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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Dann bringen wir ihn fort.» Monger legte Woolly die Hand auf die Schuler.
    Ich dachte daran, wie Nel Borrow gesagt hatte, dass diese Stadt wie eine offene Wunde war, die niemand behandelte – Fäulnis und Wundbrand. Wie absterbendes Fleisch. Ich sah zu Monger hinüber, aber in der Dunkelheit konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
     
    †
     
    Um vielleicht etwas in Erfahrung zu bringen, gingen Dudley und ich später in die Schankstube. Aber es stellte sich heraus, dass das kein guter Einfall gewesen war. Die Luft war schwer von Talg und einer aufgeheizten Stimmung, die sich in regelmäßigen Abständen durch Gewaltausbrüche Luft verschaffte.
    Cowdray bediente die Gäste selbst, Frauen waren nicht zugegen, und die Bauern und Wollhändler, die hier üblicherweise ihr Ale tranken, waren von den Konstablern an die Tische am Rand gedrängt worden. Bei den Konstablern handelte es sich um etwa zwanzig Männer, und manche Gesichter waren mir langsam vertraut.
    Wenn ihre Krüge leer waren und Nachschub kam, herrschte bei diesem Gesindel ein Schieben und Stoßen wie an einem Schweinetrog, und jeder, der ihnen in die Quere kam, wünschte, er hätte es bleibenlassen. Ich sah, wie ein Mann mit einem blutigen Ohr auf allen vieren davonkroch, nachdem sie ihn zusammengetreten hatten. Später brach zwischen zwei Konstablern aus Wells und Taunton ein brutaler Messerkampf aus. Gegen neun Uhr waren die Bänke bereits über und über mit Cider und Blut besudelt.
    Da erhob sich der Anführer des Angriffs auf Matthew Borrow, der Mann mit dem Lederwams und den kaputten Zähnen, um die Lage zu beruhigen. Er hielt seinen extragroßen Krug in die Höhe, als wollte er seinen Kameraden einen Trinkspruch ausbringen.
    Mich
beruhigte er nicht im Mindesten.
    «Fast zwei Stunden war das Längste, was ich bisher erlebt habe.»
    «Ist nicht wahr!»
    «Wenn ich es euch doch sage, verdammt noch mal! War ein kleiner dicker Kerl mit einem Hals wie ein Schwein. Hat sich kaum bewegt, sondern hing da nur so rum wie ein Mehlsack.»
    «Woher wussten sie denn, dass er nicht schon längst hinüber war?»
    «Tja, alle dachten ja auch, dass er schon erledigt wär … und als sie ihn abschneiden wollten, versteht ihr, fing er ganz plötzlich zu grinsen an. Etwa so …
buaaarh
! Hat sie damit zu Tode erschreckt und sich auch noch einen Spaß draus gemacht. Wollte gar nicht mehr aufhören mit Grinsen. Zu dritt haben sie sich dann an seine Beine gehängt.»
    «Und dann?»
    «Das reichte.
Da
war er dann wirklich hinüber.»
    «Immer noch grinsend?»
    «Hatte halt einen muskulösen Hals, versteht ihr? Die halten lange durch. Weiber hingegen liefern eher eine schwache Vorstellung ab. Die meisten …»
    «Ich glaube, es ist Zeit zu gehen», murmelte Dudley.
    Aber irgendein selbstquälerischer Impuls veranlasste mich, zu bleiben und mich dem auszusetzen. Ich stand vor der Tür zur Treppe und starrte auf meine Stiefel.
    «Bei Weibern geht es zu schnell», grölte ein Mann. «Die haben einfach keinen Kampfgeist.»
    «Aber nicht immer, sage ich euch», widersprach ihm der Mann mit dem Lederwams. «Wenn sie dürr sind, mit Knochen wie ein Spatz, halten sie eine ganze Weile durch. Die sind einfach nicht schwer genug, damit sich das gute alte Seil straff genug spannt.»
    «John –»
    Dudley packte mich bei der Schulter. Ich konnte Benlow, den Knochenmann, ausmachen, der offenbar betrunken über seinem Krug zusammengesackt war.
    «Manche von denen führen ein nettes Tänzchen auf», ließ ein kleiner Mann wehmütig verlauten. «Die Beine drehen sich dann mal nach hier und mal nach da.»
    «Alles, worauf
du
scharf bist, Simeon, ist ihnen unter die verdammten Röcke zu schielen!»
    «Ihr glaubt nicht, was man unter dem Rock eines Weibes entdecken kann, wenn sie hängt», grölte Simeon in das folgende Gelächter.
    Wir verließen dann die Schankstube, aber in dieser Nacht schlief ich alles andere als gut.

XXXVII Ketzerei
    A ls ich am nächsten Morgen wieder die Treppe hinunterwankte, schmerzte mein Kopf ebenso sehr wie mein wundes Herz, obwohl ich am Vorabend nur wenig Bier getrunken hatte. Meine Träume der letzten Nacht waren von dunklen Visionen durchzogen gewesen. Sie hatten mich an die Gemälde eines Verrückten erinnert, die ich in den niederen Landen gesehen hatte, mit winzigen Männern und Frauen darauf, die dämonenhaften Insekten glichen.
    Oder den Maden, von denen Fyche behauptete, dass er sie an den Hängen des Tors gesehen hat. Solche Wesen wanden

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