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Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)

Titel: Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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keineswegs herum, mein lieber Robin«, klärte er mich freundlich auf. »Es gehört zu meinem Programm, eine größtmögliche Simulation der Wirklichkeit zu bieten. Wie ein Geist aus der Flasche zu erscheinen, würde doch nicht realistisch aussehen, oder?«
    »Du bist ein prima Programm, Albert«, musste ich zugeben.
    Er lächelte und ergänzte: »Und auch sehr wachsam, Robin, wenn ich das sagen darf. Zum Beispiel, ich glaube, dass deine liebe Frau soeben kommt.« Er trat beiseite – völlig überflüssigerweise –, als Essie hereintrat. Sie keuchte und sah aus, als versuche sie, ihre Bestürzung nicht zu zeigen.
    »Was ist los?«, fragte ich und war selbst plötzlich aufgeregt.
    Sie antwortete nicht gleich. »Du hast also nichts gehört?«, fragte sie endlich.
    »Was gehört?«
    Sie schaute mich überrascht und gleichzeitig erleichtert an. »Albert? Du hast noch keine Verbindung mit dem Datennetz aufgenommen?«
    »Das wollte ich gerade tun, Mrs. Broadhead«, gab er höflich Bescheid.
    »Nein! Nicht! Da ist … äh … da sind noch einige Änderungen in der Vorspannung durchzuführen, eine Anpassung an die Gateway-Bedingungen.« Albert spitzte nachdenklich die Lippen, sagte aber nichts. Ich war nicht so schweigsam.
    »Essie, spuck’s aus! Was ist los?«
    Sie setzte sich auf die Bank des Kommunikators und fächelte sich Kühlung zu.
    »Dieser Schurke Wan ist hier!«, sagte sie. »Der ganze Asteroid redet darüber. Ich bin erstaunt, dass du es noch nicht gehört hast. Puh! Ich bin so gerannt! Ich hatte Angst, dass du dich furchtbar aufregst.«
    Ich lächelte nachsichtig. »Die Operation ist schon einige Wochen her, Essie«, erinnerte ich sie. »Ich bin nicht so schwächlich – und über Wan würde ich mich schon gar nicht so aufregen. Hab doch ein bisschen Vertrauen in mich!«
    Sie sah mich genau an und nickte dann. »Stimmt«, gab sie zu. »War dumm von mir. Gut, ich geh’ wieder an die Arbeit«, fuhr sie fort. Damit stand sie auf und trat zur Tür. »Aber, denk dran, Albert – keine Schnittstellen mit dem Netz, bis ich zurückkomme!«
    »Warte!«, rief ich. »Du hast ja noch gar nicht meine Neuigkeiten gehört.« Sie blieb lange genug stehen, dass ich stolz verkünden konnte: »Ich habe einen Namen für das Schiff gefunden. Wahre Liebe . Was meinst du?«
    Sie brauchte lange, um darüber nachzudenken. Ihr Ausdruck war viel nachdenklicher und nicht so begeistert, wie ich erwartet hatte. Dann meinte sie: »Ja, das ist ein sehr guter Name, Robin. Gott schütze sie und alle, die auf ihr segeln, ja? Jetzt muss ich gehen.«
     
    Nach fünfundzwanzig Jahren Ehe verstand ich Essie immer noch nicht ganz. Ich teilte das Albert mit. Er saß ganz entspannt auf dem Hocker vor Essies Frisierkommode und betrachtete sich im Spiegel. Er zuckte nur die Schultern. »Meinst du, dass ihr der Name nicht gefallen hat?«, fragte ich. »Es ist ein schöner Name!«
    »Das finde ich auch, Robin«, stimmte er mir zu und probierte verschiedene Posen im Spiegel aus.
    »Sie schien sich auch gar nicht das Schiff ansehen zu wollen.«
    »Ich glaube, ihr geht etwas im Kopf herum«, vermutete er.
    »Aber was? Ich schwör’ dir, manchmal verstehe ich sie nicht«, versicherte ich noch einmal.
    »Ich gebe zu, ich auch nicht, Robin«, pflichtete er mir bei. Er wandte sich vom Spiegel ab und zwinkerte mir zu. »Ich habe aber angenommen, dass es in meinem Fall so ist, weil ich eine Maschine bin und sie ein Mensch. Was könnte es denn in deinem Fall sein?«
    Ich sah ihn leicht verstört an. Dann grinste ich. »Du bist ziemlich komisch mit deinem neuen Programm, Albert«, sagte ich. »Was hast du denn davon, in den Spiegel zu schauen, wo du doch gar nichts sehen kannst, wie ich weiß?«
    »Was hast du davon, die Wahre Liebe anzuschauen, Robin?«
    »Musst du immer eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten?«, monierte ich. Er lachte laut. Es war wirklich eine überzeugende Vorstellung gewesen. Schon immer, seit ich das Albert-Programm hatte, konnte er lachen und eigene Witze reißen. Man wusste aber stets, dass es ein Bild war, das lachte. Man konnte ihn sich als Bild einer wirklichen Person vorstellen, wenn man wollte – wie ich es meistens tat –, wie das Bild einer Person am P-Phone. Aber da war nie … wie soll ich das ausdrücken? Nie eine Präsenz . Jetzt war sie da. Ich konnte ihn nicht riechen, aber ich konnte seine physische Anwesenheit im Zimmer mit mehr Sinnen wahrnehmen als nur durch Hören oder Sehen. Temperatur? Masse? Ich weiß

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