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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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es also nicht um das Pulver der Visionen ging …?»
    «Es war nichts derart Praktisches», sagte Borrow. «Cate war mit John Leland befreundet, diesem …»
    «Leland ist mir selbstverständlich ein Begriff.»
    «Als er starb, hat er ihr einige seiner Unterlagen vermacht. Er war natürlich wahnsinnig und hinterließ einen Scherbenhaufen, und es vergingen Jahre, bis jemand sich daran erinnerte, ihr seine Aufzeichnungen zu schicken.»
    «Und … was waren das für Unterlagen?»
    «Wertloser Mist.
Okkultismus.
Der Mann war geradezu besessen von diesem Gefasel. Astrologie, Alchemie … Ich fürchte, Cate hat eine ganze Menge davon übernommen. In ihren letzten Wochen hat sie stundenlang darüber nachgegrübelt.»
    Es prickelte in meinem Nacken.
    «Wisst Ihr, worum es dabei genau ging?»
    «Ich habe wirklich Besseres zu …»
    «Kann ich die Aufzeichnungen sehen?»
    «Schwerlich.»
    Borrow lachte düster auf. Dudley beugte sich vor.
    «Dr. Borrow … das ist der Schatz, um den es geht … nicht wahr?»
    «Ein Scheißdreck ist es.»
    «Wenn weder Fyche noch Eure Tochter diesen … Schatz in ihrem Besitz haben, wer dann?»
    Borrow schüttelte traurig den Kopf. Dann setzte er sich wieder und verschränkte seine langen Finger miteinander, als würde er ein Gebet parodieren.
    «Cate», sagte er. «Den hat noch immer Cate.»

XLI Wer an seiner unsterblichen Seele keinen Schaden nehmen will
    A ls ich zum dritten Mal erwachte, blieb ich liegen und starrte zur Decke, bis ich die Eichenbalken im Mondlicht genau erkennen konnte. Sie kamen mir vor wie die Gitterstäbe eines Gefängnisses.
    Das Gefängnis dieser Welt.
    Viele Minuten lang lag ich so da und dachte nach, bis die Last meiner Erlebnisse mich derart zu erdrücken drohte, dass ich schon an einen Herzanfall glaubte und beinahe laut um Hilfe geschrien hätte. Schnell sprang ich aus dem Bett in die erbarmungslose Kälte.
    Jetzt war ich hellwach. Ich schaute aus dem Fenster auf die leere Straße und den nachtgrauen Geist der Abtei, den man im nebelverhangenen Mondlicht gerade noch ausmachen konnte. Dann sank ich auf die Knie und betete, dass mir nur dieses eine Mal der Wille Gottes offenbar werden möge. Genau genommen fragte ich den Herrn flehentlich danach, ob mein drittmaliges Erwachen vielleicht ein Ruf in eine noch tiefere Dunkelheit sein mochte.
    Die Vorstellung erfüllte mich mit einer solchen Furcht, dass nur der Gedanke an Nel Borrow dagegen half. Daran, wie sie schlaflos in einem halb unter Wasser stehenden Verlies saß, der klammen Kälte und ihrer Verzweiflung ausgeliefert.
    Ich wusste ja, was das bedeutete, weil ich selbst einmal an so einem Ort eingesperrt gewesen war. Nein, ich ertrug die Vorstellung nicht. Alles hätte ich in diesem Moment hingegeben. Weinte vor dem Hintergrund der verlassenen Abtei auf meine zum Gebet gefalteten Hände, meine Tränen strömten wie das warme Blut des Lebens.
    Blut.
    Was ist das? Wessen Blut ist das?
    Das hatte Fyche Dr. Borrow triumphierend gefragt und dabei die Tasche mit den klirrenden Beweisstücken in die Höhe gehalten.
    Alles voller Blut. Schweineblut vielleicht oder Hühnerblut. Lieber Herr im Himmel!
    Ich stand auf. Zuerst bewegte ich mich nur langsam, dann aber, als hätte mich der Veitstanz überkommen. In rasender Geschwindigkeit zog ich mir das alte braune Gewand über und eilte in Dudleys Kammer, ohne auch nur darüber nachzudenken, dass er vielleicht wieder das Schwert zücken könnte.
    Nein, diesmal nicht. Diesmal schlief er.
    «Robbie …»
    Wenn auch nicht sehr tief.
    «Sieh an.» Er regte sich nicht. «John Dee. Wieso hast du so lange gebraucht?»
    «Hör zu», sagte ich. «Die chirurgischen Messer. Die Messer haben sie nicht mitgebracht.»
    «Messer?»
    «Fyche. Er hat sie nicht mitgebracht. Das waren tatsächlich Nels Messer, und das Blut daran … hätte ja nun das von Martin Lythgoe sein können. Trotzdem –»
    «Worauf willst du bitte hinaus?»
    «Die Messer haben sie nicht mitgebracht. Aber das
Blut
. Damit sie es bei ihrer Durchsuchung auf irgendetwas draufschmieren konnten … ganz gleich, worauf. Kleidung, was auch immer. Ein Fläschchen mit Blut. Und als sie dann die Messer entdeckten, war das für sie ein Geschenk des Himmels.»
    «John –»
    «Das beherrscht er, das macht er schon seit Jahren. Lockt die Leute in die Falle, den Abt mit dem Heiligen Gral, Cate Borrow mit dem bestochenen Zeugen und der Erde vom Friedhof …
Fyche fälscht Beweise.
»
    «Wann ist dir diese Erleuchtung

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