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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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und …
    … plötzlich lag ich auf dem Rücken im Gras, und der Turm schoss durch eine hellleuchtende Öffnung in den Wolken davon.
    «Allmächtiger!»
    Mein Schädel war schwer wie Blei, als ich mich auf die Ellbogen stützte. Ich fühlte mich benommen und beschämt zugleich, dass ein so kurzer Aufstieg mich derart erschöpft haben sollte, dass ich wie eine Frau in Ohnmacht fiel.
    Die Leichtigkeit ihrer Schritte auf dem federnden Gras, als sie herüberkam und mit verschränkten Armen über mir stehen blieb. Dieses Lächeln und die kaum verhohlene Belustigung in ihren grünen Augen.
    «Nur keine Sorge, Dr. John. Ihr seid nicht der Erste, der hier oben sein Gleichgewicht verliert.»
    Sie reichte mir eine feingliedrige Hand, aber ich schlug sie aus und kämpfte mich ohne Hilfe auf die Füße. Ich fühlte mich immer noch wacklig und hatte kalten Schweiß auf der Stirn. Auf dem Gipfel eines hohen Berges fällt einem das Atmen schwerer, aber das hier war doch nichts weiter als ein gewöhnlicher Hügel. Ich war erschüttert und befürchtete nun stark, dass auch mich Dudleys Fieber überkommen würde.
    «Es ist meine Schuld, ich hätte Euch warnen müssen», entschuldigte sie sich. «Wie ich sagte, das geschieht –»
    «Euch nicht», sagte ich. «Ganz offensichtlich.»
    «Natürlich nicht», antwortete eine männliche Stimme. «Wie schnell doch des Teufels Klaue nach seinen Kindern greift …»
    Ich drehte mich um.
    Er stand mit dem Rücken zum Turm.
    Seine Stimme war sanft und ruhig, aber gleichzeitig von einer affektierten Langeweile, die eher in gewisse Kreise Londons oder Cambridges gepasst hätte als zu diesem wilden Ort.
    «Wirf eine Hexe in den See, und sie treibt auf dem Wasser», bemerkte er sanft. «Lass sie die sengende Luft um Satans glühenden Altar spüren, und sie wird all die tanzenden Teufelchen einladen, an ihren abstoßenden Zitzen zu saugen.»

XV Maden
    D er Nebel … ich hatte gar nicht bemerkt, wie dicht er geworden war. Er hüllte den Turm ein und umschlängelte drei Gestalten, als wäre er lebendig. Sie schienen aus dem Nebel aufgestiegen oder gar aus ihm erwachsen zu sein. Zwei von ihnen in Mönchskutten, ihre Hände verschränkt und unter den langen Ärmeln verborgen.
    Mistress Borrow sprach den dritten an, einen weltlich gekleideten Mann. Er war so groß wie ich, kräftig und aufrecht wie ein Baum. Seine höhnische Bemerkung über Hexen hing noch immer in der kalten Luft.
    «Und seit wann» – sie schaute ihm in die Augen, blass, aber, wie mir schien, ohne Angst – «gehört dieses Land Euch, Sir Edmund? Habt Ihr es dem Bischof von Wells abgeschwatzt?»
    Keine Antwort. Sein Haupthaar ging direkt in den Bart über, beides kurz geschnitten. Er trug ein dunkelgrünes Wams und eine schwarze Hose über Stiefeln aus feinem Leder. Dazu einen breiten Gürtel, von dem ein Schwert in der Scheide hing.
    «Der Bischof von Wells», stellte ich fest, «dürfte kaum in der Position sein, einen solchen Handel abzuschließen.»
    «Und wer seid Ihr, Bursche?»
    Ich ließ mich nicht einschüchtern. Mochte meine dunkle Kleidung auch nicht der neusten Mode entsprechen, musste doch offensichtlich sein, dass ich kein einfacher Bauer war.
    «Dr. John», sagte ich. «Von der Königlichen Kommission für Altertümer.»
    Mein Gegenüber vernahm dies ohne erkennbare Ehrfurcht, wie ich zugeben muss.
    «Hier auf Anweisung des Geheimen Rats», ergänzte ich freundlich. «Falls Ihr die Vollmacht sehen wollt, die mich ausweist, so liegt sie im George Inn.»
    Nun ja, wie Ihr inzwischen schon wisst, bin ich in diesen Dingen kein Meister. Zwar trat ich auf die Herren zu, um ihnen zu zeigen, dass ich mich nicht einschüchtern ließ, allerdings geschah dies mit zitternden Knien. Bei jedem Schritt war ich mir der Steigung bewusst und betete, dass mich nicht noch einmal eine unerwartete Bö zu Fall bringen würde.
    «Und
Euer
Name?», fragte ich.
    «Fyche. Sir Edmund. Von Meadwell. Eigentümer dieses Grund und Bodens.» Er zeigte auf die Mönche. «Bruder Michael, Bruder Stephen.»
    Ein Graubart und ein schmalgesichtiger Jüngling. Mir wurden langsam die Zusammenhänge klar. Carew hatte gestern von einem ehemaligen Mönch erzählt, der eine Farm übernommen hatte und dort ein College für die Söhne des Adels aufbauen wollte.
    «Dr. John», sagte Mistress Borrow und deutete den Hügel hinab auf einen sich im Sturm biegenden Zaun. «Wie Ihr in den amtlichen Urkunden feststellen könnt, verläuft die Grenze von Sir Edmunds

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