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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Menschen gab, die ganz genau wussten, wer ich wirklich war – einer von ihnen die Frau, die von Fyche im Zusammenhang mit dem Mord an Martin Lythgoe gesucht wurde.
    Wem konnten wir in dieser Situation vertrauen? Was würde Dudley zu dem Hufschmied sagen, den ich für einen ehrlichen und gutmütigen Menschen hielt?
    Aber was wusste ich schon? Was verstand ich denn vom Leben jenseits meiner Bücher?
    Ich ging in mein Zimmer, setzte mich auf das Fußende des staubigen Bettes und überlegte, ob es nicht ein schrecklicher Fehler gewesen war, dass ich auf Mongers einfache Frage geantwortet hatte.
     
    †
     
    Wahnsinn. Nachtgedanken.
    Warum seid Ihr wirklich hier, Dr. Dee?
    Der Wind ließ den Regen gegen das Fenster klatschen, dann hörte es wieder auf, und ich musste an Mongers Worte denken, nachdem ich ihm offenbart hatte, was wir hier suchten.
    Zuerst verschwand das Blei von den Dächern, danach das Glas aus den Fenstern. Die Marmorgruft? Einfach verschwunden.
    Das ganze Grabmal?
    Ich habe gehört, dass das Holzkreuz noch einmal aufgetaucht ist – aber ich weiß nicht, wo es sich jetzt befindet. Damals hat es keinen von uns groß gekümmert, was damit wird. Man hatte uns gerade das Herz herausgerissen. Unbedeutendere Abteien wurden weiter als Kathedralen genutzt, aber wir lagen einfach zu nah an Wells. Es wäre besser gewesen, man hätte die Abtei gar nicht erst gebaut, anstatt sie am Ende wie eine offene Wunde zurückzulassen.
    Ich fragte ihn, ob es wahr sei, dass man Abt Whiting aufgrund der Annahme gefoltert hatte, dass er den berühmten Kelch des letzten Abendmahls versteckt hielt – den Heiligen Gral. Und ich wollte auch wissen, ob der seiner Meinung nach überhaupt existierte.
    Das hängt davon ab, wie Ihr Existenz definiert. Vielleicht hat es ihn als Gefäß aus Metall, Ton oder Holz gegeben. Vielleicht ist er sogar hier gewesen. Aber er existiert ebenso im spirituellen Sinne. Ein heiliges Symbol, das nur in Visionen erfahren werden kann.
    Schon wieder Visionen. Monger schüttelte den Kopf.
    Manche sagen, dies sei der heiligste Ort unserer Inseln, während es für andere einfach nur ein ärmliches Städtchen ist, das auf eine lange Geschichte aus Zwist und Betrug zurückblickt. Und die Urheber allen Unheils seien die verkommenen Mönche gewesen.
    Monger berichtete, dass man sogar unter den Mönchen einst hinter vorgehaltener Hand über verborgene Dinge gesprochen hatte, über bestimmte Wunder aus vorchristlicher Zeit. Einige Gerüchte hielten sich bis heute unter den bunt zusammengewürfelten, halbheidnischen Mystikern der Stadt … sie handelten jedoch von einem gänzlich anderen Artus, der eher für das magische Vermächtnis der alten Keltenstämme und Druiden stand.
    Wo waren wir da nur hineingeraten?
    Wegen der Kälte entkleidete ich mich schnell, zog mir mein altes braunes Gewand über das Nachthemd und setzte mich auf die Bettkante. Draußen grollte der Donner wie eine wilde Bestie, die in den Hügeln umherschlich, und unwillkürlich musste ich an Joan Tyrre und ihre Träume von Gwyn ap Nudd im Innern des spitzen Hügels denken.
    Etwas raschelte im Zimmer. Wahrscheinlich Ratten. Die waren überall. Ich konnte nicht anders, als an Königin Elisabeth zu denken, wie sie im roten Schein des Kaminfeuers in ihrem Schlafgemach wachte. Und Angst vor dem Einschlafen hatte, weil sie nicht wieder von Anne Boleyns finsteren Blicken geweckt werden wollte, von ihrem sprechenden Kopf auf dem blutverschmierten Hals.
    Großer Gott …
hör auf damit.
    Ich glitt aus dem Bett und tastete auf dem Pult nach einer Kerze, um sie am Wandleuchter darüber zu entzünden. Ich wollte die paar mitgebrachten Bücher hervorholen und bis zum Morgengrauen lesen oder bis mich die Müdigkeit übermannte oder …
    Da bemerkte ich den Schatten beim Fenster.
    Hastig wandte ich mich vom Pult ab und hielt mir vor Schreck die Hand vor den Mund.
    «Wer ist da?»
    Dort im Halbdunkel neben dem Fenster saß eine Gestalt.

XXVII Schwester der Venus
    I ch hatte schon daran gedacht, meine Brust zu entblößen», sagte sie.
    Eine Kerze fiel um.
    Der Sturm kam immer näher, die Bestie pirschte sich an. Mit nervösen Fingern erwischte ich die Kerze, bevor sie vom Tisch rollen konnte, und entzündete sie erneut an der Flamme einer anderen. Jetzt brannten drei Kerzen dicht beieinander – die im Wandleuchter mit eingerechnet –, sodass sich ihre tanzenden Flammen zu einem gemeinsamen Schein vereinten.
    «Es kam mir in den Sinn», erklang ihre

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