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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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an Cowdray – konnten wir ihm vertrauen? Mir war das inzwischen fast gleich. «Gibt es hier jemanden, der das Walisische beherrscht, aber kein Lakai von Fyche ist?»
    «Lasst mich nachdenken», bat Cowdray.
    «Nur nicht allzu lang, Master Cowdray.»
    Ich schloss die Augen, warf den Kopf zurück und ballte die Fäuste. Als ich mich wieder entspannte, starrte Cowdray mich trübe an, seine Augen sahen müde aus, seine Haut hatte die Farbe von Blei. Der Himmel weiß, wie ich auf ihn wirkte.
    «Ich muss Euch noch etwas erzählen», sagte Cowdray zögernd. «Worüber sich Fyches Handlanger gestern Abend hier unterhalten haben. Es ging … um eine Hinrichtung.»
    «Ich nehme mal an, sie wollen sie nicht aufschieben?», sagte Dudley.
    «Sie findet im nächsten Morgengrauen statt.»
    Ich verschluckte mich an meinem eigenen Atem.
    «Da bleibt kaum Zeit für eine Begnadigung durch die Königin», stellte Dudley schlecht gelaunt fest.
    Ich beugte mich vor und hustete. Wie viel Uhr mochte es gerade sein, und wie viel Zeit hatten wir noch? Dudley sah mich nicht an, während ich wenigstens um äußere Fassung rang.
    «Die Stadt ist geteilter Meinung», erklärte Cowdray. «In Krisenzeiten hat die Abtei stets die Führung hier übernommen. Was die Abtei entschied, galt ohne Wenn und Aber als Gottes Wille. Diese beiden Pastoren allerdings …»
    Unsicher sah er zu Dudley hinüber, der zweifellos der überzeugteste Protestant hier im Zimmer war.
    «Sprich weiter, Mann», sagte er.
    «All diesen Leuten, die von Nel, ihrem Vater und ihrer Mutter gesund gemacht wurden, erzählt man auf einmal, sie sei das pure Böse, das es auszurotten gilt. Ein Zwiespalt, Master Roberts. Trotzdem werden sie sich bestimmt nicht zusammenrotten, um Meadwell zu stürmen. Es heißt, dort soll es mehr Waffen geben als bei der königlichen Armee.»
    «Ich kann mir kaum vorstellen», sagte Dudley, «dass man sie auf dem Tor hinrichten lassen wird. Das wird doch sicherlich diskreter vonstattengehen.»
    «Lieber Herr Jesus!», rief ich. «An ihr soll ein
Exempel
statuiert werden, genau wie damals Whitings Tod eine deutliche Botschaft an die Katholiken war. Ein Signal an alle, die es wagen, die Bibel nicht zur Grundlage ihres gesamten Denkens und Handelns zu machen, ganz gleich welche Version der Heiligen Schrift man dieser Tage auch vorzieht … Und uns bleibt nicht mehr als der Rest dieses Tages und die Nacht, um die Hinrichtung aufzuhalten.»
    «Dafür kann nur Carew sorgen, John. Und auch er könnte sie allenfalls verzögern. Vielleicht ja lange genug, dass wir etwas dagegen tun können … uns Hilfe an höherer Stelle suchen. Jedenfalls so er sich dazu bewegen lässt.»
    «Aber Carew –»
    Cowdray schaute mir über die Schulter; ich drehte mich um. In der Tür stand Monger. Ich nickte ihm zu und bedeutete ihm hereinzukommen.
    «Carew weiß doch, dass die Verhandlung eine Farce war.»
    «Natürlich, aber wenn es um Hexen geht, sind ihm die Feinheiten des englischen Rechts gleich. Das ist der Seemann in ihm. Knüpft sie an den höchsten Mast und schmeißt sie in die See! Falls wir ihn in unserem Sinne beeinflussen wollen, müssen wir schon das Fundament der Anklage ins Wanken bringen. Wenn … wenn … wir beweisen könnten, wer Martin Lythgoe wirklich umgebracht hat, ja, dann …»
    «Und ihn folterte», fügte ich hinzu. «Vergiss das nur nicht.»
    «Glaubst du, das könnte ich, verdammt? Glaubst du, ich werde das
jemals
vergessen?»
    Dudleys Augen blitzten gefährlich auf.
    «Wenn es uns nun gelänge, Carew zweifelsfrei zu beweisen, dass man die Knochen absichtlich im Kräutergarten vergraben hat …»
    «Indem wir es aus diesem verfluchten Knochenhändler herausprügeln, meinst du?»
    Monger räusperte sich. Dudley schaute ihn an.
    «Der Knochenhändler ist krank», sagte Monger.
    «Schlimm krank?»
    «Möglicherweise wird er sterben.»
    «Spuckt es schon aus!»
    «Wir denken, er hat die Wollkämmer-Seuche.»
    Cowdray rang nach Luft. Monger zuckte mit den Schultern.
    «Ehrlich gesagt gibt es kaum einen Zweifel daran. Er hat die schwarzen Beulen.»
    «Daran sind die verdammten Felle schuld», sagte Cowdray. «Wahrscheinlich hat ihm irgendein Bauer billige Schafspelze von einer kranken Herde verkauft. Man hätte doch wirklich glauben sollen, dass er inzwischen schlauer ist. Das ist das Letzte, was diese Stadt braucht, zur Hölle!»
    «Jedenfalls solltet Ihr nicht lange zögern, wenn Ihr noch mit ihm sprechen wollt. Ihr müsst nur Abstand zu ihm

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