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Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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willen, in den Armen eines wildfremden Mannes? Ihr Körper zitterte zwar noch immer, doch in ihrem Innern stieg eine Wärme auf, die sie schon vergessen geglaubt hatte, eine Wärme, die immer stärker wurde und in ein heftiges Verlangen überging.
    Brüsk hob sie den Kopf. «Es hat aufgehört.»
    Durch die schmalen Stallfenster drang wieder Licht. Sie spürte seinen brennenden Blick und riss sich los.
    «Gehen wir.»
    Den Rest des Weges schritten sie stumm nebeneinanderher. Er brachte sie bis ins Stiegenhaus.
    «Käthe soll einen heißen Kräuterwein bereiten und hinaufbringen.»
    «Das ist nicht nötig.» Agnes schüttelte den Kopf und eilte die Stufen hinauf. Über die Schulter rief sie zurück: «Wir sehen uns beim Abendessen.»
     
    «Wann, schätzt Ihr, wird der nächste herzogliche Bote hier eintreffen?», fragte Agnes den Kommandanten.
    Widerhold wischte sich den Bratensaft aus dem Mundwinkel. «Schwer zu sagen, vielleicht nächste Woche. Es wäre auf jeden Fall gut, wenn Ihr aufbrecht, bevor   –» Er brach ab.
    «Bevor die Kaiserlichen uns belagern?»
    Widerhold starrte Agnes verblüfft an.
    «Woher wisst Ihr?»
    Sandor Faber räusperte sich. Während der ganzen Mahlzeit hatte er kaum gesprochen. «Ich habe es ihr gesagt.»
    Die Männer warfen ihm missbilligende Blicke zu. Schließlich meinte Widerhold: «Nun gut, dann können wir ja offen sprechen. Ihr müsst Euch jedenfalls nicht ängstigen. Wir sind ausgezeichnet gerüstet, falls sich die Vermutungen unserer Kundschafter bewahrheiten sollten. Die Burg ist unbezwingbar. Dennoch hoffe ich natürlich, dass Ihr schon vorher heimkehren könnt. Auch wenn das der eine oder andere hier Anwesende möglicherweise bedauert.» Wieder sah er seinen Adjutanten unfreundlich an.
    «Wenn wir nur Genaueres über den Zeitpunkt und die Truppenstärke wüssten.» Der Medicus bohrte sich in den Zähnen.
    «Verdammt, wir müssen diesen Hundsfott endlich zum Reden bringen.» Die Stimme des Leutnants wurde schneidend. «Ich bitte Euch, Kommandant, billigt endlich eine weitere peinliche Befragung.»
    Nun konnte sich Agnes nicht länger zurückhalten. «Ich weiß, dass meine Neugier sich nicht schickt, aber – von wem ist hier die Rede?»
    «Wir haben zwei Gefangene.»
    «Gefangene?»
    «Ja.» Widerhold kratzte sich am Nacken. »Unsere Kundschafter haben nicht nur Nachricht über verdächtige Truppenbewegungen mitgebracht, sondern auch gleich noch zwei leibhaftige kaiserliche Soldaten. Wobei sich rasch herausgestellt hat, dass der Jüngere nur ein Trossbube ist.»
    «Aber warum haltet Ihr sie gefangen?»
    «Wir vermuten, dass sie zur Vorhut der Belagerungstruppen gehören und von ihrer Einheit versprengt wurden. Und dass sie genauestens Bescheid wissen über die Strategie der geplanten Belagerung, zumindest der Ältere. Doch bis jetzt haben wir noch nicht mal Namen oder Dienstgrad aus ihnen herausbekommen.»
    «Im besten Fall», wandte der Arzt ein, «können wir bei den Kaiserlichen ein Lösegeld erpressen. Denn dass der Ältere ein Offizierist, seh ich dem an der Nasenspitze an. Wenn er ein Leutnant ist», er kicherte, «dann bringt er immerhin fünfzig Reichstaler ein.»
    Sandor Faber verzog spöttisch die Lippen. «Unser Herr Leutnant beißt sich seit Tagen die Zähne an den beiden aus. Und Käthe muss nur einen Eimer Wasser bringen, und schon weiß sie, dass der Kerl aus Oberschwaben ist.»
    «Aus Oberschwaben?»
    «Ja. Ein Büchsenmacher aus Ravensburg.»

37
    Agnes fröstelte, als Leutnant Althaus das schwere Eisentor zu dem unterirdischen Gang aufsperrte. Ihre Reaktion beim Abendessen hatte bei den Männern erhebliche Verwirrung gestiftet: Sie war aufgesprungen, das Rotweinglas in ihrer Hand war in Scherben zerborsten, dann hatten ihre Beine unter ihr nachgegeben, und sie war zu Boden gesunken.
    Burmeister hatte ihren blutenden Daumen verbunden und ihr ein Riechfläschchen unter die Nase gehalten, bis ihr Atem sich wieder beruhigt hatte. Als die Männer bestätigt hatten, dass der Gefangene ein Muttermal am rechten Schulterblatt hatte, waren ihre letzten Zweifel ausgeräumt: Sie hatte Matthes gefunden!
    «Geht es Euch wieder besser?», fragte Sandor Faber besorgt.
    Agnes nickte und folgte dem Leutnant und Widerhold die schmale Treppe hinab. Gegen Althaus’ Widerstand hatte sie erreicht, dass sie unverzüglich zu den Gefangenen geführt wurde. Hier unten war es kühl und modrig. Im schwachen Schein der Tranlampe sah sie, dass der Gang, den sie nun erreicht hatten, immer

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