kleine, rote Punkt glühte.
»Stanley?« rief sie leise. »Bist du das?«
Der Punkt fuhr herum.
»Wer ist da?« erklang Stanleys Stimme. »Wer ist da?«
»Nancy Howell. Hier bin ich, am Zaun.«
Der rote Punkt kam näher; dahinter tauchte Stanleys Gesicht aus dem Dunkel. Er trug einen Pyjama mit breiten Streifen, die die Fülle seines Körpers nur noch deutlicher hervorhoben. Er beugte sich kurz über den Zaun, als wolle er sich vergewissern, daß es Nancy war, dann öffnete er behutsam das Pförtchen und kam herüber.
»Was machst du denn so ganz allein hier draußen, Nancy?«
»Ich konnte nicht schlafen. Die Nacht ist so wunderbar, nicht wahr? So herrlich kühl.«
»Der Wetterbericht sagt, morgen wird’s etwas kühler.«
»Na, hoffentlich. In den letzten Tagen war es wirklich zu heiß, selbst zum Sonnen. Hast du vielleicht eine Zigarette für mich, Stanley? Ich sterbe, wenn ich keine kriege.«
»Um Himmels willen, Nancy! Ein so hübsches Mädchen wie du sollte ewig leben.«
Das war wieder einer von Stanleys Versuchen zur Ritterlichkeit, doch hier im Dunkeln, so spät nachts mit ihm allein, klang es nicht ganz so kitschig. Eher rührend, dachte Nancy, denn es war deutlich, daß der Arme jedes Wort meinte, wie er’s sagte. Sie nahm die Zigarette, die er ihr anbot, zündete sie an der seinen an und inhalierte tief. In der kühlen Nachtluft schmeckte der Rauch kräftig und angenehm.
»Danke, Stanley. Du hast mir das Leben gerettet.«
»Bitte sehr. Die Belohnung kassiere ich später.«
»Tu das«, lachte Nancy. »Kannst du auch nicht schlafen?«
»Nein. Aber Mae ist sofort eingeschlafen.«
»David auch. Der schläft wie ein Stein.«
»Bist du schon lange draußen?«
»Eine Weile.«
»Ich dachte, ich hätte vorhin Larrys Wagen gehört. Hast du Larry gesehen?«
»Ja, er ist weggefahren. Er und Lila müssen sich wieder einmal gezankt haben. Er
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