Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
ansehen. Dort sind auch Reste alter Lastkähne ausgestellt, auf denen einst die Waren transportiert wurden. Bereits im frühen Mittelalter legten Fähren von Meersburg oder Immenstaad in Richtung Konstanz ab, was archäologische Zeugnisse belegen. Die Kähne hatten kaum Tiefgang und wurden im Hafen an Land gezogen. Der Markt bei der Stephanskirche, den Salomo ins Leben gerufen hatte, entwickelte sich zu einem Umschlagplatz für Waren aller Art.
Historische Personen
Zu den aus ›Die Herren von Buchhorn‹ bekannten historischen Figuren Wendelgard, Udalrich und Salomo treten in diesem Buch Heinrich I., König von 919–936, und Herzog Burchard von Schwaben hinzu.
Es ist belegt, dass Heinrich I., vielleicht besser als Heinrich der Vogler bekannt, Wendelgards Onkel war, wie allerdings das Verhältnis zwischen Onkel und Nichte aussah, und ob er ihrem Gemahl Udalrich je begegnet ist, ist nicht historisch belegt. Dokumentiert sind hingegen seine Lebensdaten: Heinrich war seit 912 Herzog von Sachsen und wurde im Mai 919 zum König gekrönt. Ihm war sehr daran gelegen, die Herrschaftsverhältnisse in seinem Reich neu zu regeln. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass er auch mit dem Adel am Bodensee zusammengetroffen ist oder Bischof Salomo III. in Konstanz aufgesucht hat. Salomo war als Berater und Vertrauter von Heinrichs Vorgänger Konrad I. und als Kirchenfürst trotz seines langsam sinkenden Sterns immer noch sehr einflussreich.
Die Legende von seiner Krönung während der Vogeljagd ist wahrscheinlich ein romantisches Produkt späterer Vorstellungskraft, überliefert ist hingegen, dass er ein leidenschaftlicher Jäger war. Darauf, und auf die Tatsache, dass es Attentate auf das Leben des Königs gab, stützt sich das erste Kapitel des Romans.
Im Jahr 912 plante der Erzbischof von Mainz, Hatto, einen Anschlag auf den neuen Herzog von Sachsen. Heinrich entkam nur, weil er rechtzeitig gewarnt wurde. Es ist anzunehmen, dass Heinrich auch deswegen die kirchliche Salbung bei seiner Krönung ablehnte. Er distanzierte sich von der Kirche aber vor allem deshalb, weil er deren großen Einfluss auf die Politik des Königs eindämmen wollte. Er benötigte für die Durchsetzung seiner Ziele vielmehr die Unterstützung der drei anderen Stämme Schwaben, Franken und Bayern, deren Herzögen er in ihren Gebieten mehr Handlungsfreiheit einräumte.
Burchard erlangte seine Anerkennung als Herzog (919–926)
durch seine Unterwerfung unter Heinrichs Königtum. In den Jahren zuvor hatte er gegen Konrad I. und auch gegen Salomo Krieg geführt, um Schwaben zu einem gleichberechtigten Herzogtum zu machen. Er führte damit den Kampf seines Vaters, der 911 hingerichtet wurde, fort. Somit hat deren Feindseligkeit im Roman ihre historische Parallele.
Burchard hatte sich durch seine Unterwerfung unter Heinrich den Rücken für einen anderen Gegner freigehalten, Herzog Rudolf II. von Hochburgund. Von diesen burgundischen Welfen spalteten sich die schwäbischen Welfen ab, die in Süddeutschland seit der Mitte des 8. Jahrhunderts bezeugt sind. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts gewannen sie an Macht und Einfluss, als König Ludwig der Fromme eine Welfin heiratete. Er beschenkte sie unter anderem mit den Grafschaften am Bodensee, die Ludwig der Deutsche um 855 wieder an die Grafen von Buchhorn zurückgab. Nach 900 begann der erneute Aufstieg der Welfen unter Graf Heinrich, der Altdorf bei Ravensburg zum Stammsitz ausbaute.
Die Ungarn
Die Ungarn, auch als Magyaren bekannt, stammten aus den Steppen Asiens und folgten den Spuren der Hunnen und Awaren, die vor ihnen das pannonische Becken besiedelt hatten. Sie nutzten die inneren Machtkämpfe im ostfränkischen Reich, um unterschiedliche Bündnisse einzugehen und ihre Raubzüge durchzuführen. Im Jahr 911 schlugen sie das ostfränkische Heer vernichtend. Zu den Gefallenen zählten hochrangige Adlige und auch Bischöfe, die sich diesem Kampf der Christen gegen die Heiden angeschlossen hatten. Der bayrische Herzog Arnulf bot zwei Jahre später ein eigenes Heer auf, zu dem auch Udalrich zählte. Die christlichen Streitmächte siegten über ein kleineres ungarisches Heer, und Arnulf handelte mit den Ungarn aus, dass er sie durch Bayern ziehen ließ, wenn sie im Gegenzug sein Land verschonten. Der Pakt war mit hohen Tributen an die Ungarn verbunden. In den ersten Jahrzehnten des 10. Jahrhunderts verging kaum ein Jahr, in dem die Ungarn keinen Raubzug unternahmen. 915 stießen
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