Die Gartenparty
Staatsaffäre daraus machst, hab’ ich auch keine mehr.«
»Aber nein, Liebling, kommt gar nicht in Frage, daß du hier bleibst. Ich will mich doch nicht zwischen dich und dein Golf stellen! Ich lege mich eben ein bißchen aufs Ohr oder gehe spazieren, oder unternehme irgend etwas anderes Aufregendes.«
David sagte ein unanständiges Wort.
Sie begann ihren Spaziergang damit, daß sie ins Badezimmer ging. Als sie nach zehn Minuten wieder herauskam, geduscht und angezogen, ignorierte sie demonstrativ ihren Mann, der wiederum seine immer noch bebende Nase tief in die Bücherseite vergraben hatte und demonstrativ ignorierte, daß er ignoriert wurde. Allmählich zeigte sich wieder der Märtyrerblick auf seinem Gesicht, und Nancy wußte, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis er erschien und erklärte, daß er nun doch nicht Golf spielen wolle, woraufhin sie süß und lieb sagen würde, aber natürlich müsse er spielen, er habe ja so wenig echt männliche Unterhaltung. Dieser liebevolle Streit würde sich eine Weile hinziehen, und schließlich würde er selig davonziehen, gesättigt von einem kräftigen Frühstück, und ihr würde es im Grunde nichts ausmachen, aber Frauen mußten natürlich in so einem Fall aufbegehren – rein aus Prinzip. Offen gestanden fühlte sie sich ein winziges bißchen schuldbewußt. David ging wirklich nicht oft Golf spielen, denn er konnte sich den Country-Club nicht leisten. Jack Richmond hingegen konnte es, und wenn daher Jack David zum Spielen aufforderte…
Es wurde langsam wieder heiß, wenn auch nicht so wie gestern. Nancy ging in den Garten, wanderte umher und sah nach diesem und jenem. Dann ging sie wieder ins Haus und trank eine Tasse Kaffee. Gleich darauf kam David herunter, küßte sie und sagte, er habe beschlossen, nicht Golf spielen zu gehen, wobei Nancy nicht umhin konnte zu bemerken, daß er nichtsdestoweniger Golfkleidung trug, nur für den Fall, daß sich die Dinge so entwickelten, wie sie sich nach beider Erfahrung unzweifelhaft entwickeln würden. Und wie sie sich dann auch entwickelten. Sie bereitete ein kräftiges Frühstück, David aß mit gutem Appetit, ging dann hinüber zu den Connors, sein albernes Spielzeug unterm Arm, und überließ Nancy der unaufgeräumten Küche und einem Nachmittag, mit dem sie nichts anzufangen wußte.
Die Hitze nahm weiter zu, eine vollkommen reglose Hitze, ohne die leiseste Andeutung eines Lüftchens. Nancy in ihrer Küche unter dem Fensterventilator war wieder einmal von abgrundtiefem Mitleid mit sich selbst erfüllt, vor allem, wenn sie daran dachte, wie David jetzt an der Bar des Country-Clubs saß und kühles Bier trank. Nancy hoffte, eine vernünftige Ehefrau zu sein, doch sie konnte nicht einsehen, warum sie so sehr unter der Hitze leiden sollte. Sicher, David konnte sich keine zentrale Klimaanlage leisten, doch zu ein oder zwei Fenstergeräten mußte es doch reichen, damit wenigstens die untere Etage, oder ein Teil von ihr, kühl gehalten werden konnte. Sie hatte sogar schon mit ihm darüber gesprochen. Doch David hatte gemeint, es habe keinen Sinn, Geld in weitere Fenstergeräte zu investieren, wenn sie sich später vielleicht eine ganze Anlage installieren lassen konnten. Das war durchaus richtig, fand sie – besonders, wenn man selbst zum Golfspielen gehen und in einer kühlen Bar kaltes Bier trinken konnte.
Während ihr Blick aus dem Fenster zu der kleinen Terrasse hinter dem Connorschen Haus wanderte, begann sie wieder, über Lila nachzudenken, und auf einmal fiel ihr ein, daß sie den ganzen Morgen noch nichts von Lila gesehen hatte. Auch wenn Lila in ihrem schönen, kühlen Haus sehr lange schlief, mußte sie jetzt doch bestimmt wach sein; es war schon nach eins. Vermutlich brauchte Lila eine kleine Aufmunterung, da Larry doch im Büro geschlafen hatte und so, und außerdem würde ihr die Gesellschaft einer mitfühlenden Seele gewiß guttun. Trotz allem, was Larry gesagt hatte, war Lila manchmal doch ein netter Kerl, wenn sie auch hin und wieder die Leute in Verlegenheit brachte. Und Larry hatte auch sicher das Ausmaß des Streites gestern abend übertrieben und mehr daraus gemacht, als es wirklich gewesen war. Alles in allem sah Nancy nicht ein, was es schaden konnte, wenn sie hinüberging und Lila besuchte, besonders, wenn sie etwas mitbrachte. Ein solcher Nachmittag war herrlich für einen Shaker Gin-Tonic, der überdies gleichzeitig eine hervorragende Tarnung für Nancys eigentlichen Grund zu diesem Besuch
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