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Die Gauklerin

Die Gauklerin

Titel: Die Gauklerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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breitkrempigen Männerhut mit bunten Federn auf dem Kopf trug. Ihre kecke und vorwitzige Art erinnerte ihn an Agnes, und so lud er sie hin und wieder auf einen Krug Bier ein. Doch über Scherzworte und unbeholfene Umarmungen gingen seine Tändeleien niemals hinaus, denn er fürchtete, sich bei der Liebe als der kindische Trottel zu entlarven, der er war. Zwar hatte er in Ravensburg ein Mädchen gehabt, doch aus ihm unerfindlichen Gründen war er vor dem Äußersten stets zurückgeschreckt wie ein verängstigter Hund.
    Es war ein kühler Abend Ende August, als Josefa schließlich das Ruder in die Hand nahm. Matthes war bereits beim vierten Krug Bier angelangt, und in seinem Kopf begann es sich angenehm zu drehen.
    «Bist du unter die Knickstiefel gegangen, dass du dein Bier heute allein trinkst?» Aus dem Dunkel der Nacht trat Josefa in den Schein des Feuers und stemmte die Arme in die Hüfte.
    «Ich – ich hab dich nicht gesehen», stotterte Matthes. «Warte hier, ich fülle den Krug auf.»
    Als er zurückkam und sich neben sie auf die Bank setzte, zog sie ihn an sich. «Ist es wahr, was deine Freunde über dich erzählen?»
    «Wie meinst du das?»
    «Dass du unschuldig bist wie eine Klosterfrau, die keinen Pfaffen abbekommen hat?» Sie ließ ihre Hand seinen Oberschenkel hinaufwandern.
    Sofort spürte er, wie ihm die Erregung in den Leib fuhr.
    «Dass ich nicht lache. Die Weiber in Ravensburg haben sich um mich gerissen.» Seine Stimme war ihm selbst ganz fremd, und er küsste sie forsch mitten auf den Mund.
    «Und wenn ich dir nicht glaube?» Ihre Hand lag im Schritt seiner Hose, unter deren Stoff sein Glied inzwischen mächtig angeschwollen war.
    «Dann werde ich es dir beweisen.»
    Was nun folgte, war der Absturz aus einem glückseligen Paradies schnurstracks in die Hölle. Sie nahm ihn bei der Hand, erhob sich und zog ihn in den Schatten eines Karrens.
    «Hier sind wir ungestört», flüsterte sie. Mit zitternder Hand griff Matthes in ihr Mieder, er fühlte die warme Haut ihrer Brust und zog sie zu Boden. Das Gras war feucht, doch er spürte nur die Hitze seines Körpers. Seine Hand ruhte noch immer auf ihrer Brust, während Josefa sich den Rocksaum bis zur Hüfte hochschob. Selbst im Dunkel der Nacht sah er ihre Schenkel wie weißen Marmor schimmern. Brennend gern hätte er diese Schenkel berührt, doch wieder kam diese Lähmung über ihn wie eine von außen auferlegte Fessel.
    «Nun komm schon!»
    Ungeduldig öffnete ihm Josefa Gürtel und Hosenlatz. In diesem Moment brach der Mond durch das zerrissene Gewölk und leuchtete auf sein Geschlechtsteil, das binnen Sekunden zu einem winzigen, schlaffen Wurm zusammenschrumpfte. Zugleich hörte er ein unterdrücktes Kichern hinter sich. Er warf den Kopf zurück: Hinter einem Busch erkannte er die feixenden Gesichter eines guten Dutzends seiner Kameraden.
    «Ihr Arschlöcher!», brüllte er und zerrte sich die Hosen über die Hüfte. «Das werdet ihr mir büßen.»
    Dann sprang er auf und rannte in die Nacht. Tränen der Wut liefen ihm über die Wangen, als er an dem verdutzten Wachtposten vorbei in seine Laubhütte stürzte und sich aufs Stroh warf.Nie wieder würde er Josefa unter die Augen treten können. Er hatte sich zum Gespött der ganzen Kompanie gemacht.
    Diese Schmach, die er am liebsten auf ewig aus seinem Gedächtnis getilgt hätte, wurde indessen schon anderntags von einem weit unerhörteren Ereignis überdeckt. Selbstredend weigerte sich Matthes, sein Bier am gewohnten Ort zu trinken, erst recht, nachdem er erfahren hatte, dass Gottfried Josefa mit einem halben Gulden angestachelt hatte.
    «Glaub mir, ich wollte dir nur einen Gefallen tun», hatte sich Gottfried noch in derselben Nacht flehentlich entschuldigt. «Ich konnte doch nicht wissen, dass Josefa das Ganze bei den anderen als großes Spektakel angekündigt hatte. Dafür hab ich ihr auch kräftig eine hinter die Ohren gegeben.»
    Schließlich ließ sich Matthes zu einem Versöhnungstrunk überreden. Sie suchten einen Bierwagen am anderen Ende des Lagers, wo sich eher die Älteren und Männer mit Weib und Kind einfanden, und Matthes war das gerade recht. Ihm bebte immer noch sein Herz vor Scham und Zorn, wenn er an den Vorabend dachte. Auch wenn Gottfried ihn damit zu beruhigen suchte, dass solcherlei Späße im Soldatenvolk wohl durchaus üblich seien.
    «Komm, gehen wir rüber ans Feuer und singen mit», schlug Gottfried vor, nachdem sie sich ihren Krug zum dritten Mal aufgefüllt hatten. Sie

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