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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Marot.
    »Der alte Varasto-Gott der Unterwelt«, erklärte Reith. Und wieder an den Priester gewandt: »Ihr seid also ein Priester des Yesht?«
    »Ja, mein Herr. Deshalb bin ich auch in Gefahr.«
    »Erklärt mir das bitte!«
    »Herr, seit die Hohepriesterin Lazdai an der Macht ist, streben die Bákhtiten danach, alle anderen Kulte zu unterdrücken und ihren Glauben allen Chilihaghuma bei Strafe grausamster Pein aufzuzwingen. Unter dem Vorwand, wir Yeshtiten begingen Menschenopfer, hat Lazdai den Dasht überredet, unseren heiligen Kult zu verbieten und seine Anhänger für vogelfrei zu erklären.«
    »Was wollt Ihr von uns?«
    »Ich habe gehört, dass es in manchen terranischen Ländern den Regierungen untersagt ist, sich in religiöse Angelegenheiten der Bürger einzumischen.«
    »Das ist richtig; so ist es zum Beispiel in meinem Heimatland. Aber warum?«
    »Ich kann also auf Euer Mitgefühl rechnen, nicht wahr, Herr? Ich muss aus Jeshang fliehen. Als ich erfuhr, dass ihr beiden Herren nach Kubyab reisen wollt, da dachte ich mir, ich könnte mich euch vielleicht anschließen.«
    »Und in welcher Eigenschaft?«
    »Oh, ich könnte für eure Sicherheit beten und euch kraft meiner Weissagungen vor Pech und Sturmwind warnen.«
    »Begeht Euer Kult wirklich Menschenopfer?«
    »Nein! Das sind niederträchtige Lügen!« erwiderte Nirm entrüstet. »Niemals würde der Gott der Gerechtigkeit das Vergießen des Blutes Unschuldiger dulden.«
    »Wir haben gehört, dass solche Riten im Yeshttempel in Zanid praktiziert worden sind.«
    Der Priester warf die Hände hoch. »Ich würde mich nicht dafür verbürgen, dass das nicht geschehen ist. Der Kult des Yesht in Balhib ist unabhängig von dem in Chilihagh. Wir wissen nur wenig von ihren Praktiken, denn wir stehen nicht auf gutem Fuße miteinander. Vielleicht sind die Balhibuma auf Irrwege geraten.«
    »Wenn ich ihn richtig verstehe«, sagte Marot auf englisch, »scheint er unseres Mitgefühls würdig zu sein. Können wir ihn nicht mitnehmen?«
    Der Yeshtit, der natürlich kein Englisch verstand, blickte in einer Mischung aus Angst und Erwartungsfreude von einem Terraner zum anderen. Reith sagte: »Nein, mein Freund! Jetzt, da wir den Dasht auf unserer Seite haben, müssen wir zusehen, dass das auch so bleibt. Außerdem wissen wir nicht einmal, ob der Bursche die Wahrheit sagt. Vielleicht ist er ein Spitzel, entweder vom Dasht oder vom Tempel des Bákh, der kontrollieren soll, ob wir vielleicht ein falsches Spiel treiben.«
    »Welch ein Misstrauen! Und du hast mich als Paranoiker bezeichnet, nur weil ich Foltz verdächtige, dass er gegen uns intrigiert.«
    »Was Foltz angeht, hast du möglicherweise recht gehabt. Aber das bedeutet nur, dass wir vor jedem auf der Hut sein müssen. Also auch vor diesem kleinen Krishnaner. In den Jahren, seit ich auf Krishna bin, bin ich schon öfter, als mir lieb ist, nur um Haaresbreite mit heiler Haut davongekommen. Du wirst also verstehen, wenn ich nicht mehr Risiken eingehen will als unbedingt nötig.« Und an den Krishnaner gewandt: »Es tut mir leid, Vater Nirm, aber ich fürchte, wir können Euch nicht helfen.«
    »Oh, ich flehe euch an, meine teuren Herren …«
    »Fangt gar nicht erst zu flehen an, es wird Euch doch nichts nützen! Es wäre zu gefährlich, Euch mitzunehmen. Wir werden nämlich im westlichen Teil des Dashtats arbeiten, wo die Bákhtiten Euch immer noch erhaschen könnten. Und wenn wir dort fertig sind, kommen wir auf dem Rückweg wieder durch Jeshang, wo Eure Feinde Euch ergreifen könnten. Ich fürchte, mein guter Nirm, Ihr verlangt Unmögliches.«
    Der Krishnaner stand mit hängenden Schultern da. »Ach, ich Armer! Weh mir! Dann werde ich wohl doch in Lazdais Kessel enden.«
    »In was?«
    »In Lazdais Kessel. ›Kessel der Buße‹, so wird er geheißen. Darin werden verurteilte Ketzer und Ungläubige zu Tode gesotten.«
    »Warum scheidet Ihr nicht still aus dem Priesterstande aus und versucht Euch in einem weniger gefährlichen Metier?« schlug Reith vor.
    »Was, ich soll meinem heiligen Glauben aus schnödem Eigennutz entsagen? Das wäre unwürdig und feige! Ich mag vielleicht keine Reinkarnation Qarars sein, aber ich kann meinem Verderben mit der gebührenden Würde ins Angesicht sehen!«
    Der kleine Krishnaner wandte sich zum Gehen, als ein erneutes Klopfen, diesmal kräftiger, ihn erstarren ließ, »’s sind die Priester Bákhs, welche gekommen sind, mich zu ergreifen und von hier fortzuschleppen«, flüsterte er mit

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