Die Gebeine von Zora
entsprechen der Wahrheit. Ich ließ das Fossil als einen Haufen von Bruchstücken, mindestens zwanzig an der Zahl, zurück. Als ich dann erneut an die Ausgrabungsstätte kam, waren sie nicht mehr vorhanden. Was mit ihnen geschehen ist, vermag ich daher nicht zu sagen.«
»Wir haben«, fuhr der Verteidiger fort, »die Aussagen von Vater Duriz, dass seine Männer den Frachtraum des Fluss-Schiffes Morkerád durchsucht haben, ohne auch nur die geringste Spur von diesem angeblichen Sack voller Steinbrocken zu finden. Außerdem haben wir die Aussage von Hauptmann Manyao, der das Unternehmen in Qirib leitete, dass seine Männer sorgfältig den Waggon, in welchem diese Terraner saßen, durchsucht hätten – ebenfalls ohne Erfolg. Doktor Maghou, könnt Ihr uns aufklären bezüglich des derzeitigen Aufenthaltsortes sowie des Zustandes dieses Beweisstückes?«
Marot vollführte ein ausdrucksvolles südfranzösisches Achselzucken. »Seit Foltzens Attacke habe ich das Fossil nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
»Wie erklärt Ihr Euch dann sein Verschwinden von der Stätte Eurer Forschungen?«
Marot hielt einen Moment inne, dann antwortete er: »Jener Landstrich ist voll von kleinen Höckern und Mulden. Man verwechselt dort leicht eine Stätte mit der anderen. Überdies regnete es, und es herrschte wegen der dichten Wolkendecke nur trübes Licht. Ich nehme an, dass Doktor Foltz Euch irrtümlich eine falsche Stelle zeigte, welche er für die Stätte meiner Arbeit hielt. Ein paar Schritte in die falsche Richtung würden schon genügen.«
Der Ankläger wandte sich an die Hohepriesterin: »Eure Heiligkeit, wenn Ihr es für lohnenswert erachtet, können wir noch einmal einen Suchtrupp aussenden, welcher die Ufer des Flusses Zora genauer auf die fraglichen Fragmente absucht.«
»Darüber werden wir zu gegebener Zeit entscheiden«, antwortete Lazdai. »Seit ich gesehen habe, wie geschickt uns diese listenreichen Strolche durch die Finger zu schlüpfen vermögen, bin ich nicht so töricht anzunehmen, dass sie diese ihre Knochen nicht mit irgendeinem findigen Kunstgriff an unseren Leuten vorbeigeschmuggelt haben.«
Der Verteidiger wandte sich wieder an Foltz. »Doktor Foltus, stimmt es, dass bei der Sache auch ein persönlicher Hader zwischen Euch und Meister Rief im Spiele war?«
»Das ist schon richtig; aber dieser Konflikt hatte nichts mit der Frage der Evolution und des Wahren Glaubens zu tun.«
»Was war dann die Ursache für diesen Zwist, im Verlaufe desselben Ihr, wie wir hörten, Meister Rief mit einem Schwerte attackiertet und ihn getötet hättet, wäre sein Kamerad Euch nicht in den Arm gefallen?«
»Ich hatte eine Sekretärin, eine Erdenfrau, die Reith mir abwarb, indem er ihr höhere Entlohnung versprach. Sie war eine sehr fähige Person; sie führte mir die Bücher und beaufsichtigte meine Mannschaft. Ihr überraschender, unvorhergesehener Weggang brachte mich in eine schwierige Klemme. Ich eilte zu Marots Lager, um gegen diese anmaßende Handlung zu protestieren, und wurde von Reith mit einem Pickel angegriffen. Als ich mich mit meinem Schwert verteidigen wollte, griff Marot mich hinterrücks an und schlug mir seinen Hammer auf den Kopf.«
»Lügner!« schrie Reith in den Saal.
»Ruhe im Gerichtssaal!« bellte der Dasht. »Meister Rief, Ihr werdet Euch beizeiten dazu äußern können.«
Der Verteidiger bohrte weiter: »Meister Foltus, stimmt es, dass zwischen Euch und Meister Rief eine Rivalität um die Zuneigung besagter Sekretärin bestand, deren Name …« (Er kramte in seinen Notizen.) »… Ah-li-shah Dah-ik-man lautet?« »Was meine Person betrifft, stimmt das nicht«, sagte Foltz. »Meine Beziehungen zu der Dame waren rein beruflicher Natur. Ob Reith ihr gegenüber Gefühle mehr persönlicher Natur hegte, weiß ich nicht.«
Marot flüsterte: »Fergus, wenn du gleich drankommst, bausche die Dreiecksbeziehung zwischen dir, Foltz und Alicia ordentlich auf. Erzähl ihnen die Geschichte eurer Ehe.«
»Wieso?«
»Das erschüttert seine Version, er hätte sich lediglich aus hehren religiösen Motiven gegen uns gestellt.«
Reith verzog das Gesicht. »Schau, Aristide, ich kann sie doch wohl schlecht hier vor Gericht öffentlich der Hurerei bezichtigen! Das wäre nicht anständig.«
»Immer noch besser, als im Kochtopf zu schmoren.«
»Nein, das kann ich nicht. Sie mag ja wirklich eine Menge Dummheiten gemacht haben, aber ihren Namen hier vor aller Öffentlichkeit in den Dreck zu ziehen, nein, das kann und
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