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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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blutverschmierten Instrumente Nel gehörten?»
    «Weil meine noch hier sind. Frei von Blut.»
    «Habt Ihr Nels Instrumente gesehen, bevor Fyche sie mitgenommen hat?»
    «Nein. Sie wurden von Hand zu Hand weitergereicht, bis die Kerle zur Tür hinaus waren.»
    «Woher wollt Ihr dann wissen, dass es
ihre
Messer waren? Und nicht irgendwelche anderen, die Fyche mitgebracht hatte – als gefälschte Beweise.»
    Noch bevor ich die Worte ausgesprochen hatte, wusste ich, dass sie sinnlos waren und ich mich nur an Strohhalme zu klammern versuchte.
    «Wenn das der Fall wäre … wo
sind
dann Eleanores Instrumente?», antwortete Borrow. «Dr. John, ich weiß es sehr zu schätzen, was Ihr zu tun versucht, aber ich fürchte, Euer Freund hat recht. Ich habe nicht … gut genug gelogen.»
    «Hat sie meinen Bediensteten umgebracht?», fragte Dudley erneut.
    Borrow sah ihm fest in die Augen.
    «Natürlich nicht. Eine Frau soll das getan haben?»
    «Also?»
    «Ich weiß es nicht …»
    «Könnte sie die Instrumente an jemanden verliehen haben, der sie im fraglichen Zustand zurückbrachte?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Wem
könnte
sie ihre Werkzeuge geliehen haben?»
    «Master Roberts, wenn ich das wüsste, würde ich nicht zögern, den Namen zu nennen. Es muss jemand sein, dem sie vertraut. Und das ist vielleicht der Grund, warum … warum sie weder mir noch irgendjemand anderem etwas davon erzählt hat.»
    «Dann schützt sie jemanden?»
    Borrow zuckte mit den Achseln. Das war meine letzte Hoffnung darauf, dass sie unschuldig war, auch wenn diese Möglichkeit nicht viel überzeugender schien. Sie sollte ihre Instrumente angeblich verliehen und dann, mit dem Blut eines Toten verschmiert, wieder mit nach Hause genommen haben?
    «Wer würde denn in so einem Fall die Instrumente nicht säubern und somit die Beweise verschwinden lassen?», warf Dudley ein. «Irgendwo im Fluss oder in einer der vielen Quellen?»
    In der Blutquelle, dachte ich voller Bitterkeit. Borrow sah Dudley an und schüttelte den Kopf.
    «Wen könnte sie beschützen wollen?», ließ Dudley nicht locker. «Für wen würde sie sterben? Hat sie einen Liebhaber?»
    Er sah mich nicht an.
    «Ein Vater erfährt derlei immer als Letzter», entgegnete Borrow. «Ganz besonders ein Vater, der nur selten Zeit für Plaudereien findet.»
    Dudley warf mir einen Blick zu. Er war offensichtlich der Meinung, dass wir hier alles in Erfahrung gebracht hatten und aufbrechen sollten. Aber ich konnte noch nicht aufgeben.
    «Habt Ihr uns alles erzählt?», drängte ich Borrow. «Alles, was dienlich sein könnte?»
    «Dr. John …» Borrow zeigte erste Anzeichen von Ungeduld. «Woher soll ich denn
wissen
, was hier dienlich sein könnte?»
    Ich dachte an die stürmische Nacht in meinem Zimmer zurück.
    «Na gut, ziehen wir einmal Folgendes in Betracht. Nel ist davon überzeugt, dass der Tod ihrer Mutter arrangiert wurde, weil man glaubte, sie würde Beweise gegen Sir Edmund Fyche besitzen … vielleicht Beweise dafür, dass er Abt Whiting verraten hat.»
    «Ihr müsst meine Tochter in der kurzen Zeit aber ziemlich gut kennengelernt haben, Dr. John.»
    «Und glaubt
Ihr
das auch?»
    Er schwieg einen Moment.
    «Nein … das glaube ich nicht. Whitings Tod und die Art seiner Hinrichtung wurden sicher von Thomas Cromwell angeordnet. Fyche spielte dabei keine Rolle. Und ich glaube auch nicht, dass Cate irgendwelche sogenannten Beweise hatte. In ihren Aufzeichnungen war nichts … was der Rede wert wäre. Und ganz sicher hat sie mit mir niemals über etwas gesprochen, was damit –»
    «Aber Ihr seid ein Mann, der Tag und Nacht arbeitet, wie Ihr selbst sagt, und der selten Zeit für Plaudereien –»
    «Beleidigt mich nicht», sagte er sanft. «Sie hätte es mir erzählt. Ich mag zwar mit dem Abt nicht unbedingt seine religiösen Überzeugungen geteilt haben, aber ich habe die Abtei immer als Hort des Wissens respektiert.»
    «In welcher Verbindung stand Eure Frau zu dem Kloster?»
    «Sie schuldete dem Kloster Dank, Dr. John, großen Dank. Sie wuchs als ungebildetes Kind auf. Die Mönche … brachten ihr Lesen und Schreiben bei.»
    «Wann war das?»
    «Als sie noch eine junge Frau war. Sie wollte sich erkenntlich zeigen, indem sie Kräuter für sie zog. Whiting interessierte sich für Heilkunst. Und Cate hatte ein seltenes Talent … Pflanzen zu ziehen. Ich spreche von Kräutern und Früchten, die hier nie zuvor gewachsen waren. Man brachte Samen mit in die Abtei, manchmal sogar aus

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