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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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einen Weg ersonnen, wie wir auf das Hauptdeck gelangen sollen. Glaubt Ihr, diese Halunken schauen ruhig zu, wie wir auf das Deck steigen und uns mit ihrem Lukendeckel auf und davon machen? Und wünschen uns vielleicht noch eine angenehme Reise?«
    »Gut. Was glaubt Ihr, wovor fürchten sich Matrosen auf See am meisten?«
    Gendu zog die Stirn kraus und überlegte. »Vor Feuer. Einen Sturm kann man ausreiten, so das Schiff gut in Schuss ist und die Besatzung ihr Metier versteht. Aber wenn es brennt, das ist das sichere Ende. Deshalb ist das oberste Gebot auf See, für Piraten wie für ehrbare Seefahrer gleichermaßen: niemals unter Deck rauchen!«
    »Und wenn auf diesem Schiff ein Feuer im Laderaum ausbräche, was würde die Mannschaft dann tun?«
    »Saht Ihr nicht die Eimerreihe entlang der Reling? Die Matrosen würden eine Kette bis hier unten in den Laderaum bilden und mit Wasser gefüllte Eimer durchreichen, um so den Brand zu löschen.«
    »Gut«, sagte Reith. »Dann zünden wir das Schiff eben an. Sobald die Piraten den Rauch aus der Luke quellen sehen und unser Wehgeschrei hören, werden sie die Luke öffnen und die Leiter herunterlassen. Die ersten, die heruntergestürzt kommen, werden eine Überraschung erleben. Dann klettern wir rasch hinauf, und im allgemeinen Durcheinander werfen wir die Lukengräting über die Reling und springen kopfüber hinterher. Das heißt, kopfüber sollten wir besser nicht springen, sondern mit den Füßen voraus. Wenn man mit dem Kopf auf das Floß schlägt, bricht man sich das Genick.«
    »Und was hindert das Feuer daran, uns zu verbrennen, oder den Rauch, uns zu ersticken, während wir auf das Herunterlassen der Leiter warten?«
    »Ich denke, sie werden schnell genug reagieren. Dieses Risiko müssen wir eingehen.«
    »Fürwahr, ein gewaltiges Risiko. Und selbst, wenn es uns tatsächlich gelänge, eine solche Entfernung schwimmend zu überwinden – es könnte ein Gvam oder ein Saferir nahen und uns mit einem Bissen verschlingen.«
    »Auch dieses Risiko müssen wir eingehen.«
    »Risiko, Risiko! Wenn Ihr alle diese Risiken addiert, dann ist unsere Chance zu überleben so groß wie die, einen Yeki mit den bloßen Händen zu erwürgen! ’s ist ein verrückter Plan. Warum warten wir nicht in Ruhe ab, bis wir ausgelöst werden?«
    »Wir haben wichtige Dinge zu erledigen; und ich bezweifle, dass der Plan riskanter ist, als hier auf diesem Schiff zu verharren, den Grillen seiner blutrünstigen Herrin hilflos ausgeliefert. Schluss jetzt mit dem fruchtlosen Debattieren! Nehmt Euch ein Schwert! Du auch, Alicia!«
    Reith wählte ein Schwert von mittlerer Schwere und Länge. Alicia suchte sich das leichteste aus, das gleichwohl eine wohlgeschärfte Klinge besaß. Gendu kramte mürrisch in den verbliebenen Schwertern und wählte schließlich eines mit gebogener Klinge, das doppelt so schwer war wie die meisten anderen. Er hieb es probeweise in die Luft und sagte: »Diese kleinen hübschen Dinger mit ihren nadelscharfen Spitzen sind gut für Kämpfe an Land, wo man festen Stand hat. Aber auf einem schwankenden Deck kann man mit so einem Zahnstocher nicht viel anfangen. Was man da braucht, ist eine schwere Klinge, die sofort alles ummäht, wohin immer man sie schwingt!«
     
    Als die Dunkelheit anbrach, schwach gemildert durch das Mondlicht, das durch die Gräting fiel, holte Reith sein Feuerzeug hervor. »Verdammt!« fluchte er leise. »Ich vergaß, dass ich die letzte Zunderladung heute morgen für das Anzünden der Lampe verbraucht habe, und meine Zunderschachtel habe ich nicht bei mir.«
    Alicia: »Vielleicht klappt es hiermit auch.« Sie hielt ein Kleid aus hauchdünnem Flor in die Höhe.
    »Hervorragend! Hilf mir mal, das Zeug in kleine Fetzen zu zerreißen!«
    Eine halbe Stunde später hatten die drei ein halbes Dutzend kleiner Häufchen aus dünnem Stoff im Laderaum verteilt und brennbares Material darübergeschichtet. Zum Anzünden hielten sie Papierrollen aus der Dokumentenkiste und Holzspäne bereit, die Gendu mit seinem Krummschwert aus der Wand der Kiste selbst gebrochen hatte.
    »Fertig?« fragte Reith. »Okay, es geht los!«
    Er ließ sein Feuerzeug schnappen. Der Hammer sauste herunter, und der Stofflaum in der Zündmulde entzündete sich und loderte gelb auf. Mit der anderen Hand hielt er das Ende einer Schriftrolle an die Flamme. Als das Papier Feuer fing, reichte er es schnell Alicia, die zum nächsten Häufchen in Reichweite schoss und es ansteckte. Die nächste brennende

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