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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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als stünde sie gleich neben mir, hier in diesem nach Cider stinkenden Loch. Ich war drauf und dran zu gehen. An der Tür fiel mir wieder ein, was Dudley an jenem Tag auf der Themse in seiner Barke zu mir gesagt hatte. Ich drehte mich um und schleuderte ihm seine Worte entgegen.
    «Ehrlich gesagt gefällt mir die Vorstellung – einmal die selten vergönnte Freiheit zu genießen, mich wie ein gemeiner Bürger zu bewegen, ohne die Insignien eines hohen Amts …?»
    «Nur so dahergesagt», erwiderte Dudley. «Du hast recht. Du bist mein Freund, und ich hätte es dir sagen müssen. Schieb es auf mein Fieber.»
    «Such allein nach deinen verdammten Gebeinen.»
    Ich drehte mich um und marschierte aus dem Gasthaus, hinaus in den grauen Nachmittag.
Meine
Aufgabe hatte ich wohl erfüllt, indem ich Lelands Notizbuch entschlüsselt hatte. Falls Artus’ Gebeine sich nicht in Butleigh befanden, hatte ich die Mönche von Glastonbury wohl überschätzt.
    Zumindest konnte ich mich jetzt ganz dem widmen, was mir am wichtigsten war. Es hatte aufgehört zu regnen, und obwohl der Himmel verhangen war, war der Tag doch ungewöhnlich warm für die Jahreszeit.
    Wilde Lichter blitzten durch meine Gedanken, während ich über die Hauptstraße ging.
    Halb im Fegefeuer, halb im Tollhaus.

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Fünfter Teil
    Oh Glastonbury, Glastonbury … letzte Heimat der Gebeine so vieler berühmter und einzigartiger Menschen … wie traurig steht es heute um dich?
    John Dee

XLIX Nur zum Vergnügen
    Ü berall Kerzen.
    Genug Kerzen für eine ganze Kathedrale erleuchteten Benlows Gebeinhaus. Billige Kerzen aus Talg, teure Kerzen aus Bienenwachs, viele davon klebten auf den Schädeln unbekannter Toter, die hier als Könige und Heilige herhalten mussten.
    «Will sie alle abbrennen», sagte Benlow. «Ein Ende im Licht.»
    Der gesamte Keller flackerte weißgolden. Irgendwo musste eine Schale mit verbotenem Weihrauch stehen, und die Luft roch so widerlich süßlich, als würden die Gebeine selbst einen Duft absondern – wie zuweilen auch von heiligen Reliquien behauptet wurde.
    «Ich wollte Euch darum bitten, mich mit nach London zu nehmen», sagte Benlow. «Hätte Euch danach gefragt, aber dann habt Ihr mir die alte Hexe auf den Hals gehetzt.»
    Er saß in einem eleganten goldfarbenen Wams auf seiner Bank, auf dem Kopf ein weicher Filzhut. Im Arm hielt er einen Schädel, von dem er behauptete, er hätte König Edgar gehört, dem guten Sachsen. Licht und Schatten umzuckten ihn. Mir kam es fast vor, als weilten wir in der astralen Sphäre, wo es keine feste Materie gibt.
    «Wie hätte ich Euch vertrauen sollen?», fragte ich. «Wusste ich doch, dass Ihr Euer Geld mit Lügen verdient.»
    «Keine Lügen mehr, Mylord. Schweigen vielleicht, aber keine Lügen mehr.»
    «Mit Schweigen ist niemandem geholfen.»
    «Mir hilft auch niemand.»
    «Tut noch etwas Gutes.»
    «Was ist das, gut?» Er beugte sich weit vor. «Sagt mir das. Aber das könnt Ihr nicht. Niemand weiß so viel. Welchem Gott soll ich meine Seele empfehlen? Soll ich Seine Mutter anrufen? Darf ich das? Darf Er eine Mutter haben?»
    Benlow lachte, woraus schnell ein Husten wurde. Er hielt die Hand vor den Mund und betrachtete sie dann.
    «Wie lange noch, bis ich Blut spucke?» Er rückte ans Ende der Bank. «Setzt Euch zu mir. Oder habt Ihr Angst? Angst, Ihr könntet Euch bei mir die schwarze Beulenplage holen?»
    Langsam durchquerte ich den Keller. Ein dünner Knochen zersplitterte unter meinem Stiefel. Dann nahm ich am anderen Ende der Bank Platz. Doch auch hier musste ich die Ohren spitzen, um Benlow zu verstehen, weil er fast flüsterte. Er bekam schlecht Luft.
    «Wer seid Ihr?»
    «Ich bin John Dee.»
    Er seufzte.
    «Der Zauberer der Königin.»
    «Ihr Astrologe und Berater.»
    «Zauberer, gebt es schon zu.»
    «Nein, denn das wäre eine Lüge.»
    «Alles ist eine Lüge. Das ganze Leben ist eine einzige Lüge. Sagt mir – welcher Gott ist nun eine Lüge? Oder sind sie
alle
Lüge? Sogar, dass es keinen Gott gibt, ist eine Lüge. In dieser Stadt lügt jeder.
Ihr
seid ein weiser Mann. Sagt es mir, und ich werde
Euch
etwas sagen. Ein Handel. Die Leute wollen immer mit mir handeln.»
    «Oh, es
gibt
eine Wahrheit», sagte ich. «Der Kern der Dinge, Master Benlow, das ist die Wahrheit.»
    «Woher wollt Ihr das wissen?»
    «Weil ich Mathematiker bin und die Geometrie dahinter erkenne. Ich kann die Geometrie des Himmels und der Erde berechnen.»
    «Schön, schön … das klingt ja

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