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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Einmal sah er aus nächster Entfernung eine von Sianians Shaihan-Herden, bullige braunweißgescheckte Tiere, die in der spärlichen Vegetation grasten. Sie starrten ihn mit stumpfsinnigem Blick an und wandten sich dann wieder ihrem Grasen zu.
    Eine Stunde später stieß Reith auf Girej und Doukh. Sie lagen, alle viere von sich gestreckt, im Gras, neben sich eine leere Flasche. Ihre Aya hatten sie ganz in der Nähe angebunden. Reith saß ab, fasste sein Reittier bei den Zügeln und beugte sich über die reglos daliegenden Gestalten. Beide atmeten; aus Girejs Mund drangen sogar leise Schnarchtöne. Reith tippte den riesigen Doukh mit der Stiefelspitze an. Der Krishnaner erwachte, setzte sich auf und grinste dümmlich.
    »Was zum Hishkak macht ihr hier?« bellte Reith. »Wir haben euch gestern Abend am Lagerplatz erwartet!«
    »Also, Herr«, brummelte Doukh verlegen. »Das kam so: Nachdem wir eine Stunde gegangen waren, machten wir Rast, um unsere müden Füße auszuruhen. Und der alte Girej hatte, uns für den Rest der Reise zu stärken, eine Flasche mitgebracht, welche er also hervorzog. Ich trank nur ein paar Schluck; der alte Saufbold aber hatte, eh ich mich’s versah und ihn noch dran hindern konnte, gleich die ganze Flasche leer getrunken. Und so sehr ich mich danach auch bemühte, ihn wieder auf die Beine zu bekommen, ’s war vergebens.«
    »Warum bist du mit dem Aya nicht allein weitergegangen?«
    »Aber Herr! Glaubt Ihr, ich lasse einen Kameraden sinnlos betrunken allein in der Wildnis liegen, wo jeden Augenblick ein Kargan oder ein Yeki kommen und ihn fressen könnte? Für was für einen Grobian haltet Ihr mich?«
    »Dann heb ihn jetzt auf!« knurrte Reith. »Er hat Zeit genug gehabt, seinen Rausch auszuschlafen. Das kostet euch beide einen halben Tagelohn.«
    Schließlich erreichten Reith und die beiden Arbeiter das Lager. Doukh führte den Pack-Aya am Zügel, Girej, der benommen hinterdrein schlurfte, murmelte immer wieder: »Oh, mein armer Kopf!«
    Marot kam ihnen entgegengerannt, aufgeregt schnaufend. »Fergus! Ich glaube, ich habe eine viel versprechende Schicht gefunden!«
    Reith saß ab, überreichte Girej die Zügel seines Ayas und gab den beiden Krishnanern ihre Anweisungen. Dann sagte er zu Marot: »Zeig sie mir, alter Knabe!«
    Der Wissenschaftler und sein Führer gingen ein paar hundert Meter stromaufwärts. Marot zeigte mit seinem Geologenhämmerchen auf eine Stelle und sagte: »Die Kiesfläche dort ist die Mündung eines ehemaligen Bachbettes. Unter den Kieseln befindet sich zo … ich meine, kharobianischer Sandstein. Zum Glück ist er an der Oberfläche ziemlich weich. Die Kiesel sind von weiter oben gelegenen fossilhaltigen Schichten angeschwemmt worden. Das weiß ich deshalb, weil sie zahlreiche Fragmente von Fossilien enthalten.« Marot bückte sich und hob etwas auf, das aussah wie ein gewöhnlicher Kiesel. »Schau her!« sagte er zu Reith. »Das hier ist ein Bruchstück aus der Wirbelsäule eines Piscoiden, was wir auf Terra schlicht einen Fisch nennen würden. Es ist natürlich nicht mit unseren Fischen verwandt, sondern hat sich parallel entwickelt. Hier ist noch eins.«
    Marot zeigte Reith einen zweiten Kiesel, betrachtete die beiden Fundstücke durch seine Lupe und warf sie wieder fort.
    »Willst du die nicht aufheben?« fragte Reith erstaunt.
    »Nein. Davon könnte ich hier körbeweise einsammeln. Da sie nicht in situ sind und nicht mit dem Rest des Skeletts zusammenhängen, könnten sie mir nichts sagen, was ich nicht ohnehin schon wüsste. Aber sie zeigen den Weg zu möglichen bedeutenden Entdeckungen.«
    Die folgende Stunde verbrachten sie damit, auf dem bezeichneten Terrain umherzuwandern. Marot fand mehrere kleine Fossilien: einen gebogenen, drei Zentimeter langen Reptilienfangzahn; einen nicht identifizierbaren Rückenwirbel sowie einen tropfenförmigen Stein, der, wie Marot erklärte, ein Koprolith war – der versteinerte Kot eines urzeitlichen Wassertieres.
    Reith schlenderte gerade über eine Fläche roten Sandsteins, die fast frei war von Kieseln, als er in einer kleinen Vertiefung einen blaßgrauen Streifen zwischen dem bräunlichen Rot des Gesteins, gewahrte. Beim näheren Hinschauen sah er, dass das Material eine gewisse Regelmäßigkeit aufwies, ähnlich einer Perlenkette.
    »Aristide!« rief er. »Würdest du dir das hier mal anschauen? Ich kann nicht beurteilen, ob es irgend was von Bedeutung ist, aber komm trotzdem mal gucken …«
    Marot kam herbei. »Hein!« rief

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