Die Gebeine von Zora
und Shorts, kam auf die Ausgrabungsstelle zugerannt. Als sie näher kam, sah Reith, dass sie nicht nur schmutzig und aufgelöst war, sondern auch ein blaues Auge und mehrere deutlich sichtbare blaue Flecken im Gesicht und an den Armen und Beinen hatte.
»Großer Gott! Lish, was ist passiert?« schrie Reith.
»Warren h-hat mich v-verprügelt!« schluchzte sie und warf sich Reith in die Arme. »Ich bin weggerannt und die halbe Nacht im Kreis herumgeirrt, um dich zu finden.« Das Sprechen wurde ihr von einer geplatzten und dick angeschwollenen Lippe erschwert.
Marot meldete sich mit einem Räuspern. »Fergus, mein Freund, ich denke mir, du und die kleine Lady wollt diese Sache lieber unter vier Augen besprechen, kein?«
»Er hat recht«, sagte Reith. »Komm, Lish, gehen wir ein Stück weiter, und du erzählst mir alles in Ruhe. Du sagtest, dieser Dreckskerl hat dich verprügelt?«
»J-ja.«
»Den Schweinehund bringe ich um, und damit meine ich, dass ich ihm nicht bloß die Nase platt haue. Aber jetzt erzähl mir mal die ganze Geschichte.«
»Also, ihr wart kaum weg gestern Abend, da kriegten Warren und ich fürchterlichen Streit. Er war schrecklich sauer darüber, wie wir beide uns während des ganzen Essens angeguckt, wie wir Händchen gehalten und uns beim Abschied wie die Turteltauben angegurrt hätten. Er warf mir vor, dass ich noch immer in dich verliebt sei.«
»Und? Bist du’s?« ließ ein plötzlicher Impuls Reith fragen.
»Das ist keine Frage in dieser Situation. Ich gebe zu, du wirst für mich immer was Besonderes sein. Jedenfalls gab ein Wort das andere, und ich sagte ihm ein paar Wahrheiten über ihn selbst.«
»Wobei du deine Zunge als Skalpell benutzt hast, um ihn bei lebendigem Leib zu sezieren. Ich kenne deine Begabung.«
»Du bist gemein! Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten. Die Sicherungen gingen ihm dann durch, als ich ihm sagte, er wäre im Bett eine Niete und könnte dir nicht das Wasser reichen. Da flippte er total aus und fing an zu treten und zu schlagen. Ich bin stärker, als ich aussehe, aber er ist noch stärker. Und nachdem er mich dann dreimal ums Zelt geprügelt hatte, hat er versucht, mich zu vergewaltigen.
Ich will dir nichts vormachen, Fergus. Ich schlafe mit ihm, seit diese Expedition begonnen hat; das war ein Teil unserer Vereinbarung …«
Reith schüttelte bekümmert den Kopf. »Das passt überhaupt nicht zu dir, Lish.«
»Ich weiß; es sieht aus, als würde ich mich an den Meistbietenden verkaufen. Aber ich habe das weder aus Liebe noch aus Spaß getan. Ich stand vor der Alternative: entweder das oder verhungern. Er hat es mir von vornherein klar und deutlich gesagt: kein Fick – kein Job.«
»Mein Gott, das ist ja praktisch dasselbe wie Vergewaltigen. Aber eins verstehe ich nicht so ganz: kein Ertsu, noch dazu mit deinen Fähigkeiten, braucht auf Krishna zu verhungern. Man kriegt immer irgendwelche Jobs bei den Eingeborenen …«
»Ja, aber es ist was anderes, ob sich ein Mann wie du für solch einen Job bewirbt oder eine gut aussehende Terranerin. Ich habe Angebote für Jobs von diversen krishnanischen Bonzen gekriegt, aber alle hatten denselben Haken wie Warrens Angebot.
Was du nicht verstehst, ist, wie niedergeschlagen und mies ich mich gefühlt habe. Ich hatte bei meinem Job versagt, war aus Katai-Jhogorai rausgeworfen worden, hatte meinen Zuschuss nicht bewilligt gekriegt, war pleite und hatte den besten Mann verstoßen, den ich je zu kriegen hoffen konnte. Was hatte ich also noch zu verlieren? Warren sah auf den ersten Blick ganz gut aus, und ich dachte, na ja, vielleicht lässt sich daraus ja eine ganz ordentliche Beziehung aufbauen. Natürlich war das blöd und kurzsichtig von mir.«
»Schätzchen, solange ich noch einen Arzu in der Tasche habe, brauchst du auf Krishna nicht zu verhungern.«
Mit Tränen in den Augen schlang Alicia die Arme um Reith und drückte ihm das Gesicht an die Brust. »Oh, Darling … Aber du warst zu der Zeit nicht in Novo. Und selbst, wenn du dagewesen wärst, hätte ich dich wohl schlecht um einen Gefallen bitten können, so wie ich dich behandelt habe.
Aber um wieder auf letzte Nacht zurückzukommen: Nachdem er mich halb besinnungslos geschlagen hatte, warf er sich auf mich und wollte mir sein Ding reinzwängen. Aber das hatte mit Liebemachen nichts zu tun; das war reiner Sadismus.«
»Und wie hast du es geschafft, dich zu befreien? Du sagtest doch vorhin, er hätte es ›versucht‹.«
»Ich rammte ihm das Knie in
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