Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
Nacken und zwang ihm einen Knebel zwischen die Zähne, dann schleuderte er ihn vor dem Mönch auf die Knie. »Jetzt kannst du für ihn beten, wenn du willst.«
Eckhard ließ den Kopf sinken, aber der Bann war gebrochen. Seine Stimme ging unter in den Rufen der Schaulustigen, die immer lauter nach dem Richtschwert riefen. Endlich ertönte Hufschlag.
Gerald preschte auf dem Rücken der Stute heran, saß ab und kniete vor Udalrich nieder. »Hier, Herr«, keuchte er und reichte ihm einen länglichen Gegenstand, der in ein Tuch eingewickelt war. »Das Richtschwert.«
Udalrich gab Bernulf ein Zeichen, worauf dieser Gerald die Waffe aus der Hand riss und sie enthüllte. Die Klinge glänzte im Fackelschein, als er sie über den Kopf reckte.
»Reinmars Schwert«, sagte Udalrich leise. »Es ist gerecht.«
Burchard zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Tankmar. »Steh auf!«
Der Verurteilte tat, als höre er den Befehl nicht. Sein Gesicht war aufwärts zu den Sternen gekehrt.
»Auch gut!«, rief Burchard. »Deine Schuld ist erwiesen, und Bernulf mag jetzt das Urteil vollstrecken. Los, Bernulf. Und denk daran, wir haben Zeit.«
Für den Bruchteil einer Sekunde blickte Tankmar in die kalten hellen Augen über sich, dann verschwand sein Gesicht wieder hinter dem blonden Vorhang seiner Haare. Der Herzog trat zurück. Bernulf riss Tankmar auf die Füße und zog ihm den Knebel aus dem Mund. Er hob das Schwert. Die Klinge schlitzte Tankmars Leib vom Brustbein bis zum Bauchnabel auf. Der Verurteilte sackte in die Knie, starrte auf die Eingeweide, die aus seiner Bauchhöhle quollen, und warf den Kopf zurück. »Kinga!«, schrie er. »Kinga!«
Die Klinge blitzte ein zweites Mal, und die Stimme des Jungen verwandelte sich in ein unartikuliertes Schmerzgeheul. Die Blutlache wurde größer, aber die Todesschreie wollten nicht aufhören. Allmählich verstummten die Zurufe der Zuschauer, nur die Schreie des Sterbenden durchschnitten die Nacht. In der Ferne wurden sie von klagendem Hundegejaul beantwortet, das jäh abbrach.
H
Wulfhard versetzte dem Streuner einen zweiten Tritt, und lehnte sich gegen die Stallwand. Sein Hemd schützte ihn kaum gegen die feuchte Kälte, die das Holz abstrahlte. Als die Schreie wieder einsetzten, biss er die Zähne zusammen.
»Warum bist du nicht bei der Hinrichtung?«
Hitze schoss ihm durch den Körper, als er die leise Frauenstimme hörte. Obwohl er das Gesicht nicht erkennen konnte, wusste er, wer dort im Schatten stand und zu ihm hinübersah. »Isentrud.«
»Ich dachte, eine Hinrichtung sei ganz nach deinem Geschmack.« Sie kam näher, und das Mondlicht malte Schatten auf ihre bleiche Haut. Ihr braunes Haar wirkte schwarz und ihre Augen viel zu hell. »Was ist? Denkst du daran, dass es deine sein könnte?«
Sie roch nach Honig, und Wulfhard dachte an die Szene in ihrer Hütte. Seine Hand schoss vor, er packte ihr Handgelenk und zog sie näher, ohne auf ihr Sträuben zu achten. »Bist du so eiskalt oder tust du nur so?«
Isentrud wehrte sich nicht mehr. »Ich bin, was aus mir gemacht worden ist«, sagte sie tonlos.
»So wie ich.« Er nahm auch ihre zweite Hand in seine und schaute ihr ins Gesicht. »Ich könnte heute Nacht Gesellschaft brauchen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Ihre Lippen zuckten. »Oh, glaub mir, das verstehe ich.«
Wulfhard zog sie näher. Ohne auf ihren Tonfall zu achten, fragte er: »Und du? Du bist auch nicht dort, um zuzusehen, wie Bernulf diesen armen Teufel abschlachtet. Du hast recht, ich denke daran, dass ich es sein könnte, dem sie da die Gedärme herausschneiden. Ich sehne mich nach Wärme.« Er berührte ihre Wange. »Nach einer Frau.«
»Einer wie mir?«
»Komm in den Stall. Ich will die Schreie nicht mehr hören.« Er zog sie in das Gebäude und atmete auf, da der warme Pferdegeruch die schneidende Nachtluft ablöste. Stroh raschelte, als Isentrud sich in einer Ecke auf den Boden kauerte. Er fühlte ihren Blick mehr, als dass er ihn sah. Wortlos drückte er sie nach hinten und schob ihren Rock hoch, während er mit der anderen Hand die Kordel löste, die seine Hose in der Taille hielt.
»Noch kannst du sagen, dass ich abhauen soll«, sagte er rau.
Statt einer Antwort packte sie ihn und riss ihn so heftig nach unten, dass heißer Wundschmerz durch seine Seite flammte. Mit kräftigen Stößen drang er in sie ein, während in der Ferne die Hinrichtung endlich ihr Ende fand.
»Wulfhard!«
»Hast du das gehört?« Wulfhard stöhnte und stemmte sich
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