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Die Gebeine von Avalon

Die Gebeine von Avalon

Titel: Die Gebeine von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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County verfügte er stets über beste Verbindungen zu einflussreichen Stellen. Da Dudley krank daniederlag und Carew sich wieder in Devonshire befand, verfügte ich im Gegensatz zu Fyche derzeit über keinerlei Verbindungen.
    Dennoch war es nicht ratsam vor diesem Mann einzuknicken und Schwäche zu zeigen.
    «Dieses ganze Gerede über Hexerei, Sir Edmund … Mistress Borrow ist schlicht und einfach als Ärztin ans Krankenlager meines Begleiters gerufen worden, weil er unter einem Fieber leidet. Nichts von dem, was sie bisher in meiner Gegenwart getan hat, lässt den Schluss zu, dass sie mit dem Teufel im Bunde stünde.»
    Er antwortete darauf nicht, wandte sich um und ging zurück zum Torbogen. Ich folgte ihm aus dem Turm hinaus bis zum Osthang des Hügels, wo die Luft frischer war. Unter uns lag ein Waldgebiet, über dem ein dunkler Nimbus aus Rauch hing.
    «Widerwärtige Riten», sagte Fyche. «Ekelerregende Praktiken.»
    «Verstehe.»
    Das glaubte ich zumindest, aber er wirbelte herum.
    «Nein, das tut Ihr ganz und gar nicht. Ihr habt nie die Feuer zur Mitternacht gesehen, nie gehört, wie dieses menschliche Ungeziefer den Mond anheult. Wart nicht am nächsten Tag hier, um die Säuglinge mit durchschnittener Kehle im Gras zu entdecken.»
    «Ist das Euer Ernst?»
    Selbstverständlich glaubte ich kein Wort, hielt das alles für den Wahn eines religiösen Eiferers. Ein Eiferer jedoch, der gleichzeitig Friedensrichter war … den konnte man nicht so einfach ignorieren.
    «Wieso hat man hier wohl eine Kirche errichtet?», fragte Fyche. «Dieser Platz bietet sich nicht unbedingt dafür an, und es gibt hier auch keine Gemeinde.»
    «Nur einen Hügel.»
    «Einen Hügel. Ganz genau. Und bevor die Kirche gebaut wurde, standen hier die aufgerichteten Steine der Primitiven.»
    «Ein Steinkreis der Druiden?»
    «Heidensteine.»
    Ich nickte und spürte ein Prickeln in meinem Nacken.
    «Heidnische Kulte», sagte Fyche. «Und Hexerei. Die Narren dachten, der Palast des Feenkönigs Gwyn ap Nudd befände sich hier, genau unter unseren Füßen. Deshalb ist die Kirche auch dem Erzengel Michael geweiht, damit er mit seinem Schwert den alten Aberglauben austreibt.»
    «Bedauerlicherweise ist er wohl kein Schutzengel gegen Erdbeben», bemerkte Dr. John unbeteiligt, ganz wie man es von einem Beamten erwartete, der nur hier war, um ein Register zu erstellen.
    Dr. Dee hingegen war aus seinen Studien zu viel über den heidnischen Glauben bekannt, um ihn als primitiv abzutun. Die Druiden wussten auf ihre Art mehr über die Kräfte, die dem Land innewohnen, als wir heutzutage. Oder sie
spürten
sie zumindest deutlicher, durch naturmagische Rituale und druidische Wissenschaften. Denn diese
Primitiven
lebten zur selben Zeit, als Pythagoras die Musik der Sphären vernahm, mochten sie davon vielleicht auch nichts gewusst haben.
    «Erdbeben?» Fyche lächelte säuerlich. «Es war Gwyn ap Nudd, der den Hügel mit seinem Zorn zum Beben gebracht hat. Das jedenfalls werden Euch die Bauern erzählen. Und in ihrer Furcht huldigen sie ihm, damit sie nicht in ihren Bruchbuden begraben werden. Von den Hexen werden sie natürlich ermutigt. Die kommen noch immer zum Tor gekrochen, weil sie glauben, dass etwas hier oben ihnen besondere Kräfte verleiht.»
    Ich blickte den Hang hinab in den Nebelschleier. Keine Spur mehr von Mistress Borrow. Etwas zog in meiner Brust. Ich schlang meine Arme um mich, wollte hier weg, weg von diesem Mann, wollte darüber nachdenken, wie dieser Ort
mir
Kräfte verleihen könnte.
    Und wollte sie finden.
    «Wenn dieser Hügel seit dem Einsturz der Kirche ein Schauplatz heidnischer Riten geworden ist, wäre es dann nicht am besten … die Kirche zum Schutz dagegen wiederaufzubauen?»
    Fyche schüttelte den Kopf.
    «Vielleicht. Eines Tages. Bevor man auch nur versucht, die Kirche wiederaufzubauen, muss der Untergrund, die Erde selbst gereinigt werden», fuhr Fyche fort.
    «Wie?», fragte ich. «Durch eine Segnung?»
    «Und Gebete, dreimal am Tag. Ich habe die Kirchengerichte angerufen, damit der Allgemeinheit der Zugang zum Tor verwehrt wird … bis wir einen Weg gefunden haben, ihn zu reinigen und dann neu zu weihen.»
    «Befindet Ihr Euch deshalb in Gesellschaft von Männern der Kirche?»
    Ich schaute zu den beiden Mönchen. Der ältere hatte sich einige Schritt entfernt ins Gras gesetzt und las in einem kleinen Buch, dessen Titel ich nicht erkennen konnte.
    «Dr. John», antwortete Fyche, «an einem will ich keinen Zweifel

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