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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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einen Salto. Der Mann in der Mitte ging in den Handstand, tappte auf die Gräfin zu und knickte seine Knie in der Parodie einer Verbeugung ein. Die Zuschauer lachten.
    »He, kannst du nicht auf deinen Füßen gehen?«, brüllte Bernulf.
    »Doch, aber meine Füße wissen das nicht.«
    Das Lachen verstärkte sich, während der Mann auf die Beine kam und drei Bälle aus der Luft pflückte, die auf ihn zusausten.
    »Warum sieht er so zerschlagen aus?«, fragte Wendelgard Eckhard leise.
    »Es gab Ärger im Dorf.«
    Die Gräfin schüttelte missbilligend den Kopf und hob die Hände, um den Männern Beifall zu klatschen. Nach und nach zeigten die Spielleute die Kunststücke, die sie schon in Buchhorn aufgeführt hatten, und wieder war es vor allem Guntrams Waffenfertigkeit, die die Männer begeisterte. Drei Mal musste er sein Können unter Beweis stellen, ehe Ansgar ihm ein Zeichen gab. Mit einer geschmeidigen Verbeugung trat der Messerwerfer zur Seite und gab den Blick auf die Tür frei. Ein Untier mit monströsem Kopf tappte herein, sah sich um und blies einen Feuerstoß durch das offene Maul.
    Die Mägde kreischten auf, und Udalrich nahm Wendelgards Hand in seine. »Sei unbesorgt.«
    »Liebster, ich weiß …«
    Ihre Worte gingen in dem Gelächter der Zuschauer unter, als Tankmar mit seinem Holzschwert in das Halbrund der Tische trat.
    »Damit machst du nicht mal einem Weib Angst!«, grölte Bernulf.
    Tankmar ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Geschmeidig lieferte er seine Vorstellung ab, tänzelte, sprang und stürzte schließlich mit erhobener Waffe auf den Drachen zu.
    »Eckhard«, zischte Udalrich.
    Der Mönch hob die Hand und beugte sich vor.
    Tankmar wirbelte sein Schwert, ließ es um Hals und Hüften tanzen und warf es hoch in die Luft, um es am Griff aufzufangen. Plötzlich schwang er es gegen den Drachen und führte einen wuchtigen Hieb auf dessen Kopf. Die Zuschauer klatschten.
    »Mach das mal mit ’nem echten Schwert!« Bernulf schlug sich auf die Schenkel.
    »Eckhard!«
    »Geduld, Herr.«
    Wieder stieß der Drache einen Feuerstoß aus dem Maul. Tankmar duckte sich und rammte das Schwert in den Bauch des Untiers. Der Stoff riss auf, die Akrobaten traten aus der Umhüllung und verbeugten sich. Tankmar warf sein Schwert hoch empor zu den Deckenbalken.
    Laut in die Hände schlagend stand Eckhard auf. »Eine gute Vorstellung. Und nun noch das Kunststück, das du damals am Lagerfeuer gezeigt hast! Du weißt schon, den Überschlag, während du dein Schwert wirfst.«
    Das Lächeln auf dem schmalen jungenhaften Gesicht erstarb.
    »Du erinnert dich, nicht wahr?« Eckhard musste die Stimme nicht mehr erheben, um verstanden zu werden. Der Feuerschein flackerte auf seinem Gesicht. »Tankmar?«
    »Ja, ich erinnere mich. Nur dass ich mir den Knöchel verstaucht habe. Verzeiht.«
    »Den Knöchel?«, wiederholte Eckhard. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die Spielleute sich zusammendrängten. Er schluckte und straffte sich. »Wirklich?«
    Tankmar fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ja.«
    »Nicht etwa den Oberschenkel?«
    »Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Herr.«
    »Ich glaube dir nicht. Zeig uns dein Bein!«
    Tankmar wich zurück.
    »Ich nehme an, dies ist Eure Überraschung, kluger Mönch!«
    Eckhard drehte sich nicht zu Burchard um. »Ja, Herr.«
    »Dann zeig uns dein Bein oder den Überschlag! Jetzt!« Burchard hatte die Fingerspitzen zusammengelegt und musterte den Spielmann mit einem gespannten Lächeln. »Die Unterhaltung gefällt mir, Mönch.«
    Ein Schatten huschte über Eckhards Gesicht. »Das freut mich, Herr«, sagte er, ohne Ansgar, der sich neben Tankmar gestellt hatte, in die Augen zu schauen.
    »Worum geht es hier?«, fragte der alte Gaukler.
    »Das will ich dir sagen.« Eckhard umrundete die Tafel und zeigte auf Tankmar. »Dieser Mann ist der Mörder von Reinmar, Hilde und Rigbert. Es tut mir leid.«
    Ansgars Hand verkrampfte sich. »Es war also doch eine Falle«, sagte er tonlos.
    Eckhard sah ihm fest in die Augen. »Eine Falle für den Mörder, Ansgar, nicht für euch, wenn ihr unschuldig seid. Sind sie unschuldig, Tankmar?«
    Das Gesicht des jungen Mannes war kreideweiß. Seine Lippen bewegten sich, ohne dass ein Ton hervorgekommen wäre. »Ich … ich bin unschuldig«, krächzte er.
    »Du bist während der Vorstellung im Dorf absichtlich gestürzt, um eine Erklärung für dein Hinken zu haben. Aber in Wahrheit war es Wulfhards Messer, nicht wahr?«
    »Nein!« Tankmar warf Ansgar einen

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