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Die Geächteten

Die Geächteten

Titel: Die Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hillary Jordan
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gegeben. Sie war nicht allein. Eine weitere Rote. Die Faustkämpfer waren zu nah, um sie zurückzulassen.« Mit erhobener Stimme fragte sie Kayla: » Yeu , wie ist dein Name?«
    »Kayla Ray.« Ihre Stimme klang durch die Kapuze gedämpft.
    »Buchstabiere.«
    Kayla buchstabierte. Es gab eine Pause, dann sagte Simone: »Kayla Mariko Ray, zweiundzwanzig, fünf Jahre wegen versuchten Mordes. Keine Vorstrafen.«
    Kayla machte ein bestürztes Geräusch, und Hannah war ein weiteres Mal wie erschlagen von dem Gefühl, ihre Privatsphäre vollkommen verloren zu haben.
    »Hast du deine Verlängerungsspritze schon bekommen?«, fragte Simone.
    »Nein. Sie ist erst am fünften Januar fällig.«
    »Weniger als vier Wochen«, sagte Simone. »Ich bin einverstanden. Alles klar, bis gleich.«
    »Wohin bringt ihr uns?«, fragte Hannah.
    »In ein sicheres Haus«, sagte Paul. »Es ist mit einem Störsender versehen, wie der Lieferwagen.«
    »Und dann?«
    »Das kommt drauf an«, sagte Simone.
    »Worauf?«
    »Darauf, ob wir uns entschließen, euch zu vertrauen.«
    Den Rest des Weges verbrachten sie schweigend. Die Stille wurde lediglich von Hannahs lauter werdendem, klagendem Magenknurren unterbrochen. Er schien sich ganz offensichtlich nicht darum zu scheren, dass sie eine Flüchtige war, die sich in ernster Lebensgefahr befand.
    Der Lieferwagen wurde langsamer, bog ab, fuhr einen kurzen Hang hinauf und hielt an. Der Motor ging aus, und Hannah hörte, wie eine Garagentür geschlossen wurde. Ihre Kapuze war ihr vom Kopf gefallen. Simone zog Kaylas Kapuze ebenfalls herunter, dann öffnete sie die hinteren Türen des Lieferwagens und sprang heraus. Sie gab ihnen ein Zeichen, es ihr gleichzutun. Sie standen in einer Doppelgarage. Die Wände waren mit Schaufeln, Elektrowerkzeugen, Grillzangen und Tennisschlägern geschmückt. In Metallregalen standen Schachteln mit so harmlosen Beschriftungen wie SCHNORCHELSACHEN und FOTOALBEN. Paul wartete auf sie vor der Tür, die ins Haus führte. Ein Fußabtreter, auf dem VORSICHT: BISSIGE KATZE stand, wurde von einem Paar dreckiger Gartenclogs und einem Set Golfschläger flankiert. Was auch immer sich Hannah unter einem sicher aussehenden Haus vorgestellt hatte, es war mit Sicherheit nicht dieser perfekte Teil eines gewöhnlichen Americana.
    Sie betraten eine Küche, die genauso heimelig wie die Garage war. Eine handgeschriebene Notiz, welche die heimelige Wirkung noch verstärkte, hing am Kühlschrank. SIND ZUM ZIEL, SPÄTESTENS UM 9 ZURÜCK, ESSEN IM OFEN, BEDIENT EUCH! – S & A.
    Paul und Simone lasen die Notiz und tauschten einen gewichtigen Blick, und Hannah fragte sich, ob in diesen Worten irgendeine Botschaft versteckt war.
    Irgendetwas scheuerte gegen ihre Waden, und sie machte einen Satz. Sie blickte nach unten und sah eine grau gefleckte Katze. »Das ist Emmeline«, sagte Paul. Eine weitere rötliche Katze mit großen Ohren kam hinzu und ging laut miauend schnurstracks auf ihn zu. Er nahm sie hoch und kraulte ihren Rücken, wie man den Bauch eines Kindes kraulte. »Und das ist Sojo.«
    Hannah beugte sich hinunter und streichelte Emmelines weichen Kopf. Die Katze schnurrte, und der warme Klang ihrer Zufriedenheit reiste durch Hannahs Finger, den Arm hinauf bis zu ihren Augen, die sich mit Tränen füllten. Welchen Makel auch immer sie trug, dieser Kreatur war es egal.
    »Sie mag dich«, sagte Paul.
    »Sie möchte fressen«, erwiderte Simone.
    »Gut, dann sind das schon zwei«, sagte Kayla. »Ist da wirklich etwas zum Essen im Ofen, oder ist das etwa ein Geheimcode für irgendetwas anderes?«
    Simone warf Kayla einen scharfen Blick zu, und Hannah lächelte, stolz auf die Furchtlosigkeit ihrer Freundin. Paul öffnete die Ofentür, und der Geruch von gebratenem Hähnchen strömte heraus.
    »Wir können genauso gut essen, während wir warten«, sagte Paul zu Simone.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Macht. Ich habe keinen Hunger.«
    Im Esszimmer war für drei Personen gedeckt. Simone setzte sich auf einen der freien Plätze und trank Kaffee, während die anderen ihr Abendessen zu sich nahmen. Die Gastgeber waren eindeutig vom Weihnachtsfieber erfasst. Die Teller waren mit Weihnachtsbäumen verziert und die Servietten mit Adventssternen bestickt. Ein Rentiergeweih-Kerzenleuchter dominierte den Tisch, und Mistelzweige hingen am Torbogen, der ins Wohnzimmer führte. Sie aßen schweigend. In Hannahs Kopf herrschte ein Chaos unbeantworteter Fragen: Was würde passieren, wenn diese Leute sich entschieden,

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