Die Gebeine von Zora
aufgebracht darüber, dass wir diese zwei hier auf ihrem Territorium gefangen genommen haben.« Er wandte sich jäh zu Foltz um. »Doktor Foltus! Habt Ihr diese Erdenfrau geschlagen?«
»Nein. Ich habe niemals Hand an sie gelegt. Es fielen zwischen uns einige harte Worte, als sie mir eröffnete, dass sie fortgehen würde, und sie stürmte erregt aus dem Zelt. Dabei stolperte sie über eine Zeltleine, fiel hin und zog sich Prellungen zu. Diese lieferten ihr einen Vorwand, um behaupten zu können, ich hätte sie geschlagen.«
Reith hatte Mühe, sich im Zaum zu halten. Jetzt ergriff wieder der Verteidiger das Wort. »Meister Rief! Bei Eurem Zusammentreffen mit Doktor Foltus, machte er da irgendwelche Äußerungen, denen man hätte entnehmen können, dass er der Evolutionstheorie entsagt und sich der Wahren Lehre des Bákh zugewandt hat?«
»Nein, Herr.«
»Wurde bei Eurem Besuch in seinem Lager über solche Dinge diskutiert?«
»Ja, in der Tat.«
»Welche Meinung vertrat Foltus da?«
»Er verfocht seine Version von der Evolution allen Lebens auf dieser Welt. Es war im wesentlichen die gleiche wie die von Marot. Sie unterschied sich nur in dem von mir bereits erwähnten Detail.«
»Unternahm Foltus zu irgendeinem Zeitpunkt irgendwelche Anstrengungen, Euch und Maghou zur Lehre Bákhs zu bekehren?«
»Nein.«
»Könnte es also sein, dass er seinen Sinneswandel nur vorgetäuscht hat, in der Absicht, sich in ein günstiges Licht zu rücken und Euch in ein ungünstiges?«
»Ich erhebe Einspruch!« rief der Ankläger. »Die Frage zwingt den Zeugen, Stellung zu Dingen zu nehmen, von denen er keine persönliche Kenntnis besitzt.«
»Stattgegeben«, sagte der Oberrichter.
Nun war der Ankläger wieder an der Reihe. »Doctor Maghou, welches ist Euer gegenwärtiger Standpunkt in der Frage Evolution oder die Wahre Lehre des Bákh?«
»Ich halte sie beide für richtig«, erklärte Marot mit sanfter Stimme.
»Aber wie kann das angehen? Das Buch des Bákh sagt klar und eindeutig, dass Bákh das Universum in drei Tagen erschuf. Wie kann sich dann das Leben auf dieser Welt allmählich und über Millionen von Jahren hinweg entwickelt haben, wie es, so ich richtig verstanden habe, Eure Evolutionstheorie behauptet?«
»Das hängt von der Frage ab, welche Worte Eures Heiligen Buches wörtlich und welche bildlich zu verstehen sind.«
»Erklärt das bitte näher!«
»Gern. Ich habe mich ein wenig mit dem Buch des Bákh vertraut gemacht. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich in ihm viele Parallelen finden zum heiligen Buch der terranischen Religion, in welcher ich erzogen wurde, Christenrum genannt. Ein Beispiel: Alle Terraner mit Ausnahme von ein paar unbelehrbaren Dummköpfen wissen, dass Terra kugelförmig ist; und doch deuten viele Passagen in dem heiligen Buch, Bibel genannt, an, dass die Erde flach ist. So findet sich eine Stelle, wo es heißt: ›die vier Ecken der Erde‹. An anderer Stelle berichtet die Bibel von Menschen, die einen Turm bauen in der Hoffnung, den Himmel zu erreichen, als wäre das Universum eine Schachtel, mit der Erde als Boden und dem Himmel als Deckel. Wieder an einer anderen Stelle ist die Rede von einem Propheten, der von einem hohen Berg aus alle Königreiche der Erde überblickt.
Die Erklärung unserer Theologen ist die, dass das Buch, da es unter göttlicher Eingebung geschrieben wurde, in einer Sprache verfasst wurde, die für jene verständlich war, an die es sich richtete. Zu der Zeit nämlich, da es entstand, glaubten die meisten Terraner, die Erde sei flach.
Gestattet mir hinzuzufügen, dass die terranischen Theologen gelernt haben, Zurückhaltung zu üben, was das Bestreiten wissenschaftlich erwiesener Fakten betrifft. Vor einem halben Jahrtausend behauptete ein Wissenschaftler namens Galilei, dass Terra sich um unsere Sonne drehe und nicht, wie zu jener Zeit die offizielle Lehre lautete, die Sonne um die Erde. Da zwang ihn die mächtigste der christlichen Kirchen, seine Behauptung zu widerrufen, und stellte ihn für den Rest seines Lebens unter Hausarrest. Und obwohl sich sehr bald herausstellte, dass Galilei recht hatte und die offizielle Lehre falsch war, brauchte die Kirche zweihundert Jahre, um ihren Irrtum einzugestehen. Von diesem Prestigeverlust, den es sich in der Affäre Galilei einhandelte, hat sich das Christentum nie wieder richtig erholt.«
»Doktor Maghou«, schaltete sich der Verteidiger ein, »könnt Ihr Licht in die widersprüchlichen Aussagen der beiden Ertsuma
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