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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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Tagen im Gefängnis aufrechterhalten. Nun würde sie nichts hinterlassen, das ihr noch etwas bedeutete.
    »Hast du sie für ihn genäht?«, fragte ihre Mutter fordernd.
    »Nein, nur für mich.«
    »Weshalb schützt du ihn? Er liebt dich nicht, das ist doch klar. Wenn er es täte, hätte er dich geheiratet.«
    Ihre Mutter musste etwas in ihrem Gesicht gesehen haben, ein unwillkürliches Aufflackern eines Schmerzes.
    »Er ist bereits verheiratet, habe ich recht?«
    Das war keine Frage, und Hannah antwortete nicht.
    Ihre Mutter hielt einen Zeigefinger hoch. »Du sollst keinen Ehebruch begehen.« Einen zweiten Finger. »Du sollst nicht begehren deines Nachbarn Ehemann.« Einen dritten. »Du sollst nicht töten.« Der kleine Finger. »Ehre Vater und Mutter, damit du …«
    Die Wut ihrer Mutter ließ Hannahs eigene entflammen. »Langsam, Mama«, sagte sie, »dir werden die Finger ausgehen.« Die Bemerkung schockierte beide. Hannah hatte nie zuvor ihren Eltern oder anderen gegenüber so verächtlich gesprochen, und einen Moment lang fühlte sie sich besser, weil sie es getan hatte, sie fühlte sich stärker und nicht mehr so ängstlich. Doch dann krümmten sich die Schultern ihrer Mutter, und das Fleisch ihres Gesichtes schien zu verwelken, nach innen an die Knochen zu weichen. Hannah sah, dass ihr Sarkasmus in ihrer Mutter irgendetwas zerstört hatte, eine zarte Hoffnung, an die sie sich geklammert hatte, dass die Tochter, die sie gekannt und geliebt hatte, nicht für immer verloren wäre.
    »Jesus Christus«, sagte ihre Mutter, schlug die Arme um sich selbst und wippte mit geschlossenen Augen auf ihrem Stuhl hin und her. »Lieber Gott, hilf mir jetzt.«
    »Es tut mir leid, Mama«, schrie Hannah. Sie fühlte sich, als würde sie selbst zerbrechen, in Fragmente, die so klein waren, dass man sie nie wieder finden würde, geschweige denn zusammensetzen könnte. »Es tut mir so leid.«
    Ihre Mutter blickte auf, die Augen völlig verwirrt. »Warum hast du das getan, Hannah? Dein Vater und ich hätten dir und dem Baby beigestanden. Hast du das nicht gewusst?«
    »Ich habe es gewusst«, antwortete Hannah. Ihre Mutter hätte dem Sturm getrotzt und ihr Vater vor sich hin gegrübelt. Sie hätten getadelt und gepredigt und gefragt und geweint und gebetet, doch am Ende hätten sie das Kind akzeptiert. Hätten es geliebt.
    »Dann verstehe ich dich nicht. Bitte hilf mir, Hannah, damit ich dich verstehen kann.«
    »Weil …« Weil ich gezwungen gewesen wäre, Aidan als Vater zu benennen, oder wegen Missachtung ins Gefängnis zu gehen. Weil das Vaterschaftsamt unterrichtet worden wäre, ihn vorgeladen hätte, ihn getestet hätte, die Gemeinde aufgefordert worden wäre, sein Gehalt um den Kindesanteil zu kürzen. Weil es sein Leben und seine Missionsgesellschaft zerstört hätte. Weil ich ihn liebte, mehr als unser Kind. Und weil ich ihn immer noch liebe .
    Hannah hätte in diesem Augenblick alles getan, um den Kummer vom Gesicht ihrer Mutter zu nehmen, doch sie wusste, würde sie die Wahrheit sagen, die Silben seines Namens aussprechen, würde sie das noch viel mehr verletzen. Das würde ihr den Glauben an den Mann nehmen, den sie so verehrte. Und wenn sie ihn beschuldigen und sich entschließen würde, ihr Geheimnis zu lüften … Nein. Hannah hatte ihr Kind abgetrieben, um ihn zu schützen. Sie würde ihn jetzt nicht verraten.
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann es dir nicht sagen. Es tut mir leid.« Steine fielen hart und schwer zwischen sie. Die Wand wuchs innerhalb von Sekunden an. Sie sah, wie es geschah, sie sah das Gesicht ihrer Mutter nah an ihrem. »Bitte, Mama …«
    Samantha Payne stand auf. »Ich kenne dich nicht.« Sie drehte sich um und ging zur Tür. Dann hielt sie inne. Schaute zurück auf Hannah. »Ich habe eine Tochter, und die heißt Rebecca.«

 
    AM VIERZEHNTEN TAG SASS HANNAH an die Wand gelehnt und blätterte teilnahmslos in den Seiten des Neuen Testaments, als sie etwas Nasses zwischen ihren Beinen spürte. Sie sah herab und entdeckte auf dem weißen Boden einen hellen Streifen Blut. Die Blutung entfesselte eine Flut von Emotionen: Erleichterung, denn obwohl der abtreibende Arzt ihr versichert hatte, dass ihr Menstruationszyklus wieder einsetzen würde, konnte sie sich nicht von der Vorstellung lösen, Gott würde ihr zur Bestrafung die Fruchtbarkeit nehmen. Dann folgte sofort auf dem Fuße Bitterkeit. Was machte es schon für einen Unterschied, ob sie fruchtbar war oder nicht? Kein anständiger Mann

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