Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
sicher.«
Sie hob die Hand. Immer noch sah sie entspannt aus. Die Puppe, die sie jetzt hochgenommen hatte, war ein kleiner Katzenkopf mit leuchtend roten Barthaaren. Das rosa Schnäuzchen ging auf, und eine Katzenstimme lispelte: »Wan behauptet, das sind wirklich raue Burschen. Er sagt, beinahe hätten sie ihn umgebracht, nur weil er mit ihnen über Religion gesprochen hat.«
»Ach ja?« Walthers wechselte die Stellung. Die Kissen in seinem Rücken schienen nicht mehr ganz so bequem zu sein. Er stellte die Frage nicht, die ihm im Kopf herumschwirrte: Ach ja! Hast du dich mit Wan getroffen? Das hätte bedeutet, dass er eifersüchtig war. Stattdessen fragte er nur: »Wie geht’s denn Wan?« Aber die andere Frage war in dieser enthalten, und sie wurde beantwortet. Wan ging es viel besser. Wans Auge war kaum noch blau. Wan hatte wirklich ein schickes Schiff, einen Hitschi-Fünfer, der aber sein persönliches Eigentum war und den er mit einer Sonderausstattung hatte versehen lassen – hat er gesagt. Gesehen hatte sie es nicht. Natürlich nicht. Wan hatte angedeutet, dass einiges Zubehör altes Hitschi-Zeug war – vielleicht nicht auf ganz ehrliche Weise erworben. Wan hatte auch angedeutet, dass jede Menge Hitschi-Zeug existierte, das nie gemeldet worden war, weil die Finder der Gateway AG keine Abgaben zahlen wollten. Wan fand, dass er ein Recht darauf besaß, weil er doch diesen unglaublichen Lebensweg gehabt hatte und quasi direkt von den Hitschi erzogen worden war.
Ohne dass Walthers es wollte, drängte sich die Frage auf seine Lippen. »Klingt, als ob du Wan ziemlich oft gesehen hast«, meinte er und versuchte, ganz unbeteiligt zu wirken. Sein Tonfall verriet ihm aber, dass dieser Versuch fehlgeschlagen war. Er klang entweder wütend oder beunruhigt – eigentlich eher wütend. Es ging ihm nicht in den Kopf! Wan sah doch bestimmt nicht gut aus und hatte einen miesen Charakter. Allerdings war er reich und passte im Alter viel besser zu Dolly …
»Aber Liebling, sei doch nicht eifersüchtig!«, bat Dolly mit ihrer eigenen Stimme. Sie klang sehr zufrieden – was Walthers etwas beruhigte. »Weißt du, er geht sowieso bald weg. Er will nicht hier sein, wenn der Transporter kommt. Im Augenblick bestellt er Vorräte für seine nächste Fahrt. Das ist der einzige Grund, warum er hergekommen ist.« Sie hob wieder die Hand mit der Katzenpuppe und sang mit der Kätzchenstimme: » Jun -ior ist eifersüchtig auf Dol -liii!«
»Bin ich nicht«, widersprach er spontan, gab dann aber zu: »Ja, ich bin’s. Sei mir nicht böse, Doll.«
Sie rutschte näher auf dem Bett an ihn heran, bis ihre Lippen ganz nah an seinem Ohr waren, und er ihren Atem spüren konnte. Dann flüsterte die Katzenstimme: »Ich verspreche es, nicht böse zu sein, Mr. Junior. Aber ich wäre sehr froh, wenn du …« Und wie die meisten Versöhnungen war auch diese wunderschön. Leider unterbrach das Schnarren des Piezophons Runde vier.
Walthers ließ es fünfzehnmal läuten, lange genug, um die angefangene Arbeit zu Ende zu führen, wenn auch nicht so gut, wie er es vorgehabt hatte. Als er sich meldete, meinte der Wachhabende vom Flughafen: »Hab’ ich einen schlechten Moment erwischt, Walthers?«
»Sagen Sie mir lieber, was los ist«, forderte Walthers und versuchte, sein immer noch heftiges Atmen zu unterdrücken.
»Raus aus den Federn und lächeln, Audee! Da sind sechs Leute mit Skorbut. Planquadrat sieben drei Poppa. Die Koordinaten sind etwas verschwommen, aber sie haben ein Radiozeichen. Das ist alles, was sie haben. Sie müssen einen Arzt, einen Zahnarzt und eine Tonne Vitamin C hinfliegen. Im Morgengrauen müssen Sie dort sein. Das heißt, dass Sie in genau neunzig Minuten starten.«
»Zum Teufel, Carey! Können die nicht noch warten?«
»Nur wenn Sie bei der Landung Leichen vorfinden wollen. Es geht ihnen verdammt dreckig. Der Schafhirte, der sie gefunden hat, sagt, dass seiner Meinung nach zwei sowieso nicht durchkommen.«
Walthers fluchte. Um Entschuldigung bittend schaute er Dolly an. Dann suchte er missmutig seine Sachen zusammen.
Als Dolly zu sprechen anfing, klang sie nicht mehr wie ein Kätzchen. »Junior? Können wir nicht nach Hause gehen?«
»Hier ist unser Zuhause«, stellte er fest.
»Bitte, Junior?« Ihr Gesicht war jetzt nicht mehr entspannt. Die Elfenbeinmaske verriet zwar keine Regung, aber er konnte die Anspannung in ihrer Stimme hören.
»Dolly, Liebes«, bemühte er sich, ihr klarzumachen. »Dort haben wir
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