Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Kopf und einem blassen Lächeln in Richtung des Herzogs.
Wulfhard hörte, wie die Edelleute sich entfernten. Ohne einem der Umstehenden in die Augen zu sehen, hob er den Kopf. Er wollte aufstehen, aber ein Tritt ins Kreuz schleuderte ihn mit dem Gesicht in den Pferdemist. Er spürte, wie unter dem Verband etwas riss.
»Da gehörst du hin, du Schweinehund. In den Dreck!«, höhnte Bernulf.
Wulfhard wappnete sich gegen einen zweiten Tritt, da sprach eine feste Stimme: »Das genügt. Der Mann soll arbeiten. Und er untersteht nicht Euch.«
Wulfhard lächelte schief. Vorsichtig kam er in die Hocke und wischte sich den Dreck vom Gesicht. »Danke, Lebensretter«, sagte er und nickte Eberhard zu. »Lass es nicht zur Gewohnheit werden. Und du«, er starrte Bernulf ins Gesicht, »als ich sagte, lauf weg, meinte ich die andere Richtung!«
Bernulf ballte die Faust, aber Eberhards Blick war eine deutliche Warnung. Mit einem wüsten Fluch machte Burchards Gefolgsmann kehrt. Auch Eberhard kümmerte sich nicht weiter um Wulfhard, der mühsam auf die Füße kam. Er tastete unter seinen Kittel und betrachtete mit einer Verwünschung das Blut an seinen Fingern. »Dafür bring ich dich um!«, zischte er. »Ich schwöre, ich töte dich, Bernulf.« Er drehte sich um und blickte in zwei steingraue Augen, die ihn ausdruckslos musterten.
»Jetzt weißt du, wie ich mich fühle.« Isentrud verschränkte die Arme. Die Blutergüsse in ihrem Gesicht zeichneten sich dunkel auf ihrer hellen Haut ab. »Jeden Tag, den ich lebe!«
Wulfhard verbarg seine Verwirrung hinter einem anzüglichen Grinsen. »Dann passen wir ja vortrefflich zueinander.«
»Bist du jetzt so tief gesunken, dass du dich nicht einmal mehr vor mir ekelst? Kein Anspruch mehr auf eine gesunde, gut aussehende Hure?« Ihre Stimme war tonlos.
Er schüttelte seine Verunsicherung ab und grinste so breit, dass seine Zahnlücke zu sehen war. »Ich nehme das als erneutes Angebot?«
Sie stieß einen seltsamen Laut aus, drehte sich um und rannte in die Küche. Wulfhard sah ihr nach, dann zuckte er die Achseln und schlenderte zum Stall.
H
Ansgar und Guntram zerrten den Handkarren mit ihren wenigen Habseligkeiten über den unebenen Waldboden. Eigentlich war das die Aufgabe der Frauen, doch Kunigunde war fort, und Elsbeth trug den glucksenden Säugling auf den Armen. Im Licht der Herbstsonne setzten sie ihren mühseligen Weg zum Anwesen des Grafen fort, vorbei an Bauern und Reisigen, die sie mit einer Mischung aus Neugier und Verachtung anstarrten.
»Seht euch das Teufelspack an!«, rief ein Soldat und hob einen Stein auf. »Mörder sind das!«
Guntram drehte sich zu dem Mann um, aber Ansgar packte den Griff des Karrens fester und beschleunigte den Schritt. »Komm weiter«, befahl er leise. »Streit können wir nicht brauchen. In wenigen Stunden geht die Sonne unter, und dann müssen wir vor den hohen Herren unser Bestes geben!«
»Warum sagst du das ausgerechnet mir? Sag es Tankmar!«
Ansgar schaute zu dem Jungen hinüber, der mit gesenktem Kopf durch das knöchelhohe Laub trottete. »Lass ihn in Frieden!«, sagte er müde. »Der denkt an seine Kunigunde.«
»Schau mal, da vorn!« Elsbeth drängte sich dichter an Ansgar und wies mit dem Kinn auf den Mann, der ihnen im Gegenlicht des Herbstnachmittags entgegenkam. »Will der was von uns?«
»Das ist nicht der Mönch«, murmelte Ansgar verbissen. Er überließ seinen Platz am Karren einem der Musikanten und ging auf den einsamen Wanderer zu. »Gott zum Gruß.«
Der Mann nickte kurz. »Mein Name ist Eberhard. Eckhard schickt mich. Ich soll euch sicher zum Anwesen bringen und euch zeigen, wo ihr lagern könnt. Kommt, Leute.«
Schweigend legten sie den Rest des Wegs zurück. Der junge Kriegsknecht führte die Spielleute in den Hof und zum Mauerumgang, der vor dem Gesindehaus abrupt abbrach. »Wartet hier, bis der Graf nach euch schickt.«
Ansgar sah sich in der engen Nische um und nickte. »Der Platz genügt. Lasst uns anfangen.«
Tankmar warf sein Bündel auf den Boden. »Später! Ich muss …«
»Dich vorbereiten wie alle anderen auch!« Guntram packte ihn an der Schulter und stieß den jüngeren Mann gegen die Mauer.
»Befiehlst du jetzt?«
»Nein, aber ich!« Ansgars sonore Stimme klang brüchig vor unterdrücktem Ärger. »Wir bereiten uns auf den Auftritt vor, alle. Kunigunde kann herkommen, wenn sie mit dir sprechen will, Tankmar. Sorg du lieber dafür, dass dein Auftritt heute nicht wieder ein Fehltritt
Weitere Kostenlose Bücher