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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die Bauern waren noch nicht von den Feldern zurückgekehrt.
    Wir aßen still, ohne noch ein Wort miteinander zu wechseln, und gingen dann in die Dämmerung hinaus, nur um zu erfahren, dass es einen Toten gab.

XXXVI Was bald geschehen wird
    D ie Hauptstraße lag im Schatten und wirkte düster. Alle Geschäfte waren geschlossen. Mir fiel auf, dass zwei von ihnen sogar verrammelt waren, und das wahrscheinlich nicht zum Schutz gegen die Elemente.
    Vor der Bäckerei standen nur noch drei Menschen in der Dämmerung. Ich machte auf die Entfernung Joan Tyrre und Woolly, den kleinen Wünschelrutengänger, aus. Aber Monger erkannte ich zuerst gar nicht, sein sonst lässiger Gang wirkte nun steif und ruckartig, ganz so, als würde er von Seilzügen und Riemen bewegt wie eine Maschine.
    Bald fand ich heraus, dass der Grund dafür unterdrückter Zorn war. Es war das erste Mal, dass ich ihn so sah. Durch seine Wut, die Dunkelheit und Freudlosigkeit überall herrschte eine Stimmung, die so gespannt war wie das Fell einer Trommel.
    Monger hielt ein Buch in den Händen, das ich sofort erkannte: Die
Steganographia
von Trithemius. Oder das, was davon übrig war – denn das Buch bestand fast nur noch aus dem ledernen Einband. Mongers Hände zitterten. Er rammte sich das Buch förmlich unter den Arm und wies uns dann den Weg zu dem kleinen Garten hinter der Bäckerei.
    «Sag es ihnen», bat er Woolly. «Erzähl ihnen alles.»
    Woollys wilder weißer Bart leuchtete in der Düsternis der blaugrauen Dämmerung so hell wie der Mond.
    «Brot wollten sie», begann er. «Hungrige Männer, die aus Taunton geritten kamen, um hier die Truppen zu verstärken. Sie hämmerten an die Tür und verlangten nach Brot.»
    «Ich hätte nie gedacht, dass Taunton so viele Konstabler und Büttel entbehren kann», sagte Monger. «Aber was weiß ich als einfacher Hufschmied schon davon, wie man eine solche Meute aushebt.»
    «Der Bäcker musste die Dreckskerle hereinlassen, versteht Ihr? Während sie auf das Brot warteten, stellten sie nebenbei seinen Laden auf den Kopf. Und dann kam Master Stephen dazu.»
    «Fyches Sohn», erklärte Monger.
    «Vergebt mir, meint Ihr
Bruder
Stephen?», fragte ich verwundert.
    «Lasst Euch nicht in die Irre führen. In Meadwell wird klösterlicher Kleidung der Vorzug gegeben, um den Eindruck zu erwecken, dass dort nur Männer des Gebetes und der Gelehrsamkeit leben, die die Traditionen der alten Abtei weiter pflegen. Die brutale Gewalttätigkeit des jungen Fyche macht die Kutte jedoch zur Farce. Ihr habt ja gesehen, wie er Joan Tyrre getreten hat.»
    «Verdammt, ich wusste doch, dass ich das Gesicht kenne. Aber es war dort einfach zu dunkel.»
    «Das ist typisch für den Sohn des Friedensrichters. Wenn er betrunken ist, streift er wie eine tollwütige Bulldogge durch die Straßen», erklärte Woolly. Eines seiner Augen war halb zugeschwollen, und die Haut darum begann sich schwarz zu verfärben. «Ich bin zusammen mit diesen Scheißkerlen rein in die Bäckerei, weil mir die ganze Sache komisch vorkam. Und kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, ging’s auch schon los mit:
Hoho! Was haben wir denn hier? Das ist aber bestimmt nicht die heilige Bibel.
Ein anderer deutete mit dem Finger auf die Bilder und Symbole, bis Fyche dann sagte:
Jungs, das ist ein Zauberbuch.
Das war’s dann.»
    «Nur deswegen waren sie überhaupt gekommen», fügte Monger hinzu.
    «Sie haben den Bäcker in die Ecke gedrängt, ihn angeschrien und einen verdammten Zauberer genannt, während Fyche Seite um Seite aus dem Buch herausgerissen und ihm damit vor dem Gesicht herumgewedelt hat, bevor er sie in den Ofen warf. Zwei von ihnen hielten den Bäcker fest, und er schluchzte und heulte, als würden sie seine eigenen Kinder abschlachten.»
    «Diese Bücher
waren
für ihn wie seine Kinder», erklärte Monger. «Er hat immer gehofft, sie eines Tages lesen zu können.»
    Ich starrte ihn an.
    «Dazu wird es jetzt nicht mehr kommen», sagte er nur.
    «Er konnte nicht lesen?»
    «Sein alter Herr hatte die Bücher aus der Abtei», fuhr Woolly fort. «Worthy wurde in dem Glauben erzogen, dass diese Bücher etwas Wundersames sind. Er dachte wohl, wenn er sie in seiner Bäckerei schön warm hielte, würden sie irgendwann ihre Geheimnisse mit ihm teilen … und ihn eines Tages Gold herstellen lassen.»
    «Er besaß sie fast zwanzig Jahre lang», wandte sich Monger an mich. «Und er glaubte, dass ein so langes Wort wie der Titel ganz besonders magisch

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