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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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sich zornig los. »Martin ist tot! Niemand wird mich zu einer Ehe zwingen, schon gar nicht vor dem Ende der Trauerzeit!«
    »Das Leben geht weiter.« Er zerrte sie zu sich heran. »Wir wer den ja sehen, ob Herr Ulrich seine Zustimmung noch verweigert, wenn ich es dir erst einmal besorgt habe!«
    Anna wollte sich losreißen, doch er hielt sie unerbittlich mit sei nen schweißglänzenden Armen fest. Das Zischen der Esse, die Rufe der Handwerker übertönten ihren Schrei. Er warf sie an die Bretterwand und riss ihr das Kleid auf der Brust auf. Mit einer Faust hielt er ihre Hände mühelos an der Wand fest, mit der anderen schob er die Lederschürze zur Seite und nestelte an seiner Bruche.
    AnnasKörper wurde steif. Auf einmal kamen die Bilder der Plünderung wieder – Mädchen, die krampfhaft unter wuchtigen Stö ßen zuckten. Männer, die ihren Kumpan von einer Frau herunterstießen, noch ehe er fertig war, um sie selbst zu nehmen. Wütend kratzte und biss sie, um sich zu befreien. Kilian packte sie brutal am Hals, dass ihr die Luft wegblieb. Speichel lief aus ihrem Mund. Er drängte sich an sie, drückte ihr einen gewaltsamen Kuss auf und wollte unter ihre Cotte greifen. Verzweifelt tastete sie nach den fertigen Stäben. Ihre Finger klammerten sich dar um, und sie schlug mit voller Wucht zu.
    Keuchend taumelte Anna zur Seite, als er sie losließ. Sie rang hustend und würgend nach Luft. Dann versetzte sie ihm eine Ohr feige. Überrascht machte der Schmied einen Schritt zurück, stol perte und stürzte mitsamt einem Bock mit Schwertern zu Boden. Holz splitterte, klirrend fielen die Klingen auf ihn. Er brüllte wie ein verwundeter Stier. Gerade noch konnte er schützend den Arm vors Gesicht halten. »Ich bringe dich um!«, brüllte er.
    Anna klammerte die Hände fester um den Eisenstab. Das konnte er versuchen, aber sie würde sich nicht einfach in ihr Schicksal er geben.
    »Was ist hier los?«
    Den Stab noch in der Hand, fuhr sie herum.
    Unter dem Bretterdach stand Ulrich. Er sah von ihrem zerfetz ten Kleid zu Kilian und begriff. »Ich hatte befohlen, die Finger von ihr zu lassen, du Bastard!« Ehe der Schmied aufstehen konnte, versetzte er ihm eine Ohrfeige, die ihn quer durch den Raum schleuderte. Kilian torkelte gegen den Amboss und riss dabei den schweren Schmiedehammer herab. Das Werkzeug fiel in die Esse, Funken stoben auf und trafen seinen Arm. Er brüllte vor Schmerz.
    Ulrich kam ihm nach und versetzte ihm einen Schlag in den Bauch, der ihn vornüberkippen und nach Luft schnappen ließ. Das Gesicht des Burgherrn hatte sich zu einer wütenden Fratze verzerrt. In seinem schlanken Körper steckte eine enorme Kraft. Erbewegte sich so schnell, dass Kilian nicht einmal die Zeit hatte, den Arm zu heben. Ulrich riss das Schwert hoch, da fiel ihm Anna in den Arm.
    »Nein!«, schrie sie.
    Er hielt überrascht inne.
    »Es ist ja nichts geschehen«, keuchte Anna. Sie spürte Ulrichs harte Muskeln unter ihren Fingern, seinen schnellen Atem. Die gegürtete Cotte war makellos, nur die Wärme seines Körpers ver riet die Anstrengung. »Ich bitte Euch«, stieß sie hervor. »Es wird nicht mehr vorkommen.«
    Kilian lag einen Moment bewegungslos. Dann kam er langsam hoch und starrte seinen Herrn ungläubig an. Überall an Ober körper und Gliedmaßen hatten die Klingen Schrammen hinter lassen. Die Lederschürze hing in Fetzen, und von der Schläfe rann Blut aus einem tiefen Schnitt über sein Gesicht. Er hielt sich den Arm.
    Die Diener, Mägde und die Handwerker und Häusler waren herbeigelaufen und standen stumm im Eingang zur Schmiede. Wer durch den Eingang nichts sehen konnte, versuchte durch die Ritzen einen Blick zu erhaschen.
    Endlich verschwand die Wut aus Ulrichs Gesicht. »Wie du willst«, sagte er. Er ließ das Schwert sinken. Anna erinnerte sich, dass ihr Kleid vorn aufgerissen war. Hastig raffte sie den Stoff vor der Brust und brachte mit der Linken ihr Haar in Ordnung. Ihre Finger zitterten.
    Ulrich wandte sich an Kilian. »Verschwinde!«, fuhr er ihn an. »Lass dich hier nie wieder blicken, oder ich hetze dir die Hunde auf den Hals!«
    Angst und Zorn kämpften in dem Schmied, offenbar hatte er seinem Herrn nichts dieser Art zugetraut. Ein hasserfüllter Blick traf Anna. Doch er wagte keinen Widerspruch, sondern presste die Finger auf den Arm und humpelte hinaus. Schweigend bildeten die Menschen eine Gasse. Kilian torkelte auf das Tor zu, und dieHunde, die dort angekettet waren, bellten und sprangen auf. Ein

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