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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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und der Gräfin zu melden. Ihr Herz schlug mit jedem Schritt des Pferdes freudiger. Sie beneidete ihre Söhne, die sich ungeniert in den Steigbügeln aufstellten und stritten, wer den Vater als Erster sehen würde.
    Endlich gelangten sie in den Hof. Flüchtig nahm Wendelgard die vertrauten Gesichter ihrer Diener wahr, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt der einsamen Gestalt, die in der Mitte des freien Platzes stand, um den Zug Willkommen zu heißen. Das silbergraue Haar des Hausherrn bewegte sich leicht im Wind. Ihre Blicke berührten sich, und Wendelgard musste alle Zurückhaltung aufbringen, um nicht aus dem Sattel zu springen und sich ihrem Mann in die Arme zu werfen. »Udalrich«, flüsterte sie in die Haare ihrer Tochter hinein. »Mein Udalrich.«
    Bebend vor Ungeduld sah sie zu, wie sich ihr Mann an Herzog Burchard wandte, der abstieg und seinem Gastgeber entgegenging. Die Stimmen der beiden Männer klangen laut genug, dass jeder der Umstehenden ihre Worte verstehen konnte.
    »Gott zum Gruß, Herr! Willkommen auf diesem Anwesen.«
    »Gott zum Gruß, Graf!« Burchard wartete Udalrichs respektvolle Verbeugung ab, ehe er seine Hand ergriff. »Ihr besitzt ein stattliches Anwesen. Man könnte es zu einer Wehrburg ausbauen. Die Vorarbeit wurde ja schon geleistet.«
    Udalrich betrachtete mit leisem Stolz das feste Obergeschoss des Haupthauses. »Das war mein Vater. Er war ein weitsichtiger Mann. Gegen die Ungarn wäre ein Ausbau sinnvoll, doch bis dahin müssen wir auf Euren Schutz zählen. Gestattet nun, dass ich meine Frau begrüße.«
    Burchard lächelte mit einem Anflug von Spott, aber er nickte nur und wandte sich seinen eigenen Gefolgsleuten zu. Während die einfachen Knechte auf der Wiese vor dem Anwesen lagerten, war es einigen seiner engeren Vertrauten gestattet, im Haupthaus Quartier zu beziehen. Udalrichs Pferdeknechte eilten herbei und kümmerten sich um die Tiere, während einige der jüngeren Mägde den Gästen Wein und andere Erfrischungen brachten. Der Hausherr vergewisserte sich, dass sein Gesinde ihm keine Schande machte, ehe er auf Wendelgard zuschritt, die ungeduldig auf ihrer Rappstute saß. Sie fühlte die Augen ihres Mannes auf sich und begann zu strahlen.
    »Udalrich, endlich!«
    Für die Dauer eines Herzschlags betrachtete der Graf seine Frau und seine jüngste Tochter schweigend, ehe er die Arme ausstreckte, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Gleichzeitig sprangen seine Söhne auf den Boden und stürmten ihrem Vater entgegen. »Vater, Adalhard ist auf der Fähre nach Immenstaad schlecht geworden!«
    »Ist mir nicht!«
    »Ist dir doch!«
    Udalrich packte seinen jüngeren Sohn lachend unter den Armen und hob ihn hoch. »Frieden, ihr beiden! Benehmen sich so die Erben von Buchhorn? Lasst mich eurer Mutter helfen.« Ohne darauf zu achten, dass Burchard ihn mit ausdrucksloser Miene musterte, hob er Wendelgard vom Rücken ihres Pferdes und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Willkommen daheim.«
    Sie lehnte ihre Wange an seine Brust. »Es tut gut, wieder hier zu sein. Alles ist wie immer und …« Plötzlich versteinerte ihr Gesicht. »Was will der hier?«, fragte sie schrill.
    Udalrich sah sich um und bemerkte Wulfhard, der das Pferd der Gräfin am Zügel gefasst hatte, um es in den Stall zu führen. »Du weißt doch, dass er jetzt in meinen Diensten steht.«
    Wendelgards Gesicht verfärbte sich. »Ich will ihn nicht hier haben! Nicht in der Nähe meiner Kinder. Nicht einmal in der Nähe meines Pferdes!«
    Udalrich unterdrückte einen Seufzer und gab Wulfhard einen Wink. Der übergab mit verschlossenem Gesicht die Zügel einem Knecht und machte Anstalten, sich eines der anderen Tiere anzunehmen.
    Wendelgard packte Udalrichs Arm und rüttelte ihn. »Warum liegt er nicht auf den Knien vor dir, der elende Verräter?«
    In Wulfhards Wange zuckte ein Muskel. Er legte die Hand auf seine Wunde und zögerte.
    »Hast du deine Herrin nicht gehört, Verräter?« Bernulf kam näher und gab Wulfhard einen Stoß. »Auf die Knie!«
    Wulfhard ballte die Faust. »Redest du mit mir?«
    »Ich rede mit einem Verräter!«
    »Wulfhard!«
    Wulfhard zuckte zusammen. Er drehte sich um und sah den ausgestreckten Zeigefinger des Grafen. Vorsichtig, um die Wunde zu schonen, kniete er nieder. Seine Lippen waren fest aufeinandergepresst, sein Blick ging ins Leere.
    Wendelgard nickte knapp und legte ihrem Mann die Hand auf den Arm. »Wir sollten unsere Gäste ins Haus geleiten, Liebster«, bemerkte sie mit hocherhobenem

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