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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Gerechtigkeit, wie Ihr es nennt. Gleichzeitig bete ich, dass uns in einem anderen Leben nicht Recht, sondern Gnade zuteil wird. Und das solltet Ihr auch.«
    Eckhard sah ihr nach, als sie hoch aufgerichtet den Saal verließ. »So verhält sich eine wahre Fürstin«, sagte er leise. »Ich wünschte, ich könnte ihrem Beispiel folgen.«
    »Aber das könnt Ihr nicht.« Burchard hatte seine Erstarrung abgeschüttelt und fixierte den Mönch verärgert. »Ihr habt diesen Mann angeklagt, und Ihr werdet zugegen sein, wenn Gerechtigkeit geübt wird. So wie diese …« Er machte eine lässige Handbewegung in Richtung der übrigen Spielleute. »Und jetzt schafft das Stück Dreck in den Hof. Hier sollte doch früher schon eine Hinrichtung stattfinden. Gibt es ein gutes Schwert?«
    »Es ist im Dorf!«, antwortete Eckhard an Udalrichs statt. »Der Schmied hat es in Verwahrung.«
    »Dann lasst es holen. Ich sehe nicht ein, dass mein Gefolgsmann seine ehrliche Klinge an diesem Mörder beschmutzt.«
    Der Graf winkte einen Diener näher. Um seinen Mund hatten sich weiße Linien eingegraben, aber seine Stimme klang ruhig. »Lass dem Schmied ein Pferd satteln und sag ihm, er soll sich beeilen. Ich möchte diese ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    Der Mann rannte davon, und Udalrich schloss sich dem Zug an, in dessen Mitte der Verurteilte in den Hof geführt wurde.
    Das dunkle Viereck lag in gespenstischer Ruhe da, nur aus den Ställen und der Küche drangen gedämpfte Stimmen.
    »Fackeln!«, bellte Burchard.
    Verwunderte Knechte stürzten herbei.
    »Bringt Fackeln!«, wiederholte Bernulf den Befehl seines Herrn. »Das Fest geht hier draußen weiter! Und legt dem Mörder da Fesseln an.« Er stieß Tankmar in Richtung der Knechte. Die blickten fragend zu ihrem Herrn.
    Udalrich nickte. »Tut, was Euch gesagt wird!«, befahl er rau. »Rasch!«
    Wenig später umschloss ein Ring aus Fackeln die Gruppe. Der rote Feuerschein flackerte auf den Hauswänden und ließ ihre Umrisse schemenhaft sichtbar werden und wieder verschwinden. Die Menschen verschmolzen zu einer grauen Wand, die gesichtslos gewirkt hätte, wenn das spärliche Licht sich nicht immer wieder in weit aufgerissenen Augen oder vereinzelt auf dem Goldschmuck der Edelleute gebrochen hätte. Der Verurteilte stand allein da, und auch um die Spielleute bildete sich eine schmale, doch unüberwindliche Kluft. Eckhard stand mit gesenktem Kopf da und starrte auf seine gefalteten Hände.
    »Ob Kunigunde kommt?«, flüsterte Ansgar.
    Als ob er den Namen verstanden hätte, hob Tankmar den Kopf, aber er sagte nichts. Er hatte einige Schläge abbekommen, während er in den Hof gezerrt worden war, und das Blut, das aus seiner Nase rann, zog eine dunkle Spur über sein Gesicht.
    »Was sollte sie hier?« In Guntrams Stimme zitterte unbeherrschte Wut. »Bei einem Mörder.«
    »Der noch heute Mittag unser Gefährte und Freund war.«
    Guntram machte eine heftige Bewegung. »Du verstehst nichts, Ansgar. Diese Edelleute da«, er deutete zum Hof, »halten uns für ehrlos. Schau doch, wir sind unschuldig, und dennoch stehen wir hier mit dem Mörder und sie da hinten. Aber haben sie nicht recht, wenn wir einen Schlächter wie den da unter uns dulden?«
    Ansgar wandte sich ab. Er sah plötzlich alt aus. »Trotzdem …« Er verstummte, als eine schwarze Gestalt auf sie zukam. Es war Eckhard. Im unsicheren Feuerschein schwebte sein blasses Gesicht wie körperlos über der dunklen Kutte. Niemand hielt ihn auf, sogar das aufgeregte Murmeln erstarb. Plötzlich begann Tankmar zu lachen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, und sein Körper krümmte sich.
    »Tankmar!« Eckhards Stimme übertönte das wahnsinnige Gelächter. »Du stehst bald vor deinem Richter. Bereue deine Sünden, solange du kannst!«
    »Sünden?«, schrie Tankmar. »Ist es Sünde zu lieben? Ist es für unsereins Sünde zu leben?«
    »Tankmar, mach deinen Frieden mit Gott!«
    »Ich habe meinen Frieden. Für meine Eltern hab ich die herrschaftlichen Schweine abgestochen, für Kunigunde habe ich sie gezeichnet. Oh ja, ich habe meinen Frieden!«
    »Tankmar!« Eckhards Stimme klang beschwörend. Er versuchte, den jungen Mann auf die Knie zu drücken. »Du lästerst! Bete!«
    »Ich knie nur noch vor meiner Heiligen, meiner Geliebten, meiner Göttin. Ich …«
    »Stopft ihm endlich das Maul!«, brüllte eine Stimme aus der Menge.
    Der Ruf wurde aufgegriffen. Rücksichtslos riss Bernulf Tankmars Kopf in den

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