Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
schliefen eine ganze Schicht und lungerten ein paar Stunden in der Nahrungsfabrik herum, bevor wir damit anfingen, das Triebwerk zu sichern, damit man es starten konnte. Peter war noch der tatkräftigste von uns; er lief ein halbes Dutzend Korridore hinunter, so weit er konnte.
»Überall Sackgassen«, berichtete er, als er zurückkam. »Das, wohin wir gelangen können, scheint nur etwa ein Zehntel des Ganzen zu sein – es sei denn, wir schneiden Löcher in die Wände.«
»Nicht jetzt«, sagte ich.
»Niemals!«, erklärte Lurvy entschieden. »Alles, was wir tun, ist, dieses Ding zurückzubringen. Wenn einer es zerlegen will, dann erst, wenn wir unser Geld eingesteckt haben.« Sie rieb sich den Bizeps, die Arme vor der Brust verschränkt, und fügte bedauernd hinzu: »Wir sollten lieber anfangen, das Triebwerk zu sichern.«
Wir brauchten dazu noch einmal zwei Tage, aber endlich saß alles. Das Schweißmaterial, das sie uns mitgegeben hatten, um Stahl mit Hitschi-Metall zu verbinden, leistete das Versprochene wirklich. Soweit wir äußerlich feststellen konnten, saß das Ding fest. Wir zogen uns ins Schiff zurück und befahlen Vera, das Triebwerk mit zehn Prozent Schub laufen zu lassen.
Sofort spürten wir einen winzigen Ruck. Es klappte. Wir grinsten uns alle an, und ich griff in meine Privattasche nach der Flasche Champagner, die ich für diese Gelegenheit aufgehoben hatte.
Wieder ein Ruck.
Ein Lächeln nach dem anderen verschwand. Man hätte nur eine einmalige Beschleunigung spüren dürfen.
Lurvy sprang an die Konsole.
»Vera! Anzeige Delta-V!«
Auf dem Bildschirm leuchtete ein Kraftdiagramm auf: die Nahrungsfabrik in der Mitte vorgestellt und Kraftpfeile, die in zwei Richtungen wiesen. Der eine symbolisierte die Kraft unseres Triebwerks, das seine Aufgabe erfüllte, gegen den Rumpf zu drücken. Der andere …
»Zusatzschub, der Kurs jetzt beeinflusst … Lurvy«, meldete Vera. »Vektorergebnis in Richtung und Größenordnung jetzt dasselbe wie vorheriger Delta-V.«
Unsere Rakete drückte gegen die Nahrungsfabrik. Aber viel erreichte sie nicht. Die Fabrik drückte dagegen.
Tag 1298. Wir taten also, was wir allem Anschein nach tun mussten. Wir schalteten alles ab und schrien um Hilfe.
Wir schliefen und aßen und wanderten, wie es schien, ewig in der Fabrik herum, während wir uns wünschten, dass es die Verzögerung von 25 Tagen nicht gab. Vera nützte nicht viel.
»Vollständige Telemetrie übermitteln«, sagte sie, und: »Weitere Anweisungen abwarten.«
Das taten wir ohnehin.
Nach ein, zwei Tagen holte ich den Champagner trotzdem heraus, und wir tranken alle. Bei 0,01 g hatte die Kohlensäure mehr Kraft als die Gravitation, und ich musste meinen Daumen auf die Flasche und die Handfläche auf jedes Glas pressen, um den spritzenden Champagner auszugießen und einzufangen. Aber es gelang uns eine Art Zuprosten.
»Gar nicht schlecht«, sagte Peter, als er seinen Sekt hinuntergeschüttet hatte. »Wenigstens bekommt jeder ein paar Millionen.«
»Falls wir das je erleben«, fauchte Janine.
»Verdirb einem doch nicht alles, Janine. Wir wussten schon beim Abflug, dass die Sache schief gehen könnte.«
Das traf auch zu; das Schiff war so konstruiert, dass wir mit unserem Grundtreibstoff losfliegen und die Photonen-Triebwerke umrüsten konnten, damit wir heimgelangten – in gut vier Jahren oder so.
»Und was dann, Lurvy? Dann bin ich eine achtzehnjährige Jungfrau. Und eine Versagerin.«
»Ach Gott, Janine, lauf eine Weile herum, ja? Ich kann dich nicht mehr sehen.«
Wir waren jetzt unduldsamer miteinander, als wir es die ganze Zeit über im engen Raumschiff gewesen waren. Jetzt, da wir mehr Platz hatten, um uns voneinander zu entfernen – bis zu einem Viertelkilometer –, fielen wir einander mehr auf die Nerven als je zuvor. Ungefähr alle zwanzig Stunden stolperte Veras kleines, dumpfes Gehirn durch seine Zufallsprogramme und präsentierte irgendein neues Experiment: Schubversuche bei ein Prozent Energie, bei dreißig Prozent, sogar voller Schub. Und wir taten uns lange genug zusammen, um die Raumanzüge anzulegen und das auszuführen. Das Ergebnis blieb aber stets dasselbe. Gleichgültig, wie stark wir gegen die Nahrungsfabrik drückten, das Gebilde spürte das und drückte genau mit der richtigen Kraft und genau in der Richtung dagegen, um die gleichmäßige Beschleunigung zu dem Ziel, das sie im Sinn hatte, beizubehalten. Das einzig Nützliche, das Vera lieferte, war eine Theorie:
Weitere Kostenlose Bücher