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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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geradeaus, bis wir an den Fluss kommen.«
    »Sicher finden wir zurück«, sagte Reith, der ebenfalls die Maske der Höflichkeit aufgesetzt hatte. »Bei diesen sechsbeinigen Viechern braucht man keine Angst zu haben, dass sie in ein Loch stolpern und einen dreifachen Rittberger in die Botanik machen. Gute Nacht, Lish!«
    Als sie sich zum Abschied die Hand schüttelten, konnten sie sich kaum voneinander losreißen. Leise murmelnd standen sie sich gegenüber: »Wann kann ich dich mal wieder sehen …« – »Du musst mir unbedingt erzählen, was …« – »Wir können ja mal …«
    Schließlich tippte Marot Reith an den Ellbogen und sagte: »Komm jetzt, Fergus! Faites une bonne nu!«
    Wieder in die Gegenwart zurückgeholt, drückte Reith Alicias Hand noch einmal fest, dann wandte er sich ab und stieg ohne weitere Worte auf seinen Aya.
    Als sie sich ein Stück vom Camp entfernt hatten, sagte Reith: »Ein Glück, dass du eingegriffen hast, Aristide! Noch ein Wort von dem Kerl, und ich hätte ihm was aufs Maul gegeben. Das war wirklich die unbehaglichste Dinnerparty, die ich je durchschwitzt habe; wie die Henkersmahlzeit mit dem Scharfrichter an dem Abend, bevor er dich einen Kopf kürzer macht.«
    »O ja«, sagte Marot. »Ich bedaure nur, dass du mir nicht rascher über den Mund gefahren bist, als ich anfing, über unseren Fund zu prahlen. Wann lerne ich bloß endlich mal, mein Maul zu halten? Aber um mal von was Angenehmerem zu sprechen: Ich war sehr angetan von deiner Alicia.«
    »Tja, leider ist sie nicht mehr meine Alicia.«
    »Ich bin trotzdem beeindruckt. Sie scheint mehr Vorzüge zu haben, als eine Frau auf einmal haben sollte. Sie ist schön, sie ist intelligent, sie hat Charme, sie hat Energie …«
    »Du müsstest sie besser kennen, um ihre weniger bewundernswerten Züge wahrzunehmen, die in dem Sinn keine Fehler sind, sondern ins Extrem getriebene Vorzüge.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sie könnte die größte Xenologin in der Galaxis sein. Aber von einem guten Xenologen sollte man verlangen können, dass er versteht, sich zurückzuhalten, sich unauffällig zu benehmen. Lish ist ungefähr so unauffällig wie eine Sonnenblume in einem Kohlenkasten. Hinzu kommt, dass sie rechthaberisch, dogmatisch, zänkisch und aufbrausend ist. Sie hat diese missionarische Art drauf; statt die Krishnaner so zu nehmen, wie sie sind, und sie zu studieren, versucht sie ständig, an ihnen herumzuerziehen und sie zu terranischen Idealen zu bekehren, mit dem Resultat, dass sie in mehreren krishnanischen Nationen eine persona non grata ist. Sie kann wirklich von Glück reden, dass sie überhaupt ihren Kopf noch drauf hat.«
    »Du hast zweifellos recht. Aber es ist offensichtlich, dass ihr zwei … wie soll ich sagen … emotional noch immer aneinander hängt.«
    »Ja, leider. Ich fürchte, das alte Feuer ist längst noch nicht erloschen, allenfalls eingedämmt.«
    Marot schüttelte seufzend den Kopf. »Es ist wirklich ein Trauerspiel: zwei nette, anständige Menschen, die sich lieben, aber aufgrund verschiedener Persönlichkeitsstrukturen einfach nicht harmonisch zusammenleben können. Aber dieser Foltz stellt ja mächtig Besitzansprüche an sie. Glaubst du, dass sie … eh …«
    »Wenn er sie bumst, dann mit ihrem Einverständnis, da kannst du hundertprozentig sicher sein. Wenn er es auch nur einmal mit Gewalt versuchen würde, dann würde sie ihn im Schlaf umbringen.«
    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sagte Marot: »Sieh dich bloß vor, Alter! Ich sehe schon förmlich eine Dreieckstragödie heraufziehen – ein düsteres Melodram, wie in diesen italienischen Opern, wo sich am Schluss alle gegenseitig erstechen.«
    »Zerbrich du dir lieber den Kopf über deine eigene Dreieckstragödie!«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, du, Foltz und Ozymandias. Da kann sich ebenso gut ein Melodram draus entwickeln wie aus meiner.«
    Reith verbrachte eine unruhige Nacht. Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse mit Alicia suchten ihn heim – und Träume, in denen er und Alicia sich leidenschaftlich liebten.
     
    Als Fergus Reith am nächsten Morgen den Reißverschluss der Zelttür aufzog, begann der bedeckte Himmel sich im Osten bereits aufzuhellen. Eine Stunde später – die Arbeit an Ozymandias war schon voll im Gange – schaute Doukh von seiner Arbeit auf und rief: »Meister Rief, da kommt jemand!«
    Reiths Blick folgte dem ausgestreckten Zeigefinger des Krishnaners, und was er sah, ließ sein Herz wie wild lospochen. Alicia, in khakifarbenem Hemd

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