Die Gebeine von Zora
zu beschützen?«
»Fergus braucht erst gar keinen Streit mit Warren anzufangen«, sagte Alicia trocken. »Warren hat nämlich gesagt, er würde euch beide sowieso bei der ersten Gelegenheit umbringen, die sich ihm böte.«
»Lass uns trotzdem einmal annehmen«, fuhr Marot auf seine ruhige, professorale Art fort, »du würdest es allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen. Dasht Kharob legte, wenn du dich erinnerst, allergrößten Wert darauf, dass es zwischen mir und Foltz zu keinerlei Auseinandersetzungen kommt, und ich bin sicher, dass er dasselbe auch in Bezug auf dich und Foltz meint. Und sollte es demjenigen, der aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht, nicht gelingen, sich ganz schnell über irgendeine Grenze abzusetzen, dann würde er sofort von den Leuten des Dasht festgenommen. Und bis dahin dürfte die Hohepriesterin wieder auf ihren Thron zurückgekehrt sein und nichts lieber tun, als den Sieger zu seinen theologischen’ Ansichten zu befragen – mit Hilfe glühender Zangen, versteht sich.«
»Ich muss zu meinem Leidwesen zugeben, dass du recht hast«, knurrte Reith. »Aber was ist, wenn Foltz mit seiner ganzen Riege herkommt und uns angreift?«
»Dann müssen wir kämpfen oder fliehen, je nach den Umständen. So oder so, ich würde sagen, wir sehen zu, dass wir mit unserer Arbeit so schnell wie möglich fertig werden. Wenn du und ich unseren Krishnanern mit Picke und Schaufel zur Hand gehen, können wir den Block vielleicht noch heute Nachmittag rausbrechen und vor Einbruch der Nacht schon auf dem Rückweg nach Kubyab sein. Wenn wir erst einmal dort sind, denke ich› können wir auf die Hilfe des guten Junkers zählen. Inzwischen täte die bezaubernde kleine Doktor Dyckman gut daran, sich aufs Ohr zu legen und den versäumten Schlaf nachzuholen.«
»Aristide!« fauchte sie giftig. »Ich hasse es, wenn jemand mich ›klein‹ nennt! Ich bin einssiebzig, das ist ein gutes Stück über der Durchschnittsgröße der Amerikanerin.«
»Ich bitte tausendmal um Vergebung, meine klei … meine große Alicia.«
Eine Stunde später schlief Alicia tief und fest in Reiths und Marots Zelt. Reith und Marot halfen, entkleidet bis auf Stiefel und Shorts, den beiden Krishnanern beim Ausgraben. Obwohl Roqir noch immer hinter einer Wolkendecke verborgen war, war die Luft schwül und heiß. Zusätzlich erschwert wurde ihre Arbeit durch die Tatsache, dass der rote Sandsteinboden ein paar Zentimeter unter der Oberfläche härter wurde, so dass sie Mühe hatten, ihn mit ihren Pickeln aufzubrechen.
Reith hielt inne, um Atem zu schöpfen, wischte sich mit dem Unterarm über die schweißtriefende Stirn und schaute auf. »Da kommt schon wieder jemand!« rief er.
Zwei Reiter mit breitkrempigen Stroh-Sombreros nahten im Galopp. Der eine war der Shaihan-Hirte, den Sainian in Foltz’ Camp postiert hatte; der andere war Warren Foltz.
Als sie sich der Ausgrabungsstelle näherten, brachte Foltz seinen Aya mit einem heftigen Ruck zum Stehen, sprang auf die Erde und warf die Zügel dem Shaihan-Hirten zu. Reith bemerkte, dass Foltz sein Schwert trug. Reith tastete nach seinem eigenen, und in dem Moment fiel ihm mit Bestürzung ein, dass es noch in seinem Zelt lag. Er verfluchte sich für seine Dummheit.
Foltz baute sich vor Reith auf und bellte: »Wo ist Alicia?«
»Was geht Sie das an?« erwiderte Reith ruhig.
»Sie ist meine Frau, das geht mich das an, und ich will sie wiederhaben!«
»Sie ist niemandes Frau, und sie kann gehen, wohin sie will und leben, mit wem sie will.«
»Ach ja, kann sie das?« schnarrte Foltz höhnisch. »Das werden wir ja sehen.« Er schaute sich um. »Ich wette, sie ist in einem dieser Zelte. Ich nehme sie mit, und wage es einer, zu versuchen, mich daran zu hindern!«
»Was sagt der Terraner?« fragte Girej. »Wir wollen nichts mit diesem Streit zu tun haben.«
Foltz wandte sich um und marschierte los in die Richtung, wo die Zelte standen. Reith sprang um ihn herum und verstellte ihm den Weg. »Bleiben Sie von den Zelten weg!«
»Meine Herren!« schaltete sich Marot ein. »Hört doch auf, euch zu streiten! Fergus ist völlig im Recht, wenn er sagt, Doktor Dyckman kann tun und lassen, was sie will.«
»Aus dem Weg, Reith!« blaffte Foltz. Er riss sein Schwert heraus und richtete die Spitze auf Reiths nackten Bauch. »Ich bin nicht darauf aus, Sie zu töten, aber wenn Sie nicht sofort den Weg freigeben, dann tue ich es!«
Aus dem Augenwinkel erspähte Reith Marots Marsh-Pickel, der dicht neben ihm auf
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