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Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Gauklerin von Buchhorn: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin
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Seinen Pakt mit den Ungarn könnte man ihm auch als Verrat auslegen. Zahlt er nur Tribut oder schmiedet er eine Allianz?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    Heinrich schlug mit der Faust auf den Tisch. Die Becher klirrten leise. »Haltet mich nicht zum Narren! Auf mich ist ein Mordanschlag verübt worden! Also, wie weit geht sein Pakt mit den Ungarn?«
    »Ich schwöre, Ihr fragt den Falschen. «
    Heinrich schüttelte den Kopf. »Ihr habt mir das Leben gerettet. Aber Ihr seid nicht offen zu mir.«
    »Das bin ich!«
    »Ach?« Der König stürzte den Wein hinunter und blickte Udalrich mit einer Mischung aus Verärgerung und Verzweiflung an. »Graf, noch halte ich meine Hand über Euch. Wer weiß, wie schnell Ottmar bei Burchard ein offenes Ohr fände, wenn ich nicht wäre. Eure Sturheit und Unbesonnenheit werden Euch noch in große Schwierigkeiten bringen. Ihr seid kein grüner Junge mehr.«
    »Ja, das habe ich heute schon einmal gehört.« Udalrich lächelte schief.
    Heinrich sah ihn beschwörend an. »Dann nehmt es Euch zu Herzen. Ich bin bereit, diese Sache zu vergessen, aber ich verlange eine Gegenleistung. Die Wahrheit über die Ungarn.«
    Udalrich lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte in die sinkende Sonne. Der Wein wärmte ihn von innen und verströmte ein Gefühl von Behaglichkeit. »Ich war Sklave«, sagte er rau. »Zuerst sind mein Knappe Adalbert und ich als Kriegsgefangene verschleppt worden, danach wurden wir in ein Dorf gebracht. Unser Leben bestand aus harter Arbeit und Schlägen. Ohne Adalberts Treue und seinen tiefen Glauben hätte ich nicht überlebt. Und ohne die Hoffnung, Wendelgard noch einmal zu sehen. Die Wunden trage ich noch heute. Erst mit der Zeit wurden unsere Peiniger nachlässiger. Ob das mit Arnulf zusammenhängt, kann ich nicht sagen. Sie stellten uns keine Fragen mehr. Vielleicht dachten sie, unser Wille sei gebrochen. Oder sie fingen an, uns zu vertrauen.« Er strich mit der Hand über die verblassten Narben an seinen Handgelenken.
    »Ihr könnt also Ungarisch!«
    Udalrich schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Ein paar von ihnen beherrschten unsere Sprache und ein paar Brocken Latein. Es reichte, um sich verständlich zu machen.«
    »Und bei Eurer Flucht habt Ihr Euch Schwert und Köcher angeeignet.«
    »Wir brauchten Waffen.«
    Heinrich blickte in Udalrichs abweisendes Gesicht, aber der Graf schien ihn nicht wahrzunehmen. »Wo genau lag der Ort, in dem Ihr gefangen gehalten wurdet?«
    »Es war ein Dorf im Westen. Nicht weit von der Donau. Sie war unser Wegweiser nach Hause.«
    »Erzählt mehr von Eurer Flucht. Ich muss wissen, wo ich diese Heiden packen kann.«
    »In ihrem Land gar nicht, fürchte ich. Sie nennen es Djepulve, ein Sperrgebiet, das aus Bergen und Wäldern besteht. Es gibt ein paar Vorposten, die den Wald nach Westen hin bewachen. Ein Heer dringt da nicht unbemerkt durch.«
    »Aber kleine Spähtrupps?«
    »Ich rate davon ab.«
    Draußen war es Nacht geworden. Geistesabwesend entzündete der König einige Kerzen, deren warmes Licht sich mit dem unruhigen Schein der Fackeln mischte.
    »Ich muss diese Leute verstehen lernen. Sind sie wie wir?«
    »Es sind Heiden.«
    Heinrich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vor 100 Jahren haben meine Vorfahren zu Wodan gebetet. Ich weiß, dass Ihr Salomos Freund seid, aber es gibt mehr als das Wort der Kirche. Es gibt Stolz, Ehre, Mannesmut. Wenn ich in Verhandlungen trete, werde ich diese Tugenden auch bei den Ungarn finden?«
    Udalrich nickte mit zusammengepressten Lippen. »Bei einigen sicher.«
    »Und das von Euch«, bemerkte Heinrich nachdenklich. »Gibt es bereits Christen bei ihnen?«
    Udalrich zuckte die Schultern. »Ich glaube, nein. Sie glauben an Geister und Dämonen.«
    »Demnach habt Ihr doch einiges von ihnen erfahren.«
    »Ein wenig.«
    Heinrich beugte sich vor. »Würdet Ihr den Weg zu dem Dorf finden, in dem Ihr gefangen gehalten wurdet?«
    Udalrich schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war grau. »Selbst wenn ich das täte, ich habe töten müssen, um zu entkommen. Das vergessen sie nicht.«
    »Nun gut. Und jetzt die entscheidende Frage.« Heinrichs Augen wurden durchbohrend. »Stecken die Ungarn hinter dem Attentat auf mich?«
    Udalrich holte tief Atem, ehe er den Kopf schüttelte. »Es ist möglich. Aber ich glaube es nicht.«
    »Ihr glaubt wie Salomo an einen Einzeltäter?«
    »Alles spricht dafür.«
    »Gut, dann will ich das glauben. Aber ich möchte diese Sache geklärt wissen, bevor ich Arnulf unterwerfe.

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