Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)
nichts von diesem Fund sagen. Und ich werde Wendelgards Theorie von dem hasserfüllten Einzeltäter stützen. Und ich werde beten, dass ich damit keine Sünde auf mich lade.«
Udalrich starrte ins Leere. »Wendelgard hat vielleicht mehr recht, als sie ahnt.«
»Wie meinst du das?«
»Nur ein Gedanke.« Udalrich strich sich über die Stirn und lächelte flüchtig. »Ich werde so schnell wie möglich nach Buchhorn aufbrechen. Aber vorher werde ich mit dem König sprechen. Eberhard!«
»Ja, Herr?«
»Lass dich verköstigen und such dir einen Platz zum Schlafen. Morgen reist du mit Wildfang zurück. Wie bist du eigentlich hergekommen?«
»Mit … mit Eurem Rappen.«
Udalrichs Gesicht verfinsterte sich. »Mit meinem Rappen?«
»Herr, verzeiht, aber Rigbert …«
»Und wie kommt Rigbert dazu, dir mein Lieblingspferd zu geben!« Udalrich machte eine herrische Handbewegung. »Du hättest den Falben oder die braune Stute nehmen können.«
Eberhard starrte angestrengt auf seine Schuhe. »Die Stute hat jetzt Gerald, Herr.«
»Oh, sie ist verkauft, an den Schmied? Na gut.«
»Und der Falbe ist krank, Herr.«
»Krank?« Udalrich schnaubte unwillig. »Nun, Rigbert muss es wissen. Du kündigst meine baldige Ankunft an. Wenn Eckhard die Morde bis dahin aufgeklärt hat, umso besser, wenn nicht …« Seine Stimme verlor sich.
»Dann kehrt ja bald Frieden in Konstanz ein«, bemerkte Salomo. »Heinrich reist ebenfalls morgen ab, und Ottmar ist seit einer Stunde fort.«
»Ach?«
»Du weißt, warum«, sagte der Fürstbischof streng.
Udalrich gestattete sich ein Lächeln, ehe sein Blick auf Eberhard fiel. »Was stehst du noch herum, Bursche!«
Eberhard schluckte und beeilte sich, aus dem Zimmer zu kommen.
Schlagartig veränderte sich Salomos Haltung. Er hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich verstehe dich nicht! Wie konntest du dich auf diesen kindischen Streit mit Ottmar einlassen. Hast du denn nichts begriffen von dem, was ich dir gesagt habe? Ich habe gesagt, du sollst Verantwortung übernehmen, damit habe ich nicht gemeint, dass du dich in meinem Kreuzgang prügeln sollst!«
»Er hat mich herausgefordert.«
»Du bist doch keine 20 mehr!« Es klopfte. »Ja?«
Ein Soldat trat, gefolgt von zwei weiteren Männern, ins Zimmer. Es war Bernulf. »Verzeiht, Fürstbischof«, sagte er mit einer unterwürfigen Verbeugung. »Der Herzog schickt mich. Ich habe den Befehl, den Grafen von Buchhorn unverzüglich zum König zu bringen. Wenn Ihr mir also folgen wollt.«
»Mäßige deinen Ton, Mann!«
»Herr?« Bernulfs Mund verzog sich trotzig. »Ich handele im Auftrag des Herzogs.«
Salomo sah von Bernulf zu Udalrich und schüttelte den Kopf. »Burchard und Heinrich wissen von deinem Benehmen. Ich fürchte, die Suppe musst du selbst auslöffeln.«
Udalrich lächelte leicht. »Da hast du recht. Aber ich glaube, zum ersten Mal seit Langem weiß ich, was ich tue.« Er gab Bernulf einen kurzen Wink. »Du kannst gehen. Ich finde den Weg allein.«
»Wenn Ihr erlaubt, Graf, folgt Ihr mir«, erwiderte Bernulf. »Der Herzog steht immer noch über Euch!«
»Aber du nicht!«
»Udalrich, treib es nicht auf die Spitze!«, seufzte Salomo.
Udalrich zuckte die Achseln. »Du hast recht. Es ist nicht so wichtig.«
Das scheidende Licht der Abendsonne strömte durch zwei Fenster in Heinrichs Gemach und tauchte seine hochgewachsene Gestalt in rotes Licht. Der König saß am Tisch, vor sich einen Krug Wein und zwei Becher. Fackeln flackerten in ihren Halterungen neben der Tür. Er rührte sich nicht, als der Graf von Buchhorn eintrat und sich ehrerbietig verneigte.
»Ihr wollt mich sprechen?« Udalrichs Stimme durchbrach die Stille zögernd.
Heinrich nickte. »Setzt Euch und trinkt einen Becher Wein mit mir.«
Udalrich ließ sich auf dem freien Stuhl nieder und schenkte sich selbst ein. Sein fragender Blick streifte das Gesicht des Königs.
»Was habt Ihr Euch dabei gedacht, einen Edlen zusammenzuschlagen, noch dazu im Kreuzgang?«, fragte Heinrich endlich. Seine Stimme klang beinahe beiläufig.
Udalrich stellte den Krug ab. »Ottmar hat mich beleidigt.«
»Er hat Euch Fragen gestellt.«
»Unverschämte Fragen, die sich kein Edelmann anhören muss.«
»Ich halte Fragen zu Arnulfs Person nicht für unverschämt. Schildert mir den Herzog.«
»Er ist ein Mann von großer Entschlossenheit. Er ist ehrgeizig, und es mag scheinen, dass er sein Herzogtum über das Reich stellt.«
Heinrich beugte sich vor. »Wie wahr, Graf.
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