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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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begrüßte beide mit Handschlag. »Ich freue mich, dass ihr gekommen seid. Nehmt doch bitte Platz!« Er deutete auf einen Tisch und rief: »Daviran! Bring uns Kvad!«
    Als die Drinks eingeschenkt waren, hob Foltz seinen Becher: »Auf alle Fossilien Krishnas!«
    Der Kvad war von derselben Schärfe wie der Tropfen, den sie bei Sainian serviert bekommen hatten. Marot nahm einen kräftigen Schluck, dann hob er seinen Becher erneut: »Auf die Wahrheit, zu der sie uns führen werden, wie auch immer sie aussehen mag!«
    Foltz trank auch darauf, jedoch schweigend und ohne eine Miene zu verziehen. Nach dem ersten Begrüßungsschluck nippte Reith nur noch vorsichtig an seinem Becher. Er befürchtete, dass Marot sich in seiner Euphorie betrinken und seine Entdeckung ausplappern würde. Reith beschloss daher, nüchtern zu bleiben und ein wachsames Auge auf den Franzosen zu werfen, der seine eigene Warnung vor Foltz’ Fanatismus völlig vergessen zu haben schien.
    »Die Wahrheit«, sagte Foltz, »wird meine Theorie voll bestätigen. Du wirst sehen.«
    Marot, der bereits seinen ersten Becher geleert hatte, lächelte verschmitzt. Foltz gab Daviran ein Zeichen, die Becher frisch aufzufüllen: Marots, der leer war; Reiths, der noch immer mehr als halbvoll war, und seinen eigenen, der ebenfalls leer war. Marot nahm erneut einen kräftigen Schluck und erwiderte:
    »Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Wenn du das Exemplar sähest, das wir heute fanden, wärst du vielleicht nicht mehr so sicher.«
    Foltz schaute einen Moment verdutzt, dann fing er sich wieder. »Was ist das denn für ein tolles Exemplar?«
    Reith fühlte sich für einen Sekundenbruchteil versucht zu brüllen: »Halt’s Maul, du verdammter Narr!« Aber er bezähmte sich rechtzeitig. Sein Blick wanderte unauffällig unter den Tisch, damit er nicht aus Versehen vor das falsche Schienbein träte. Mit der Stiefelspitze tippte er Marot sachte gegen den Knöchel.
    »Aha, das scheint dich wohl brennend zu interessieren!« frohlockte triumphierend Marot. »Mehr kann ich jedoch leider noch nicht verraten, da es bis jetzt erst teilweise freigelegt ist. Aber nach dem zu urteilen, was ich bis jetzt schon gesehen habe, wird es deiner Theorie den Todesstoß versetzen.«
    »Ich muss rüberkommen und es mir mal anschauen«, sagte Foltz.
    »Du bist jederzeit willkommen«, erwiderte Marot lachend. »Stell dir bloß mal diese Ironie vor! La Rochefoucauld hätte es nicht besser erfinden können. Da komme ich, ein etablierter Paläontologe von Rang und reicher Erfahrung, über Lichtjahre interstellaren Raums angereist, um krishnanische Knochen auszubuddeln. Und dann, gleich am ersten Tag, was passiert? Ein blutiger Amateur – entschuldige den harten Ausdruck, Fergus, aber das bist du nun einmal – findet auf Anhieb das vielleicht entscheidendste Exemplar im gesamten Feld der krishnanischen Evolutionsgeschichte!«
    »Ich gratuliere, Mister Reith«, sagte Foltz. »Das heißt, falls dieser Fund sich wirklich als so bahnbrechend herausstellt, wie mein enthusiastischer Kollege, es zu glauben scheint. Aber macht euch auf eine Enttäuschung gefasst. Es wäre nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler sich mit derartigen Extrapolationen geirrt haben. Ich habe die hexapodische Abstammung aller krishnanischen Landwirbeltiere unwiderlegbar nachgewiesen und …«
    Marot unterbrach ihn: »Oh, quelle sottise! Du bist ein unverbesserlicher Selbstbetrüger, Warren …«
    »Im Gegenteil! Ihr seid Selbstbetrüger! Du und diese anderen Besserwisser, die …«
    »Bitte, meine Herren!« fuhr Reith energisch dazwischen, da die Diskussion zu einem offenen Streit zu eskalieren drohte. »Lasst uns den fachlichen Disput besser für ein anderes Mal aufheben. Das meiste davon übersteigt ohnehin meinen Horizont. Es passieren doch wirklich genügend andere Dinge auf Krishna, über die wir uns unterhalten können. Zum Beispiel bedrohen die Nomaden von Qaath …«
    »Verdammt, ich …«, begann Foltz.
    »Und ich betone abermals …«, begann Marot.
    Die Stoffbahn an der Stirnseite des Hauptzeltes teilte sich, und heraus trat eine schlanke, auffallend schöne Frau mit fein geschnittenen Zügen und goldblondem Haar. Sie hatte den Tisch fast erreicht, als ihr Blick auf Fergus Reith fiel. Sie blieb abrupt stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Ihre Lippen öffneten sich stumm.
    »Lish!« sagte Reith. Er setzte seinen Becher ab und erhob sich.
    »Fergus!« Sie stand eine Sekunde unschlüssig,

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