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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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dieselbe Weise verlassen, wie du gekommen bist, mit nichts in der Hand. Du ganz allein.« Hannahs Kopf zuckte hoch, rechtzeitig genug, um zu sehen, wie Anne-Maries Hand beim Füttern innehielt.
    Der Erleuchter streckte seine Hand aus. »Gib mir die Puppe!«
    Sie achtete nicht auf ihn und presste das Gesicht der Puppe an ihre Schulter. »Mach jetzt für Mama dein Bäuerchen.«
    »Gib mir die Puppe, Wanderin«, wiederholte er.
    Anne-Maries Gesicht legte sich in Falten. »Nein«, sagte sie. »Nein, nein, nein. Du wirst das Baby erschrecken. Weine nicht, Kleines. Mama ist bei dir, und sie wird nicht zulassen, dass dir irgendetwas zustößt.«
    Der Erleuchter griff den Arm der Puppe und zog daran. Anne-Maries Ausdruck war der einer Wilden. Sie riss die Puppe weg, sprang vom Stuhl auf und rannte zur Tür. Er holte sie ein und griff erneut nach der Puppe. Sie kämpfte wie eine Wilde gegen ihn an und zog die Puppe in die entgegengesetzte Richtung.
    »Neiiiiin«, schrie sie. »Du kriegst ihn nicht!«
    Dann hörte man etwas zerreißen, und die Hand des Erleuchters hielt beide Puppenbeine fest. Weiße Watte von der Füllung quoll aus den Beinlöchern heraus. Anne-Marie starrte entsetzt darauf, dann sackte sie auf dem Boden zusammen und begann zu wehklagen – ihre Schreie kamen wie gewürgt aus ihrer Kehle und erinnerten an ein sterbendes Tier. Das waren die schrecklichsten Laute, die Hannah jemals gehört hatte. Völlig machtlos begann schließlich auch sie zu weinen. Alle weinten jetzt, alle bis auf den Erleuchter, der triumphierend auf Anne-Marie herabsah.
    Er deutete anklagend mit dem Finger auf sie. Seine wirren Augen huschten im Kreis umher. » Genauso fühlt Gott, wenn ihr eines Seiner geliebten Kinder abtreibt.«
    In Hannahs Kopf tobten wilde Mörderfantasien, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gehabt hatte. Sie stellte sich den Erleuchter gequält und gefoltert vor, wie er von einer rasenden Meute weiblicher Verchromter wie Anne-Maries Puppe auseinandergerissen und in ein riesiges Fass mit Formaldehyd gesteckt wurde, wie er lebendig verbrannt, gekreuzigt, erstochen, erschossen wurde. Plötzlich stand sie auf den Beinen.
    »Was für eine Art Monster sind Sie eigentlich, dass Sie sie so behandeln?«, schrie sie. »Glauben Sie ernsthaft, Gott würde gutheißen, was Sie hier anstellen, glauben Sie wirklich, er sitzt jetzt oben im Himmel und sagt: Gut gemacht, quäle die arme Frau weiter?«
    Seine langen Beine trugen ihn so schnell durch den Raum, dass Hannah nicht einmal mehr die Zeit hatte zurückzuweichen. Er fasste sie bei den Schultern und schüttelte sie so heftig, dass ihr Kopf nach hinten fiel.
    »Du unverschämte Hure! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?«
    Sie sah ihm in die Augen. »Ich hoffe, du verbrennst in deiner eigenen Vorstellung von der Hölle, du kranker, sadistischer Scheißkerl!«
    Die Rückseite seiner Hand prallte in ihr Gesicht, und sie fiel zu Boden. Irgendjemand schrie. Der Raum schien sich wie verrückt zu drehen. Der Erleuchter grölte sie an, doch Hannah hörte nur ein Rauschen. Was sie sehr viel deutlicher wahrnahm, war das laute, hartnäckige Pochen ihres Herzens. Es erinnerte sie daran, dass sie lebendig war, dass sie sie selbst war. Sie erhob sich auf alle viere und blieb so, bis es etwas ruhiger im Raum geworden war, dann sprang sie auf die Füße und ging aus der Tür.
    Der Erleuchter folgte ihr in den Flur und schrie: »Und ich will dir die Zunge an deinen Gaumen kleben lassen, dass du stumm wirst!«
    Türen gingen auf, und die rosa Männergesichter der anderen Erleuchter spähten neugierig heraus.
    Hannah wankte durch den Korridor und die Treppe hinunter zum Büro von Pastor Henley, im Schlepptau den tobenden Erleuchter.
    »Und der Herr wird dich schlagen mit Auszehrung, Entzündung und hitzigem Fieber, Getreidebrand und Dürre …«
    Die Tür von Pastor Henley flog auf, bevor Hannah sie erreicht hatte, und er betrat den Korridor. Mrs. Henley stand hinter ihm. Ihre entsetzten Gesichter wirkten fast schon komisch.
    »Was geht hier vor?«, fragte Pastor Henley.
    Er sah verwirrt von Hannah zum Erleuchter, der verkündete: »… die werden dich verfolgen, bis du umkommst.«
    Eine seltsame Ruhe ergriff Hannah. »Ich gehe jetzt«, sagte sie zu den Henleys.
    Der Pastor hielt seine Hand hoch und gebot Schweigen. Und der Erleuchter hörte stotternd auf zu toben.
    »Was hast du gesagt, Wanderin?«
    »Ich sagte, dass ich jetzt gehe.« Hannah nahm das Kreuz ab, das um ihren Hals

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