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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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einen Spitzel in Qirib sitzen, der sie über den Verkehr von Schatztransporten informiert, ihr Tipps gibt, auf welchen Schiffen Personen mitfahren, für die man Lösegeld fordern könnte, et ainsi de suite. Lazdais Leute informierten diesen Spitzel über die auf uns ausgesetzte Belohnung, und er gab den Tipp an Tondi weiter, bei ihrem nächsten Rendezvous in einem geheimen Schlupfwinkel an der qiribischen Küste.«
    »Wie hast du dich überhaupt bei Tondi aus der Affäre gezogen?« fragte Reith.
    »Ich habe die Ehre Frankreichs hochgehalten, und am liebsten hätte ich mir die Nase dabei zugehalten. Aber das war nicht die größte Schwierigkeit.«
    »Was denn?« riefen Alicia und Reith wie aus einem Munde.
    »Dass ich mich unheimlich zusammennehmen musste, um nicht schallend zu lachen – in einem Moment, da Lachen für mich tödliche Folgen hätte haben können. Das kam so: Die Piratenkönigin hatte sich irgendwie Alicias krishnanisches Kleid organisiert – ihr wisst doch: das, wo man ihre Mamelons sehen kann. Ich brauche wohl nicht extra zu sagen, dass es ihr nicht passte; aber Tondi war wild entschlossen, die bezaubernde Verführerin zu spielen. Als ich reinkam, hatte sie es sich gerade über ihre Leibesfülle gezwängt und forderte mich mit gurrender Stimme auf, es ihr auf dem Rücken zuzuknöpfen. Das aber war ein Ding der Unmöglichkeit, weil der Spalt, der auf ihrem Rücken klaffte, mindestens einen halben Meter breit war. Ich traute mich aber nicht, ihr das zu sagen; ich hatte Angst, sie könnte wütend werden und mich über Bord werfen lassen wie die armen Matrosen von Gendus Schiff.«
    »Und? Was hast du getan?« fragte Alicia.
    »Ich redete ihr ein, die Knöpfe wären reiner Zierrat und hätten überhaupt keine Haltefunktion. Dann drehte sie vor mir eine Pirouette, so wie sie es bei Alicia gesehen hatte; offenbar in der Hoffnung, meine Begierde zu erwecken. Aber der Anblick war so bizarr, dass ich mein Lachen hinter einem heftigen Hustenanfall verstecken musste. Als ich mich endlich ›ausgehustet‹ hatte – es muss wirklich geklungen haben wie ein Schwindsüchtiger im Endstadium –, kamen wir dann zum ernsteren Teil unseres Schäferstündchens.
    Als ich meine Leistung nicht alle paar Minuten zu wiederholen imstande war, erklärte ich ihr, wir armen, schwachen Ertsuma müssten zwischendurch immer wieder längere Ruhepausen einlegen. An der Stelle fragte sie mich, wohl um die Zeit bis zum nächsten Durchgang zu überbrücken, was denn in dem Sack sei. Also erzählte ich ihr von den Fossilien. Erstaunlicherweise schien sie von meinen Erzählungen von vergangenen Epochen und untergegangenen Lebensformen ganz fasziniert zu sein; jedenfalls bettelte sie, ich solle ihr doch mehr erzählen. Ich war gerade dabei, ihr einen Vortrag über Paläontologie zu halten, als draußen der Tumult losbrach. Ich muss Tondi der Gerechtigkeit halber bescheinigen, dass sie eine aufmerksamere Zuhörerin war als so manche terranische Studenten, denen ich Vorlesungen gehalten habe.« Er blickte zurück zur Haghrib, die sich in der Ferne als winziger rötlich flackernder Punkt gegen den nächtlichen Horizont abhob. »Sie scheinen das Feuer nicht mehr unter Kontrolle bekommen zu haben. Seht, da stürzt gerade ein Mast um! Ich glaube nicht, dass einer von diesen Schurken mit dem Leben davonkommen wird.«
    »Ich will es nicht hoffen«, sagte Reith. »Kommt, schwimmen wir weiter!«
     
    Die Monde hatten ihre Bahn fast vollendet, und ein opaleszierender Schimmer am Horizont kündigte bereits das nahende Morgengrauen an, als sie das Geräusch von Brandung hörten. Marot sagte: »Hoffentlich landen wir auf einem schönen, flachen Sandstrand und nicht an einer Felsenküste. Es wäre tragisch, wenn wir uns, nach allem, was wir ausgestanden haben, die Köpfe an einem Felsenkliff einschlügen.«
    »Hört sich für mich eher nach einem Sandstrand an«, brummte Reith. »Wir werden’s wissen, wenn wir da sind.«
    Im trüben Licht der Morgendämmerung glitten sie knirschend auf einen flachen Sandstrand. Sie nahmen ihre Habseligkeiten von der Gräting und überließen diese dem Spiel der Brandung. Reith und Alicia breiteten ihre Kleider zum Trocknen aus und sanken ermattet in den Sand neben Marot, der bereits dalag, alle viere von sich gestreckt. Alicia trug noch immer das Geschmeide, das sie aus der Kiste stibitzt hatte. Seine Steine funkelten im jetzt rasch zunehmenden Licht der Morgendämmerung schon heller als die langsam verblassenden

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