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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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dem Ausland, und sie pflanzte sie ein und hegte sie. Cate schien ein Gespür dafür zu haben, was sie brauchten, um zu gedeihen.»
    «Was ist mit dem Land … dem Kräutergarten …»
    «Der Abt hat es ihr geschenkt. Er war beeindruckt von ihren Fähigkeiten. Für ihn war es eine
Gottes
gabe.» Bei diesem Wort zog er die Mundwinkel nach unten.
    «Ihr sagtet, sie habe Aufzeichnungen hinterlassen?», erkundigte sich Dudley.
    «Die gibt es nicht mehr.»
    «Was genau stand denn darin?»
    «Wenn sie gewollt hätte, dass ich das weiß, hätte sie sie mir gezeigt.»
    «Wart Ihr gar nicht neugierig?»
    «Es gibt Dinge, die mich vollkommen kaltlassen», antwortete er. «Das ist nur mystischer Wirrwarr, mit dem man das einfache Volk ruhigstellt. Cate und ich konnten uns die ganze Nacht unterhalten, wenn es um die Heilwirkung von Pflanzen ging oder darum, in welcher Dosis die Mittel verabreicht werden, aber …» Er wedelte mit der Hand in der Luft herum. «
Pah!
Der Gedanke, dass die Heilkräfte einer jeden Pflanze von einem göttlichen Wesen eingeträufelt sein sollten … als Teil seines Plans für den großen Dom des Universums …»
    Ich bemerkte, wie Dudley blinzelte. Jetzt wurde mir klar, was Monger damit gemeint hatte, dass Dr. Borrows Wissenschaft anderer Natur war als die meine.
    «In dieser Stadt hört man nicht viele Stimmen wie die Eure», sagte ich.
    «Deswegen halte ich mich meist auch zurück. Ich will niemanden bekehren. Und ganz sicher habe ich nicht vor, eine neue
Religion
zu gründen, Dr. John.»
    «Aber Euch muss doch klar sein … welche Macht die Legenden dieser Gegend besitzen. Und wenn Ihr das Gefühl hattet, dass Eurer Gattin geheimes Wissen offenbart worden war –»
    So wie das Tau eines festgemachten Schiffes in einem sturmgepeitschten Hafen irgendwann reißt, so gab nun auch Borrows Zurückhaltung nach.
    «Wissen? Ihr nennt diesen Aberglauben
Wissen
? Den Unfug darüber, dass es hier ein großes Geheimnis gibt, das von den Mönchen gehütet wurde … und das auch nach der Zerstörung der Abtei weiterhin hier existiert? Als hätten Cromwell und Heinrich nicht gesiegt, weil es ihnen nicht gelang, dieses
Geheimnis
zu lüften? Glaubt Ihr wirklich, dieser Glaube wäre mehr als nur Balsam für die Seelen der Gequälten? Genau wie diese dumme Missgunst Wells gegenüber. Weil Wells eine Kathedrale hat und
das
der Stadt angeblich Wohlstand bringt, während Glastonbury nur eine Ruine bleibt.»
    Jetzt war es an mir, die Ruhe zu bewahren. Aber ich war fest entschlossen, die Sache weiterzuverfolgen.
    «Was wisst Ihr denn über dieses sogenannte Geheimnis?»
    Er atmete tief ein.
    «Dr. John, auf welche Weise kann ich Euch nur klarmachen, wie sehr mir derartige Unterhaltungen widerstreben? Ich kann nur sagen, dass Cate heute noch leben würde, wenn sie sich von solchem Unsinn ferngehalten hätte.»
    «Wie hat sie davon erfahren?»
    «Vom Abt … von all diesen Leuten. Die haben sie in diesen Wahnsinn hineingezogen und dann alleingelassen.»
    «Welche Leute?»
    «
Alle.
Alle, die jemals in einer Kutte über diese Hügel wanderten. Cate verstand sich auf den Kräuteranbau wie niemand sonst, aber sie ließ sich blindlings auf törichte Abwege führen. Und dann kamen Menschen zu Tode.»
    «Das Pulver der Visionen? Meint Ihr das –»
    «Glaubt Ihr, man hätte sie dazu nicht ermutigt? Als wenn sich nicht jeder verblendete Mönch auf dieser Welt nach irgendeiner Vision verzehren würde … ob er sich dazu nun das Fleisch blutig peitscht oder bis zur Grenze des Hungertodes fastet. Es macht mich krank, wie viele Jahre sie damit zubrachte, um … dieses unnütze Verlangen zu befriedigen.»
    Er hatte sich erhoben, beide Hände auf den Tisch gestemmt und atmete schwer. Dudley schwieg, hörte aber aufmerksam zu.
    «Nachdem sie gehängt worden war, kam Fyche mit seinen Männern zu mir», fuhr Borrow fort. «Als hätte ich es nicht geahnt. Sie stellten das Haus auf den Kopf und nahmen all ihre Tränke mit.»
    «Weil sie das Pulver suchten?»
    «Damit alle Zutaten des Tranks, der den Leib brennen lässt, vernichtet waren. Das sagte er jedenfalls.»
    «Und was, glaubt Ihr, hat ihm mehr Angst gemacht – das Feuer im Leib oder die Visionen?»
    «Für ihn waren es keine Visionen, sondern ein Weg, auf dem Dämonen sich der Menschen bemächtigen können. Also nahm er alles mit, alles, was er in ihrem Arbeitszimmer finden konnte. Die Fläschchen, die Gewichte, Tränke, Aufzeichnungen und Rezepte – nachdem Cate

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