Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
Vom Netzwerk:
glänzend wie eine Radkappe.
    »Sieht so aus, als hätten wir sie verloren.«
    »Scheiße«, sagte Cole.
    Nachdem die beiden Männer in ihren Lieferwagen gestiegen und fortgefahren waren, lehnte sich Hannah erschöpft an die Wand. Ihre Tapferkeit gestern kam ihr jetzt lächerlich vor. Der Gedanke daran, der Gnade ihres Schwagers und seiner Freunde ausgeliefert zu sein, war erdrückend.
    »Noch hat er nicht getötet«, sagte die Frau.
    »Woher weißt du das?«
    »Innenraumbeleuchtung an.« Die Lichter offenbarten eine große, schlanke Frau in den Dreißigern, mit einem kantigen Gesicht und kurz geschorenem weiß-blonden Haar. »Er ist eine neue Hand. Niemand von denen hat schon getötet, sie arbeiten sich langsam nach oben. Dein Cole ist ein Mitläufer, er lässt anderen den Vortritt.«
    »Er ist nicht mein Cole«, sagte Hannah entrüstet.
    »Moment mal«, sagte Kayla. »Cole, dein Schwager?«
    »Ja.« Und zu der anderen Frau sagte Hannah: »Woher weißt du das alles? Über Cole und die Faustkämpfer, über mich und Kayla? Wer seid ihr?«
    »Freunde von Raphael.«
    Kayla sah fragend Hannah an. »Wer zum Teufel ist Raphael?«
    »Der Arzt, der die Abtreibung vorgenommen hat.« Hannah erinnerte sich daran, wie verunsichert er gewesen war, nachdem er ihr erzählt hatte, weshalb er in Texas geblieben sei . Ich habe mich selbst als Revolutionär gesehen. Man hat mich überredet hierzubleiben . Man: diese Leute, wer auch immer sie waren.
    »Wir haben deine Spur verfolgt, seitdem du aus der Chrom-Station raus bist«, sagte der Mann. »Ich bin Paul, und das ist Simone.«
    »Warum interessiert ihr euch für uns?«, fragte Kayla.
    »Nicht für dich«, sagte Simone. Das »dich« hörte sich bei ihr an, als würde sie in ein Taschentuch schnäuzen. »Du bist nicht Teil unserer Mission.«
    »Welche Mission?«, fragte Hannah.
    »Genug jetzt!« Simone machte eine ruckartige Bewegung mit der Hand. »Envaille.« Das war ganz klar ein Kommando, und Paul startete den Lieferwagen und wollte aus der Parklücke fahren.
    »Warte, ich habe mich hier mit meinem Vater verabredet«, sagte Hannah.
    »Und ich brauche meine Sachen aus dem Wagen«, sagte Kayla.
    »Das wird nicht möglich sein«, antwortete Simone.
    »Aber mein Vater bringt meinen Port und meine Kleidungsstücke. Und er wird sich Sorgen machen, wenn ich nicht da bin.«
    »Du kannst deinen Port nicht behalten«, sagte Simone. »Dann kann die Polizei deine Spur verfolgen.«
    »Aber die Polizei sucht uns nicht.«
    »Jetzt ja«, sagte Paul. »Sie werden in Alarmbereitschaft versetzt, sobald die Signale der Transmitter unterbrochen werden.«
    »Aber …«
    Simones Hand schoss wie ein Blitz hervor und griff nach Hannahs Arm, so hart, dass diese zusammenzuckte. »Willst du lieber sterben?« Ihr Blick war genauso erbarmungslos wie ihr Griff. »Viele Verchromte sehnen sich danach, doch sie gestehen es sich nicht ein, oder sie haben einfach nicht die gosses , sich selbst zu töten, deshalb machen sie sich auf die Suche nach jemanden, der es an ihrer Stelle tut. Willst du das, Hannah Payne? Wenn ja, bin ich sicher, dass die Faustkämpfer gern deinem Wunsch nachkommen werden.« Sie ließ Hannahs Arm los und suchte nach dem Griff, mit dem sich die hintere Tür öffnen ließ. »Und?«
    »Nein, ich möchte leben.« Hannah sprach ohne den Anflug eines Zögerns, denn tief in ihrem Innern wusste sie, dass dies der Wahrheit entsprach. So trostlos ihr Leben auch geworden war, für sie war es immer noch kostbar.
    »Ich auch«, sagte Kayla.
    »Bon«, sagte Simone zu Hannah.
    Sie fuhren aus der Parklücke. Hannah drückte ihr Gesicht gegen eines der kleinen schwarzen Fenster des Lieferwagens. Sie konnte ihn nicht entdecken, doch sie wusste, dass er dort irgendwo war, mit ängstlichen Augen die Parkbuchten absuchte und vergeblich auf die Tochter wartete, die er verloren hatte.
    Simone händigte Hannah und Kayla schwarze Kapuzen aus und forderte sie auf, diese überzuziehen. Sie tauschten einen skeptischen Blick, folgten jedoch der Aufforderung. Was für eine Wahl hatten sie schon? Hannah quälten viele Fragen, doch sie stellte sie nicht. Was auch immer ihnen bevorstand, es war bestimmt besser als das, was die Faustkämpfer im Sinn hatten. Ihr Magen knurrte und erinnerte sie daran, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Sie hoffte, dass es dort, wohin sie fuhren, etwas zu essen gab.
    Ein Port läutete. »Allô«, sagte Simone. Kurzes Schweigen, dann: »Ja, aber es hat Komplikationen

Weitere Kostenlose Bücher