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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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denken sie, du wärst ein Trottel und sie könnten dich ungestraft betrügen, ausrauben oder umbringen. Halten sie dich aber für einen cleveren Burschen, mit allen Wassern gewaschen, dann ist die Chance groß, dass sie es erst gar nicht darauf ankommen lassen, ihre Tricks an dir zu probieren. Trotzdem sollten wir heute Nacht abwechselnd Wache halten.«
    Das Abendessen bestand hauptsächlich aus einem Gericht, das die Terraner mit der netten Umschreibung lebendige Spaghetti‹ zu bezeichnen pflegten – einer Art essbarem Wurm, der die nicht gerade appetitanregende Eigenschaft hatte, auch nach mehrstündigem Aufenthalt in kochendem Wasser sich auf dem Teller munter weiterzukringeln. Marot wehseufzte aus tiefster Brust.
    »Wenn ich nach Frankreich zurückkomme«, erklärte er mit der Inbrunst von einem, der ein Gelübde ablegt, »setze ich mich in ein feines Restaurant und esse mich durch die gesamte Speisekarte. Ich bin wirklich kein großer Gourmet, und ich bin ehrlich bemüht, mich klaglos anzupassen. Aber das hier, c’est vraiment epouvantable!«
    »Was hat er gesagt?« fragte ihr Gastgeber, der auf den Namen Hendova hörte.
    »Er lobpreist Eure Kochkünste«, antwortete Reith. »Er sagt, dergleichen hätte er noch nie zuvor gegessen.«
    Der Krishnaner setzte ein albernes Lächeln auf. »Ach, kommt schon, Herr, Ihr wisst, dass ich nur ein einfacher Landmann bin; aber mein Weib wird es gerne hören …«
    Nach dem Essen saßen die beiden noch eine Stunde mit der Familie zusammen und beantworteten Fragen zum Planeten Erde. Das älteste Kind hatte ein Feuer im Kamin entfacht; in diesen trockeneren Regionen Krishnas war der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht sehr krass. Als die Stunde um war, fragte Reith:
    »Wo wohnt der Junker Sainian bad-Jeb?«
    »Der Junker?« fragte Hendova erstaunt zurück. »Nun, natürlich in dem großen Haus am Nordende des Dorfes! ’s ist das größte Haus im Umkreis von vielen Hoda. Dass ihr es nicht gesehen habt! Ach, richtig, ich vergaß – ihr seid ja von der anderen Seite her in die Stadt gekommen.«
    »Ist der Junker daheim?«
    »Ja. Er fuhr erst gestern in seiner Kutsche an mir vorüber.«
    »Wir möchten ein paar Helfer anheuern. Könnt Ihr uns welche empfehlen?«
    »Wie viele braucht Ihr, und wofür?«
    »Wir benötigen zwei kräftige Arbeiter zum Graben und Erde schleppen und für die üblichen Handreichungen, die in einem Zeltlager anfallen. Des weiteren brauchen wir zwei vertrauenswürdige Männer, die mit Waffen umgehen können; sie sollen uns als Wachen dienen.«
    Hendova überlegte, den Kopf auf die Hand gestützt. Schließlich sagte er: »Ich kann euch nicht dienen. Ich bin der Zimmermann der Stadt; mein Lehrling ist krank; und ich bin bereits säumig mit meinen Aufträgen. Mein Vetter Doukh ist zu haben; er ist stark wie ein Shaihan. Aber ihr müsst ihn ständig antreiben, ist er doch so faul wie ein Unha in seiner Suhle. Und was den anderen anbetrifft – nun, der alte Girej ist noch gesund und rüstig; ihr müsstet ihn nur vom Trünke fernhalten. Wäret ihr nur einen Mond früher gekommen, hättet ihr eine reichere Auswahl gehabt.«
    »Was war denn vor einem Mond?«
    »Nun, da kam dieser andere Terraner und heuerte sechs von unseren besten Männern an – das heißt, die besten von denen, die nicht in ihrem Gewerbe verwurzelt sind, so wie ich.«
    »Dieser andere Terraner – meint Ihr damit einen gewissen Warren Foltz?«
    »Ja. Er hatte einen solchen fremdländisch klingenden Namen, den ich nicht auszusprechen vermag, bräche ich mir doch dabei die Zunge.«
    »Hat er auch Wachleute eingestellt?«
    »Auch da seid ihr wieder zu spät gekommen. Wir hatten zwei pensionierte Soldaten, welche genau die richtigen Männer für eure Zwecke wären. Aber der andere Terraner hat sie beide angeheuert.«
    »Würdet Ihr uns gleich morgen früh als erstes zu den zwei Männern bringen, die Ihr uns als Arbeiter genannt habt?«
    »Ja, wenn ihr zeitig aufsteht. Ich muss bei Sonnenaufgang an meiner Hobelbank stehen.«
    Reith und Marot verbrachten eine ungemütliche Nacht, ständig in ihrem Schlaf gestört von vielfüßigen krishnanischen Krabbeltieren, die unter ihre Decke gekrochen kamen und verscheucht oder zerquetscht werden mussten.
     
    Als Reith an Sainians Tür klopfte, hörte er drinnen Geräusche. Die Tür blieb jedoch mehrere Minuten lang geschlossen. Plötzlich ging sie auf, und Reith fand sich konfrontiert mit drei bewaffneten Krishnanern. In der Mitte stand ein

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