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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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Ich weiß, wie stolz du bist, doch bitte lehne das Geld nicht ab. Deine Sicherheit könnte davon abhängen. Wenn du mehr benötigst, wenn du irgendetwas anderes brauchst, sende mir eine Nachricht an diese Adresse.
    Meine Liebe, ich werde für dich beten«, sagte er. »Ich bitte dich nicht, mir zu vergeben, doch ich bedaure alles, was geschehen ist.« Er streckte seine Hand aus, als wollte er sie berühren, und dann brach das Holo ab, und es erschien das Anfangsbild.
    Hannah starrte Aidans eingefrorenes Gesicht an und spürte, wie ihr Zorn größer wurde. Ich bedaure alles . Dass er sie getroffen hatte, sie geliebt hatte? In der ganzen Zeit, in der sie ihn geliebt hatte, hatte sie dies nicht ein einziges Mal bereut. Nicht einmal in dem Moment, als sie auf dem Tisch des Abtreibers lag. Nicht, als sie untersucht, befragt, inhaftiert wurde. Nicht, als ihre eigene Mutter sie verleugnete, nicht, als man sie als Mörderin verurteilte, nicht, als man ihr das Virus injizierte und aus ihr eine Ausgestoßene machte. Nicht einmal, als sie sich zum ersten Mal als Rote sah. Nicht, als sie im Auto ihres Vaters saß oder in Mrs. Henleys Salon oder bei Becca in der Küche. Alles hatte sie erduldet, ohne jemals ihre Liebe zu ihm bereut zu haben. Die Wut, die sich aufgestaut hatte, brach aus ihr heraus.
    »Wie kannst du es wagen zu bedauern?«, schrie sie den Bildschirm an. Am liebsten hätte sie darauf eingeschlagen, ihn geschlagen, um ihm ihren Schmerz und ihre Wut zu zeigen – alles, nur kein Bedauern.
    Sie wechselte zu ihrem Bankkonto und sah die Zahl auf dem Bildschirm: 100.465,75 Dollar. »Zur Hölle mit dir«, sagte sie. Genauso widerwärtig wie der Gedanke, sein Geld anzunehmen, war der Gedanke daran, dass er recht hatte. Sie würde es zum Überleben benötigen. Selbst damit würde das Leben alles andere als sicher sein, vor allem, wenn sie allein blieb. Die Tatsache, allein zu sein, traf sie schwer, und die Absolutheit fühlte sich wie ein Knüppel an. Für jeden, der sie einmal geliebt hatte, war sie verloren. Und die anderen waren auch für sie verloren.
    Bis auf Kayla. Der Gedanke an ihre Freundin war wie ein Streichholz, und Hannah griff danach.
    »Suche alle Roten im Staat Texas mit dem Namen K-A-Y-L-A.« Da gab es nur eine: Kayla Mariko Ray, wegen versuchten Mordes zu fünf Jahren verurteilt. Sie hatte das verräterische Aussehen der Chrom-Station: ausgezehrtes Gesicht, glasige Augen.
    »Lokalisieren«, sagte Hannah. Ein Satellitenbild von Ost-Dallas erschien, dann ein Zoom auf die Kreuzung von Skillman Street und Mockingbird Lane und dann auf eine Gestalt, die über die Straße ging. Als das Bild schärfer wurde, erkannte sie Kayla. Sie rannte. Sie drehte den Kopf, um nach hinten zu sehen, und Hannah sah, dass irgendjemand hinter ihr her war. Ein Mann, der sie jagte.
    Kayla war schnell, doch ihr Verfolger war schneller. Hannah konnte nichts anderes tun, als mit wachsender Angst zuzusehen, wie die Lücke zwischen den beiden immer kleiner wurde und er sie schließlich einholte. Sie schlug heftig um sich, schlug ihm ins Gesicht. Er ergriff ihre beiden Arme. Die beiden kämpften. Er sagte etwas zu ihr, und mit einem Male hörte sie auf, Widerstand zu leisten, und ließ die Arme hängen. Er ergriff einen ihrer Arme und führte sie die Straße zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es war klar, dass Kayla unglücklich war, und ob sie nun freiwillig oder unfreiwillig mitging, konnte Hannah nicht sagen. Sie gingen einige Blocks entlang, bevor sie ein Haus in der Kenwood Avenue betraten.
    Hannah starrte weitere zehn Minuten auf den Bildschirm, doch keiner von beiden kam wieder heraus. Sie merkte sich die Anschrift und loggte sich schnell aus. Sie würde den Zug nach Mockingbird nehmen und von dort aus weitergehen, was einige Stunden dauern konnte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was sie tun würde, wenn Kayla in der Zwischenzeit gegangen wäre.
    Als sie die Bibliothek verließ, dämmerte es bereits. Es hatte aufgehört zu regnen. Es wurde schnell dunkel, ein Umstand, über den sie glücklich war, weil sie jetzt weniger auffiel. Der Bahnhof war einige Kilometer entfernt, und als sie ihn erreichte, war sie vor Hunger und Durst geschwächt. Auf der anderen Straßenseite gab es einen McDonald’s. Sie ging zum Eingang und wollte gerade die Tür öffnen, als sie das Schild sah: VERCHROMTE MÜSSEN DEN DRIVE-EINGANG BENUTZEN. Sie folgte dem Zufahrtsweg zur Rückseite des Gebäudes und gab ihre Bestellung auf dem

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