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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gebeine von König Artus an diesem Tage von Lord Dudley, dem Oberstallmeister der Königin, entdeckt worden waren und nun nach London gebracht würden. Anschließend hatte man Reiter zum Sheriff von Bristol geschickt, damit er Männer sandte, die sie begleiten sollten.
    «Jetzt muss also alles schnell gehen», stellte ich fest.
    Monger sah mich an und lächelte.
    «Wie bedauerlich, dass Ihr Lord Dudley nicht begleitet habt und bei dieser großartigen Entdeckung dabei wart. Schließlich war sie nur durch Eure Gelehrsamkeit möglich.»
    «Hat Lord Dudley das so gesagt?»
    «Er meinte, Ihr würdet es bestimmt verstehen.»
    «Oh, durchaus. Ich verstehe sogar vollkommen.»
    Ein Mann, der seiner Königin ein so großartiges Symbol ihrer royalen Herkunft verschafft … etwas, das ihrer Regentschaft eine fast mystische Aura verleiht … Ein solcher Mann … darf sich seines Lohns gewiss sein.
    «Die Gelehrsamkeit selbst soll mir Lohn genug sein», sagte ich. «Hört, Joe … habt Ihr Euch die Knochen zufällig genauer ansehen können, bevor der Umhang über das Glas gebreitet wurde?»
    «Ja, ich denke schon. Die Eichenkiste war eher ein Reliquienschrein und kein Sarg, und weil sie ja in der Truhe steckte, war sie auch nicht sonderlich eingestaubt. Das Glas war leicht milchig, aber man konnte doch sehr gut hindurchsehen.»
    «Waren es besonders große Knochen? Konntet Ihr das erkennen?»
    «Ja, auf jeden Fall, die Schenkelknochen waren so lang, dass sie nur diagonal hineinpassten. Der Schädel lag in der Mitte.»
    «Ein großer Schädel?»
    «Würde ich schon sagen.»
    «Mit Löchern darin?»
    «Mehrfach eingedrückt und ein Loch darin wie von einem Schwerthieb oder einem Schlag mit dem Streitkolben.»
    Das entsprach genau der alten Beschreibung von Giraldus Cambrensis, die ich auswendig gelernt hatte, für den Fall, dass dieser Augenblick wirklich kommen würde.
    Aber der Schädel war voller Wunden, die allesamt zu Narben verheilt waren, mit Ausnahme einer einzigen, die eine tiefe Kluft hinterlassen hatte …
    «Also tatsächlich Artus», stellte ich fest. «Oder zumindest der Artus, den die Mönche angeblich im zwölften Jahrhundert gefunden haben?»
    «Mit den Jahren haben die Knochen sich dunkel verfärbt», sagte Monger. «Aber wie wollte man schon beweisen, von wem sie wirklich stammen? Meine Mitbrüder müssen sie in aller Eile fortgeschafft haben, aber sie behandelten sie mit angemessenem Respekt, alle Knochen lagen auf …»
    Er sah mich an. Für einen Moment kam es mir vor, als wären wir Schauspieler in einem Bühnenstück, die uralte Zeilen rezitierten.
    «Worauf?»
    «Sie waren weich gebettet», fuhr Monger fort, «damit sie keinen weiteren Schaden nehmen. Auf … ein Schafsfell.»
    Ein kluger Mann. Vielleicht hatte er es schon vor mir begriffen. Vielleicht hatte er aber auch meine Skepsis bemerkt. Doch wie dem auch sein mochte, nun war sein Blick misstrauisch, als er meinen traf. Und dann ängstlich.
    Und das mit Recht.
    «Helft mir», sagte ich.
     
    †
     
    Also gingen wir zusammen zu ihm. Er befand sich in einem bedauernswerten Zustand.
    Umgeben von Knochen kauerte er am Boden. Er hatte mehrere Regale umgerissen, und überall lagen haufenweise unterkieferlose Schädel und Knochen, als hätte hier vor langer Zeit ein Massaker stattgefunden. An einigen klebte frisches Blut. Er hielt sich zitternd eine kaputte Flasche an den Hals. Zuvor schien er schon versucht zu haben, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Armbänder aus Blut reichten bis hinauf zu seinem Ellbogen.
    Es brannten noch immer Kerzen, aber in den Weihrauchduft mischte sich der Gestank nach Pisse. Aus dem abgeschlagenen Flaschenhals tropfte eine braune Flüssigkeit. Ich vermutete, dass es sich um Matthew Borrows Medizin handelte.
    «Zu schwach.» Monger löste Benlows Finger vom Glas. «Zu schwach, um es zu tun.»
    Tränen schwammen in den Augen des Knochensammlers.
    «Wir müssen Matthew holen», sagte Monger.
    «Ja.»
    Auch ich musste noch einmal mit Dr. Borrow reden.
    «Ich gehe. Würdet Ihr bei Benlow bleiben?» Er hielt inne. «Einen Moment noch.»
    Aus seinem Gewand zog er ein Kreuz an einer Kette, die er über Benlows Kopf gleiten ließ.
    «Der Herr sei mit dir», flüsterte er. «Jetzt und immerdar.»
    «Runter damit …» Benlow rollte sich auf die Seite, ächzte und packte seinen Hals, wobei sein teures Wams zerriss. Er ließ ein ersticktes Meckern hören, das nur noch sehr entfernt an Lachen erinnerte. «Mit Gott bin ich

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