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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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blankem Entsetzen im Gesicht. »Rettet mich!«
    »Unters Bett mit Euch, schnell!« flüsterte Reith.
    Während Nirm unter das Bett kroch wie eine große graue Küchenschabe auf der Flucht vor dem Besen der Hausfrau, ging Reith zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Vor ihm stand ein Krishnaner in einem schwarz-weißen Gewand, in der Form dem Aufzug Nirms ähnlich.
    Reith gähnte ostentativ und nuschelte: »Was ist los? Was … wer seid Ihr? Ihr habt mich aus dem Schlaf geweckt …«
    »Verzeiht, meine Herren«, sagte der Krishnaner. »Habt ihr vielleicht einen kleinen Spitzbuben im Gewand, eines gesetzlosen Kults hier herumschleichen sehen?«
    »Nein, wir haben niemanden gesehen«, antwortete Reith, abermals ein Gähnen mimend. »Mein Mit-Ertsu und ich lagen in tiefem Schlummer, als Ihr klopftet.«
    »Und es hat niemand Einlass in eure Kammer begehrt?«
    »Falls jemand vor Euch geklopft haben sollte, haben wir das jedenfalls nicht gehört.«
    »Dann verzeiht mir mein Eindringen. Bákh segne euch!«
    Der Krishnaner machte eine Geste, die Reith als Segen deutete, und verschwand wieder. Reith schloss und verriegelte die Tür und wandte sich zu Marot um. »Es war tatsächlich ein Priester des Bákh, und damit meine ich nicht Johann Sebastian. Unser kleiner Freund sollte besser noch eine Weile unter dem Bett bleiben, bis wir sicher sind, dass der andere Priester wirklich weg ist.«
    »Wer ist dieser Qarar, von dem er vorhin gesprochen hat?«
    »Der krishnanische Herkules. Es gibt einen ganzen Legendenzyklus über seine Heldentaten – die so genannten Mühen des Qarar – sechs an der Zahl, manche sprechen auch von neun. Qarar soll diverse Monster getötet und eine astronomische Zahl von Frauen, beziehungsweise weiblichen Lebewesen, geschwängert haben, unter anderem auch ein Yeki-Weibchen.«
    »Ich finde es schon anstrengend genug, ein Weibchen meiner eigenen Spezies zu begatten«, sagte Marot. »Wenn ich mir vorstelle, ich sollte es auch noch mit einer Löwin oder Bärin treiben!«
    Reith spähte unter das Bett. »Nirm, Ihr könnt herauskommen. Warum geht Ihr nicht irgendwohin, wo Euer Kult noch floriert und Ihr mit offenen Armen empfangen würdet?«
    Nirm kroch unter dem Bett hervor und klopfte sich den Staub von den Kleidern. »Der Tempel des Yesht in Jazmurian hat, so heißt es, die wahre Lehre bewahrt. Doch wie komme ich dorthin? In zwei Tagen geht ein Flussboot, aber der Fahrpreis beträgt zwanzig Karda. Wegen der Verfolgung sind die Spenden der Gläubigen in letzter Zeit nur noch spärlich geflossen; und mein gesamter Reichtum beläuft sich auf sechzehn Karda.« Er zog seine Börse hervor, schüttelte seinen kargen Münzvorrat heraus und zeigte ihn den beiden.
    Marot nahm vier Silbermünzen aus seiner Börse. »Hier, mein Freund, nehmt das!« forderte er den Priester auf, Reiths missbilligendes Stirnrunzeln ignorierend. »Aber sagt bitte niemandem, woher Ihr sie habt.«
    »Ich verstehe, Herr«, sagte Nirm, sank auf die Knie und berührte vor dem Wissenschaftler mit der Stirn den Boden.
    »Kommt, kommt!« sagte Marot. »Terraner mögen solche übertriebenen Demutsbezeigungen nicht. Ich bitte Euch, erhebt Euch wieder!«
    »Ich werde Euch auf ewig dankbar sein. Ich werde für den ganzen Rest meines Lebens immer für Euch zu Yesht beten.«
    »Das ist nett von Euch«, schaltete sich Reith ein, »aber Ihr würdet uns einen großen Gefallen tun, wenn Ihr Euch jetzt langsam auf den Weg machtet. Zieht Euch unauffällige Kleidung an und geht sobald wie möglich an Bord Eures Bootes.« Er öffnete die Tür, und der Priester huschte hinaus, nervös nach links und rechts spähend.
    »Ich hoffe, der arme kleine Teufel landet nicht im Kochtopf«, sagte Reith. »Aber die Hälfte aller Todesfälle von Terranern auf Krishna sind die Folge solcher gut gemeinter Einmischungen in krishnanische Angelegenheiten. Meine Exfrau ist auch ein Meister auf diesem Gebiet; und wenn es sie bis jetzt noch nicht den Kopf gekostet hat, dann mit Sicherheit eines Tages. Lass dich also nicht von deinem weichen Herzen auf den Holzweg führen!«
     
    Reith hatte für die Reise nach Kubyab drei Tage veranschlagt. Sie waren jedoch vier Tage unterwegs, weil ein heftiger Sturm sie fast einen ganzen Tag in ihr Zelt verbannte. Er begann als Sandsturm. Eine schwarze Wand aus Sand und Staub erhob sich am Horizont und rückte mit großer Geschwindigkeit heran. Vorboten des Sandsturms waren riesige Schwärme fledermausartiger Bijare und Aqebats, die vor den

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