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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schreiben gelernt hatte, hielt sie mit Begeisterung alles fest, was ihr in den Sinn kam. Mir gefällt die Vorstellung, dass Fyche und seine Gelehrten fruchtlose Wochen damit verbrachten, in dem Geschreibsel nach …
Geheimnissen
zu forschen.»
    «Geheimnisse, die ihr die Mönche verraten haben?» Ich blickte ihm entschlossen in die Augen.
    «Deswegen seid Ihr hier, nicht wahr?», antwortete er. «Die Altertümer … Die Königin, oder jemand, der ihr nahesteht, hat von den Geheimnissen hier gehört und will sie nun für sich beanspruchen.»
    Ich schwieg.
    «Falls Euch meine Meinung interessiert, dann ist das einzige Geheimnis, das die Mönche angeblich bewahrt haben, von ihnen nur erfunden worden, um Reichtum anzuhäufen.»
    Mir war nicht danach, mit ihm darüber zu disputieren.
    «Also hat Fyche alles mitgenommen?»
    «Alles, was er finden konnte. Einige Dokumente hatte ich aus dem Haus geschafft. Mir haben sie nichts bedeutet, aber Cate lagen sie am Herzen. Meiner Meinung nach stand ihr das alles nur im Wege. Ich hatte nicht das Bedürfnis, diese Papiere noch einmal wiederzusehen, aber ich wollte sie auch auf keinen Fall Fyche überlassen.»
    «Was stand denn darin?»
    «Das habe ich nicht verstanden. Und verspürte auch nicht den Wunsch danach, es zu verstehen. Der Unfug hat schon genug Leben ruiniert.»
    Ich blickte auf das Regal mit den Apothekerfläschchen. Die Sonne war verschwunden, und das Flaschenglas funkelte nicht mehr. In meinem Kopf hörte ich Nels Stimme.
    Alle Schätze sind schon lange fort.
    Aber Schätze
verschwinden
nicht einfach, verdampfen nicht wie Tau. Sie wechseln nur den Besitzer.
    «Welchen Inhalts sie auch gewesen sein mögen … habt Ihr nicht daran gedacht, sie Nel zu geben?», wollte ich von ihm wissen.
    «Warum sollte ich?» Er sah mich an, als sei ich verrückt. «Warum sollte ich den Grund für den Untergang meiner Frau in die Hände meiner Tochter legen?»
    «Jemand hat es getan.»
    «Das Pulver? Sprecht Ihr davon?», fragte er.
    «Sie weiß, wie man es herstellt. Und das können nicht viele, nehme ich an. Das Antoniusfeuer scheint durch die versehentliche Einnahme eines Schimmelpilzes verursacht zu werden. Jemand, der die richtige Dosis davon kennt und weiß, womit man ihn mischt, um die Visionen ohne körperliche Schäden hervorzurufen … besäße sicherlich ein wertvolles Rezept, findet Ihr nicht auch?»
    «Sie hat es selbst herausgefunden», sagte Dr. Borrow. «Aber dieses Wissen ist gefährlich.»
    «Ist dies also eines der Geheimnisse? War der Trank hier schon lange Zeit bekannt und wurde immer weitergegeben? Vielleicht ist das Wissen um die Herstellung … also die genaue Zusammensetzung … dabei in Vergessenheit geraten. Hat Cate den Mönchen geholfen, etwas Verlorenes wiederzuentdecken?»
    «Und dadurch bewiesen, dass die legendäre Magie eigentlich nur einem Rausch geschuldet ist? Ein reizvoller Gedanke, Dr. John.»
    Das war nicht das, was ich damit hatte andeuten wollen, und es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen, die Atmosphäre der Gegend auf diese Weise herabzuwürdigen. Aber ich fing deswegen keinen Streit an, weil ich fürchtete, dass wir Borrow sonst verlieren würden … weil er uns für gewöhnliche Schatzsucher halten könnte.
    «Es ging also nicht um die Formel des Pulvers?»
    Keine Antwort.
    «Dr. Borrow», beschwor ich ihn. «Ich suche etwas –
irgend
etwas –, womit ich Fyche aushebeln kann, irgendein Druckmittel.»
    «Fyche ist ehrgeizig. Wenn Ihr das begreift, wisst Ihr, womit Ihr es zu tun habt.»
    Ich schwieg.
    «Ich habe versucht, ihn zu hassen», erklärte Borrow. «Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Recht dazu habe. Fyche schaut sich hier um und sieht genau wie ich überall Wahnsinn. Der Unterschied zwischen uns ist, dass ich daran erkenne, wie sich die Religionen miteinander verschwören, um jegliche Hoffnung auf einen Fortschritt der Menschheit in dieser Welt zu zerstören … während er glaubt, dass, wenn alle Menschen sich nur an
eine einzige
Religion halten und es Männern seinesgleichen vorbehalten bleibt, das Wissen dieser Religion zu verwalten –»
    «Seinesgleichen?»
    «Damit meint er –»
    «Die nicht zu den Maden gehören?»
    «Er ist auf seine Art ein kluger Mann und war der Schatzmeister der Abtei. Vielleicht wäre er sogar der nächste Abt geworden.»
    «Das wusste ich nicht.»
    «Zumindest war das sein Ziel. Wie ich bereits erwähnte, war er schon immer sehr ehrgeizig.»
    Ich versuchte es erneut.
    «Wenn

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