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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gefühlt.»
    «Gefühlt? Was meinst du damit?»
    Ich seufzte.
     
    †
     
    Den letzten Akt … ließ ich aus. Manche Dinge sind zu gewaltig und persönlich, um sie selbst mit einem loyalen Freund zu teilen.
    Aber die Umstände, die dazu geführt haben, selbst wenn sie sich entfernt nach Hexerei anhören sollten, durfte ich ihm nicht vorenthalten, und während ich davon erzählte, wurden mir darin die rituellen Muster bewusst, die selbst der große Hermes Trismegistos nicht anders gedeutet hätte: Es war eine initiatorische Reise von der Dunkelheit ins Licht gewesen.
    Meine Handflächen wurden feucht.
    Durfte ich wirklich zu hoffen wagen, dass irgendetwas hier meine mitternächtlichen Dämonen ausgetrieben hatte – jene Angst vor dem Feuertod, an dessen Ende die Hitze meinen Kopf bersten ließ? Diese Erinnerung an etwas, das mir nie widerfahren war und das mich dennoch seit Jahren nachts gequält hatte? Vorbei. Aus mir herausgebrannt und dann …
    Mir lief es heiß über den Rücken.
    … vom Feuer hinein ins Wasser. Sonne und Mond vereinigt. Ich war mir nun all der kabbalistischen Parallelen ebenso bewusst wie auch der weniger esoterischen, wie zum Beispiel der Reise hinaus aus der Bibliothek und hinein ins Leben.
    Und irdische Liebe. Das soll nicht verschwiegen werden.
    Am Ende meines Berichts schritt ich im Zimmer auf und ab. Dudley hingegen war die ganze Zeit ruhig sitzen geblieben.
    «Ist es dasselbe Pulver, das Antoniusfeuer verursacht?»
    «Ich denke schon.»
    «Herr im Hemd, John! Was hast du dir dabei nur
gedacht

    «Ich glaubte, man könnte dadurch eine Verbindung zur Seele finden. Und das … scheint tatsächlich so zu sein.»
    Oder hatte eher die schwarze Energie des Sturmes in unheiliger Allianz mit meinen niederen Bedürfnissen von mir Besitz ergriffen? Waren die Orte, an denen ich wandelte, am Ende des Teufels und nicht aus dem Reich Gottes? War ich in Wahrheit doch verhext worden? Die Grenze zwischen beidem war unglaublich schmal.
    Unsicher und gepeinigt schloss ich die Augen, bis Dudley etwas sagte.
    In seiner Stimme lag fast so etwas wie Mitgefühl.
    «War es dein erstes Mal?»
    Es hatte wenig Sinn, es abzustreiten.
    «So gut wie.»
    Er nickte.
    «Und jetzt glaubst du sicher, du seist … verliebt?»
    «Ich …» Unbehaglich trat ich von einem Fuß auf den anderen. «Vom ersten Moment an, da wir uns miteinander unterhielten. … Ich … wusste da allerdings noch nicht … was diese Gefühle bedeuten.»
    Dudley lachte.
    «Nun, eine Frau, die dir deinen Braten richtet und gleichzeitig dafür sorgt, dass kein drittes Besteck eingedeckt werden muss … das ist schon etwas Besonderes», sagte er. «Und wie sieht nun unser nächster Zug in diesem Spiel aus?»
    «Spiel?»
    «Ein böses Wort. Dennoch …»
    «Ich hatte nicht den Eindruck, dass du überhaupt mitspielen willst», entgegnete ich.
    «Nach all dem, was mit Martin Lythgoe geschehen ist und was wir heute Morgen herausgefunden haben?»
    «Glaubst du, dass Fyche dahintersteckt?»
    «Falls ja, ist er ein toter Mann.»
    «Nach ordentlicher Anwendung der Gesetze», erwiderte ich vorsichtig.
    «Oder auch ohne.»
    «Du bist Lord Dudley.»
    «Und könnte bald den Titel eines Earls tragen. Cecil hat einige Andeutungen gemacht, dass nach meiner Rückkehr von dieser … Mission die Berufung in den Geheimen Rat … mehr als nur wahrscheinlich sein könnte.»
    «Nach deiner Rückkehr …»
    Weder er noch ich wollten gern darüber nachdenken, dass Dudleys Rückkehr nach London – und in die Schlafgemächer der Königin – von gewisser Seite vielleicht nicht unbedingt erwünscht war. Ganz abgesehen von der Möglichkeit …
    Dass man eine Rückkehr von hier gar nicht für ihn vorgesehen hatte.
    «Manche Probleme lassen sich hier nicht ganz so einfach lösen», sagte er. «Andere schon. Und so, wie die Dinge stehen, war Dudley niemals hier. Folglich kann er auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, auf welch … primitive Art und Weise Master Roberts für Gerechtigkeit sorgt.»
    Für einen Moment erschien es mir, als würde alle Farbe im Raum verblassen, und ich hätte schwören können, dass Dudley von leibhaftiger Finsternis umgeben war.
    «Deine Hexe, die Frau, die dich … verzaubert hat», sagte Dudley, «wird jetzt wahrscheinlich schon in einem rattenverseuchten Verlies schmoren.»
    «Ja.»
    «Und muss sich vor einem Assisengericht verantworten.»
    «Das bestochen wurde.»
    «Ohne Zweifel», stimmte Dudley zu. «Ich frage dich

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