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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Ihr werdet mich zu ihm begleiten, wenn es so weit ist!«
    »Selbstverständlich!«
    Heinrich erhob sich und hielt Udalrich die Hand hin. »Ich gebe heute Abend ein kleines Gastmahl. Ich erwarte Euch und Eure Frau an meiner Tafel. Und keine Sorge, Burchard wird sich benehmen.«
    »Und Ottmar ist abgereist.«
    Heinrich lächelte. »Kein Verlust, möchte ich sagen. Jetzt geht und drückt meine Nichte für mich.«
    Die Hände lösten sich, und Udalrich verneigte sich. »Meine Treue ist Euch gewiss.«
    »Das stand nie in Zweifel. Und Udalrich …!«
    Der Graf drehte sich fragend um.
    »Ein guter Schlag. Ihr habt Ottmar die Nase gebrochen.«

IX
    »Zum Wohl«, sagte Hannes und stellte die beiden Krüge auf den Tisch. Er warf Eckhard einen neugierigen Blick zu. Der erwiderte ihn ausdruckslos.
    »Was meint Ihr zu der ganzen Sache?«, fragte der Wirt endlich und beugte sich vertraulich vor. »Ihr seid doch deswegen hier, wegen Reinmar.«
    »Darüber wollte ich gerade mit Gerald sprechen. Wenn du erlaubst.«
    Hannes machte ein beleidigtes Gesicht und wandte sich ab.
    »War das nicht ein wenig grob?«
    Eckhard sah Hannes nach, als dieser langsam zum Schanktisch zurückkehrte. Er lächelte überlegen. »Er kann das vertragen. Außerdem möchte ich in aller Ruhe mit dir sprechen, ohne dass es ganz Buchhorn weiß.«
    »Hannes ist verschwiegen.«
    »Der Verschwiegenste ist der, der nichts weiß.« Eckhard hob den Krug und schnupperte daran. »Prosit!« Er trank einen großen Schluck, wischte sich den Mund ab und stellte den Humpen vor sich hin. »Nicht schlecht. Ich kenne wenige Mönche, die besseres Bier brauen. Aber nun zur Sache.«
    Gerald musterte seinen Freund über den Rand des Krugs hinweg. »Hast du schon eine Idee, was passiert ist?«
    Eckhard strich sich mit der Hand über die Tonsur. »Diese Tasche, die ich in Reinmars Sachen gefunden habe, lässt mich nicht los. Die Verbindung zu dem, was in Konstanz passiert ist, ist so offensichtlich, dass es kein Zufall sein kann.«
    »Sind Beutestücke aus dem Krieg so ungewöhnlich?« Bei der Erwähnung des Kriegs schlossen sich Geralds große Hände fester um den Krug.
    Eckhard schien es nicht zu bemerken. »Nein, aber das Aufeinandertreffen. Es erscheint mir wie ein Wink Gottes. Verstehst du?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Was sollten Reinmar und der König gemeinsam haben?«
    »Genau das ist die Frage.« Eckhard beugte sich vor. »Mir fällt nur eine Antwort ein: Ungarn. Heinrich sucht nach einem Weg, die Ungarn zu besiegen, und die Ungarn haben jemanden geschickt, ihn zu ermorden. Wie kam er ins Land? Wer hat ihm geholfen? Reinmar? Anna hat mir von einem Streit berichtet. Womöglich ist jemand Reinmar auf die Schliche gekommen und hat ihn umgebracht. Ich glaube, dieser Jemand war … nun?«
    Gerald zuckte die Achseln.
    »Rigbert natürlich!«, rief Eckhard und verdrehte die Augen. »Wer sonst?«
    »Rigbert?« Gerald nahm einen kräftigen Schluck. »Rigbert ein Mörder und Reinmar ein Verräter? Das kannst du nicht ernst meinen.«
    »Und warum nicht?«, fragte Eckhard mit einem Anflug von Gereiztheit.
    »Weil ich Reinmar das einfach nicht zutraue. Er war ein Weiberheld, aber das macht ihn doch nicht zum Verräter! Vielleicht war es ja umgekehrt, und Rigbert …« Gerald schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich hab gesehen, wie Rigbert in Reinmars Truhe gewühlt hat.«
    »Das passt ja noch besser!«, frohlockte Eckhard. »Mir hat er gesagt, er habe nichts von Reinmars Sachen genommen. Er ist folglich ein Lügner!«
    »Trotzdem. Ist das nicht etwas vorschnell?«
    Eckhard winkte ab. »Es passt alles zusammen. Die Ungarn senden einen Mörder aus. Rigbert erkennt ihn an der Ledertasche. Darin befindet sich wahrscheinlich auch sein Judaslohn. Reinmar kommt dahinter. Die beiden streiten. Ich glaube, sie haben sich gehasst. Der Jüngere, der dem Älteren immer vorgezogen wurde. Wie Kain und Abel. Vielleicht kommt auch daher Rigberts Hass auf Udalrich. Denn gehasst muss er ihn haben, wenn er hinter seinem Rücken diese infame Intrige inszeniert.«
    »Diese was?«
    »Verzeih.« Eckhard schmunzelte. »Diese Ränke. Verrat.«
    »Und warum kannst du nicht so sprechen, dass ich es verstehe?« Gerald leerte seinen Krug und gab Hannes einen barschen Wink.
    Eckhard legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich meine es ernst. Entschuldige. Was bei dem Gedanken stört dich so? Ich hatte nicht das Gefühl, dass du Rigbert sonderlich magst.«
    »Eckhard, du verstehst gar nichts«, seufzte Gerald.

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