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Die Gauklerin von Kaltenberg

Titel: Die Gauklerin von Kaltenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Freidank
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der Anblick löste kein Gefühl in Ulrich aus. Seine Sinne waren nur noch auf das eigene Überleben gerich tet.Er raffte das Schwert auf. »Weiter!«, brüllte er. »Es lebe König Ludwig!«
    Sein Ruf mischte sich in Flüche und das erste Klirren von Waf fen. Eine Katze qualmte, getroffen von einem Brandpfeil. Auch hier waren mehrere Knechte getroffen, aber der schwere Ramm bock bewegte sich unaufhaltsam auf die Mauer zu. Die Bogen schützen hatten im Schutz der Mauerkrone nachgelegt, ein zwei ter sirrender Pfeilschauer ging auf sie nieder. Fluchend warf sich Ulrich zu Boden und hielt den Schild über sich. Er hieb die Schäfte mit dem Schwert ab und rannte weiter auf die Befestigung zu. Seine Stimme mischte sich unter das Brüllen der Männer. Sie klang ungewohnt rau, hungrig und wütend. Der Pfeilregen wurde schnel ler, doch es war den Männern gelungen, die ersten Sturmleitern anzulegen. Die ersten kletterten hinauf. Mit hölzernen Gabeln stemmten sich die Verteidiger dagegen, um sie umzuwerfen. Eine der Leitern stürzte direkt auf ihn herab. Die Männer hielten sich krampfhaft fest, schrien Gebete und Flüche. Einen Augenblick stand Ulrich wie gelähmt, sogar den Schild hatte er sinken lassen.
    Krachend schlug die Leiter neben ihm zu Boden. Staub wirbelte auf, der lehmige Boden spritzte nach allen Seiten, das zerbrochene Gestell wurde einige Schritte weit geschleudert, und die splittern den Balken rasten auf ihn zu. Ulrich warf sich zu Boden, hielt den Schild vor sich und erwartete den Aufprall, der alles beenden würde.
    Er kam nicht. Keuchend vor Entsetzen richtete er sich auf und stolperte über etwas Weiches – einer der Männer, die auf der Lei ter gestanden hatten, war hier herabgeschleudert worden. Der zerschmetterte Körper zuckte krampfhaft, die Augen erstarrten. Ulrich sah sich um. Knapp vor ihm waren die messerscharfen Kan ten im schweren Boden zum Stehen gekommen. Er war zu ange spannt, um zu begreifen, dass er hätte tot sein müssen.
    Immer mehr Sturmleitern fielen und wurden von den Verteidigern zurückgeworfen. In immer dichterem Regen sirrten die Pfeile.Das Katapult war näher gerückt und hatte die ersten Geschosse abgefeuert. Doch obwohl das Donnern der berstenden Mauern ihn fast taub machte und überall Brände aufloderten, hielten die Befestigungen stand.
    Ulrich brüllte wütend auf und rannte auf die nächste Leiter zu. Er übersprang die ersten Sprossen, warf einen Waffenknecht seit lich herab und kämpfte sich nach oben. Haarscharf schossen die Pfeile an ihm vorbei, einer traf seinen Arm, der stechende Schmerz nahm ihm den Atem.
    Außer sich vor Wut erreichte er die Brüstung und warf die kral lenartigen Eisenhaken über die Mauerkrone, um die Leiter zu be festigen. Dann stand er im Wehrgang. Ein junger Bursche, nicht älter als er selbst, kam ihm entgegen, das Schwert zischte an sei nem Gesicht vorbei. Ulrich riss die eigene Waffe hoch. Er dachte nicht mehr nach, er tat einfach, was alle taten. Von oben täuschte er einen Angriff an und wechselte die Position, um die Klinge vor schnellen zu lassen. Sein Gegner trug keinen Brustlatz, und er traf den ungeschützten Hals.
    Der Mann hatte nicht einmal mehr die Zeit zu schreien. In rhythmischen Stößen spritzte das Blut auf Ulrichs Gesicht, nahm ihm die Sicht. Er wischte die warme, klebrige Flüssigkeit ab und holte aus, um dem Nächsten entgegenzutreten. Ein seltsamer Rausch ergriff von ihm Besitz, der sich mit jedem, der röchelnd vor ihm zu Boden sank, steigerte. Fluchend stolperte er über die noch warmen Körper von Sterbenden und stieß sie rücksichtslos mit dem Fuß beiseite. Er schob den Gedanken von sich, dass er Men schen tötete, dass er selbst getötet werden konnte. Er war beses sen von dem Gedanken zu siegen, ganz gleich um welchen Preis.
    Hinter sich hörte er die Fanfare zum Rückzug. Die Knechte an seiner Seite rannten zu den Wällen, um über die Leitern abzustei gen. Ulrich warf den Kopf herum und sah hinab. Der Tribok war getroffen.
    »Nein!«, brüllte Ulrich außer sich vor Wut. Es durfte nicht schonwieder vergeblich sein! »Sie hatten noch keine Zeit, das Pech zu gießen. Beschützt den Tribok, ihr Feiglinge!«
    Die Männer zögerten, unschlüssig, ob sie ihren Herrn oder die Verteidiger mehr fürchten sollten. Pfeifend zischten Armbrust bolzen und Pfeile um ihre Köpfe. Er sah seinen Knecht mit einem gurgelnden Schrei stürzen. Ein brennender Schmerz fuhr durch Ulrichs Bein, ein Pfeil hatte ihn gestreift.
    »Das ist

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