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Die Gebeine von Zora

Die Gebeine von Zora

Titel: Die Gebeine von Zora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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dann nahm er dem Jüngling Alicias und sein eigenes Bündel ab und trug sie in das größere der beiden Zimmer. Er stellte sie ab und drehte sich zu Alicia um. »Tritt ein, Liebchen!«
    Sie stand unschlüssig im Türrahmen. Ihre Blicke trafen sich. Dann ließ ein Lächeln schierer Glückseligkeit ihr klassisch-schönes Gesicht aufleuchten, als wäre ein Sonnenstrahl über ihre Züge gehuscht. Reith wusste, dass sie die ganze Zeit gebangt hatte, er würde ihr noch immer grollen, dass sie ihn ins Wasser geschubst hatte, und sie deshalb in das Einzelzimmer verbannen. Als sie nebeneinander auf dem Bett saßen und der Träger den Raum wieder verlassen hatte, fragte sie:
    »Warum wolltest du unbedingt, dass Aristide dem Wirt seine Fossilien zeigt?«
    »Wenn ich da nicht drauf bestanden hätte, wären sie sicher gewesen, dass in dem Sack Gold ist oder Juwelen oder irgend sonst was Kostbares. Angur traue ich ja, aber nicht seinem Gehilfen.« Reith hob die Stimme. »Aristide! Würdest du bitte mal rüberkommen? … Wir haben noch ein paar Stunden, bis es dunkel wird. Was meint ihr, sollen wir mit der Zeit anfangen?«
    »Ich würde mir gern die Eisenbahn anschauen«, sagte Marot. »Vielleicht kann ich auch schon mal unsere Rückfahrt arrangieren.«
    »Besitzt Jazmurian ein anständiges Einkaufsviertel?« wollte Alicia wissen.
    »Was deinen Vorschlag betrifft, Aristide, ich glaube nicht, dass die Bahn uns auf Kredit befördert; und was deine Frage betrifft, Alicia: Einen Einkaufsbummel mit leeren Taschen zu machen, dürfte wohl ziemlich frustrierend sein.«
    »Also, ich gehe mir die Züge anschauen«, sagte Marot. »Ich bin ein Eisenbahnfan.«
    »Ist zwar keine Eisenbahn, alter Junge, sondern eine Holzbahn, aber macht ja nichts. Und erkundige dich mal nach den Fahrpreisen und den Abfahrtszeiten.«
    »Und ich übertrage meine Notizen ins reine«, sagte Alicia.
    . »Dann lasse ich euch ein bisschen alleine«, sagte Reith.
    »Schließt eure Türen ab. Wenn ihr rausgeht, bleibt in der Nähe des Gasthofs und treibt euch nicht in irgendwelchen finsteren Vierteln herum.«
    »Wo gehst du denn hin?« fragte Marot.
    »Zum Yesht-Tempel. Ich will mal nachsehen, ob unser kleiner Priester – du erinnerst dich doch, dieser Nirm – es geschafft hat, sich bis hierher durchzuschlagen.«
    »Könntest du mir Schreibpapier und ein paar Bleistifte mitbringen?« bat ihn Alicia. »Sie gehen mir langsam aus.«
    »Klar; ein paar Karda hab ich ja noch übrig. Bis später dann!«
    Der Tempel des Richters der Toten war ein massives viereckiges Gebäude mit einem riesigen Kuppeldach. Der Eingang lag unterhalb des Straßenniveaus, so dass man, wenn man den Tempel betreten wollte, zuerst eine Treppe hinuntergehen musste. Ein kluger psychologischer Trick zur richtigen Einstimmung der Gläubigen auf den Herrn der Unterwelt, dachte Reith.
    Am Eingang ließ ein Akolyt sich Reiths Namen nennen. Sodann erkundigte sich Reith nach dem Yesht-Priester aus Jeshang. Gleich darauf erschien Nirm bad-O´lan im vollen grün-purpurnen Ornat eines Priesters des qiribischen Kults.
    »Meister … Meister … Reith, nicht wahr? Ihr und Euer Gefährte wart es, die mir in Jeshang Beistand geleistet, wofür ich Euch für immer dankbar sein werde. Kommt mit mir, auf dass wir uns in Ruhe unterhalten können!«
    In einem Audienzzimmer beschrieb der redselige kleine Priester in aller Ausführlichkeit seine Fahrt den Zigros hinunter. »Wir haben übrigens«, fügte er seiner Schilderung leutselig hinzu, »noch einen hier, der vor dem Grimm der Bákhriten geflohen ist: einen Priester des Dashmok; er ist erst vor wenigen Tagen hier angekommen. Der lustige majburische Gott hat hier keinen Tempel, aber er hatte eine kleine Kultgemeinde in Jeshang. Wir haben Hochwürden Ozagh Zuflucht gewährt, obzwar sein Gott nicht der unsere ist, und uns seine atemberaubende Mär von gewalttätigen Ereignissen in Jeshang angehört. Soll ich ihn holen?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Reith.
    Ozagh erschien im rot-weißen Ornat seines Kultes. Als Reith ihn zu den Ereignissen in Jeshang befragte, sagte er: »So wie ich die Geschichte vernommen habe, waren zwei Gruppen von Knochengräbern auf dem Gebiet der Zora-Farm. Ich jedoch vermutete, dass sie allesamt zu ein und derselben Gruppe gehörten. Was ist nun die Wahrheit?«
    »Wir wären zwei Gruppen und arbeiteten unabhängig voneinander. Der Priester Behorj befragte meine Gruppe und zog dann mit seinem Gefolge wieder von dannen, allem Anschein nach zufrieden

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