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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Bett zog, den … den ihre Mutter nicht zu durchbrechen vermochte. Ich antwortete, dass es jedenfalls nicht schaden könnte.»
    «Hab Dank für dein Vertrauen.»
    «Irgendjemand muss ihr das allerdings ziemlich schnell ausgeredet haben. Stattdessen wurde in aller Vertraulichkeit der Erzbischof von Canterbury einbestellt, damit er mit seinen Mitteln etwas unternahm.»
    «Parker?»
    «Zumindest konnte er ihr Schlafgemach segnen.»
    Ich fragte gar nicht erst, ob
das
etwas geholfen hatte.
    «Diese Prophezeiung über den Tod der Königin … hat man versucht herauszufinden, von wem sie stammte?»
    «Wozu? Du weißt doch, wie diese Bastarde sind. Drucken ihren Kram in irgendeinem kleinen Keller im tiefsten Southwark. Unter dem Text stand ein biblischer Name. Irgendein Prophet – Elija oder Elisha oder so …»
    Immerhin nicht Dee. Trotzdem war ich beunruhigt. Schon einmal hatte mich ein Horoskop für ein gekröntes Haupt brenzlig nah an den Scheiterhaufen gebracht.
    «Das mit ihrer Mutter», begann Dudley, «passiert nicht zum ersten Mal, musst du wissen. Während unserer Zeit im Tower, als wir noch Kinder waren, erzählte sie oft … Ich meine, ist doch kein Wunder. Wie soll es einem Menschen auch sonst an einem Ort ergehen, wo der Vater der eigenen Mutter den Kopf abschlagen ließ? Bess wurde in eine Welt hineingeboren, in der es vor Omen und üblen Vorahnungen nur so wimmelte. Und in der man ständig mit … einem plötzlichen Tod rechnen musste, wenn wir es einmal so umschreiben wollen.»
    Das Zischen der sausenden Axt. Oder in Annes Fall des Schwerts, dank der Gnade Heinrichs, von einem Meister geführt.
    «Also gut, lass uns genau überlegen», sagte ich. «Anne … Morgan. Zwei Frauen, die im Ruf der Hexerei stehen und alles mögliche Unheil angerichtet haben sollen. Ein unsterblicher König, dessen Aura heiliger Magie sich die Tudors zunutze gemacht haben, um ihre Ziele zu erreichen …»
    «Bis diese heilige Verbindung der Tudors mit Artus durch Heinrichs unheiliges Verlangen nach Anne zerstört wurde.»
    «Von der er später, als er sie loswerden wollte, schwor, sie habe ihn verhext. So wie Artus und seine Ritter von Morgan le Fey verhext worden sind.»
    Mich überlief ein Schauer. Das alles passte so gut zusammen.
    «Wenn die Königin als Kind einer Hexe und eines Monsters den Fluch ihrer Abstammung fürchtet … und man ihr dann andeutet, die einzige Möglichkeit, diesen Fluch zu brechen, sei …»
    «Falls wir damit auf der richtigen Spur sind, sollten die Gebeine, so wir sie denn finden, hier in Avalon bleiben», unterbrach mich Dudley, «und nicht nach London geschafft werden, wie Cecil sich das vorstellt. Und die Königin müsste wie Edward I. hierherkommen, um deren erneuter Bestattung beizuwohnen … in aller Pracht.»
    «In einer Abtei, die dann für eine ruinöse Unsumme wiederaufgebaut wird?»
    Was für ein Wespennest! Ein Blitz erhellte die Nacht hinter dem Fenster.
    «Eines versichere ich dir, John. Morgen bin ich hier raus», beteuerte Dudley.
    «Aus der Stadt?»
    «Aus dem
Bett
. Ich will diese verdammten Knochen finden. Und wenn wir sie haben, wird Cecil davon tunlichst nicht unterrichtet, klar?»
    «Robbie, er ist dein Freund! Und ein Freund deiner Familie seit –»
    «Sei nicht naiv. Er verfolgt seine eigenen Pläne; immer auf der Suche nach
der richtigen Partie
für Elisabeth. Und das wird kein Engländer sein. Cecil glaubt, dass eine königliche Ehe ausschließlich aus politischem Kalkül geschlossen werden sollte.»
    «Und wer wird es nun?»
    «Das ändert sich ständig. Ich weiß mit ziemlicher Sicherheit, dass er an eine Verbindung mit Schottland denkt – auf diese Weise könnte er endlich Frankreichs Aspirationen beenden, was Maria Stuart angeht. Und wenn … wenn er nun eines Tages den richtigen Kandidaten findet und der Erwählte feststellen muss, dass die jungfräuliche Königin gar keine …»
    Er fiel hustend zurück in die Kissen. Der Donner kam näher. Die Kerze am Bett erlosch.
    … keine Jungfrau mehr ist.
Ein Schauer lief mir über den Rücken.
    «Du hast zu viel geredet», entschied ich. «Schlaf jetzt, schone deinen Hals.»
     
    †
     
    Nachdem ich die zweite Kerze ausgepustet hatte, schloss ich erschüttert die Tür zu Dudleys Zimmer. Ich ging über den Flur und entzündete eine Talgkerze in einer der Wandleuchten.
    Es gab so vieles, was ich ihm nicht erzählt hatte. Wie hätte er wohl reagiert, wenn er erfahren hätte, dass es in der Stadt mindestens zwei

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